Gemeinderat Eching:Freie Wähler kündigen Zusammenarbeit mit Sebastian Thaler auf

Gemeinderat Eching: Die Freien Wähler im Echinger Gemeinderat haben die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Sebastian Thaler aufgekündigt.

Die Freien Wähler im Echinger Gemeinderat haben die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Sebastian Thaler aufgekündigt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Eine sachliche Zusammenarbeit sei nicht mehr möglich, heißt es in der Begründung der Gruppierung vor der ersten Sitzung des Gemeinderates im neuen Jahr. Den Auftritt des Echinger Bürgermeisters bei der Weihnachtsfeier nennen sie eine "absolute Frechheit."

Von Klaus Bachhuber, Eching

Die Freien Wähler im Echinger Gemeinderat haben die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Sebastian Thaler aufgekündigt. "Für die Gemeinderäte der FW ist nun endgültig das Tischtuch mit diesem Bürgermeister zerschnitten", heißt es in einer Mitteilung der Gruppierung vor der ersten Gemeinderatssitzung des Jahres. "Eine sachliche Zusammenarbeit ist eigentlich nicht mehr möglich", so die FW, "allein die Verpflichtung gegenüber den Echinger Bürgern treibt unsere Gemeinderäte weiterhin noch in jede Sitzung."

Letzter Anstoß dieser Distanzierung war die Wutrede des Bürgermeisters bei der Weihnachtsfeier des Gemeinderates. Die Grünen hatten daraufhin eine Entschuldigung Thalers gefordert, die in zwei Ausschusssitzungen des Gemeinderats seither nicht thematisiert wurde, die SPD hatte den Bürgermeister gerügt und ihm etwas Selbstkritik empfohlen.

Das sei nicht ausreichend, so die FW nun: "Eine neue Arbeitsgrundlage, wie von den Grünen gefordert, wird es mit diesem Gemeindeoberhaupt nicht mehr geben." Man habe wegen der Attacken Thalers bei der Weihnachtsfeier bereits die Kommunalaufsicht angerufen, die nach Angaben der FW auch diese Materie an die Landesanwaltschaft verwiesen habe.

Mit den pauschalen Angriffen Thalers auf das gesamte Gremium, dem er "wollüstige Niedertracht" attestiert und seine "Verachtung" ausgedrückt hatte, sei nur "ein unrühmlicher Höhepunkt" im Verhalten des Bürgermeisters erreicht, so die FW: "Zu oft hat Thaler nun schon die grobe Keule ausgepackt, um damit auf Gemeinderäte einzuprügeln, die ihm nicht bedingungslos folgten."

Methode sei dabei immer, "sich in der Opferrolle darzustellen, um dann pauschal alle Kritiker abzuwatschen. Eine Mitschuld wird dabei ausgeschlossen. Eine Gegenrede nicht zugelassen." Seine Glaubwürdigkeit habe der Bürgermeister für die FW restlos verspielt.

Freie Wähler fordern eine öffentliche Entschuldigung - wollen sie aber nicht annehmen

So würde auch eine Entschuldigung beim Gemeinderat als "heuchlerisches Lippenbekenntnis" von der FW nicht akzeptiert. Allerdings erinnert die Gruppierung auch an die externen Gäste der Weihnachtsfeier, von Ehrenbürgern bis zur Geistlichkeit, für die Thalers Auftritt "eine absolute Frechheit" gewesen sei. Hier sei eine öffentliche Entschuldigung angebracht.

Nach dem Eklat bei der Weihnachtsfeier hatte zunächst mal keine Gruppierung reagiert. Vor der ersten Ausschuss-Sitzung des neuen Jahres hatten sich dann Grüne und SPD gegen das Verhalten des Bürgermeisters verwahrt. In den beiden Ausschuss-Sitzungen seither herrschte völlig gewöhnliches Arbeitsklima. Bevor nun am Dienstag erstmals der gesamte Gemeinderat zusammentrat, veröffentlichte die FW ihr Statement.

Auch die Fraktionsgemeinschaft aus "Bürgern für Eching" und ÖDP hat eine Stellungnahme abgegeben, in der sie fordern, es müsse "die Sacharbeit im Vordergrund stehen, um die Belange der Gemeinde voranzubringen". Daran müsse "konstruktiv, ohne persönliche Angriffe, gearbeitet werden". Über die Aussagen Thalers bei der Weihnachtsfeier sei man lediglich "überrascht" gewesen, habe sich aber "nicht angesprochen gefühlt". Jedenfalls würden "uns unsachliche Kommentare nicht weiterbringen". Der Gemeinderat müsse jetzt "eine Basis finden, wie wir miteinander umgehen".

Gegen Thaler ist ein Strafbefehl wegen Untreue anhängig, gegen den er allerdings Einspruch eingelegt hat, der nach mehreren Monaten noch nicht verhandelt ist. Nach einem rechtskräftigen Urteil in dieser Sache sind Ermittlungen der Landesanwaltschaft anhängig, die mehrere Vorwürfe gegen den Bürgermeister dienstrechtlich prüfen wird.

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Eching
:"Die Rechtslage ist sehr kompliziert und in der Bearbeitung aufwendig"

Es geht weiter in Sachen Sebastian Thaler. Nach der Klage zum Jahresende 2022 gegen den Bürgermeister hat der Echinger Gemeinderat nun auch die früheren Anwälte der Gemeinde verklagt. Er will auf diesem Wege Ausgaben zurückfordern und stellt sich auf ein mühseliges Verfahren ein.

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