Hoher Bedarf:Anker für Problemfälle

Hoher Bedarf: Auch an der Lenggrieser Mittelschule ist der Bedarf für Jugendsozialarbeit enorm gestiegen.

Auch an der Lenggrieser Mittelschule ist der Bedarf für Jugendsozialarbeit enorm gestiegen.

(Foto: Manfred_Neubauer)

Die Jugendsozialarbeit an der Lenggrieser Mittelschule wird auf 40 Stunden pro Woche verdoppelt.

Von Petra Schneider, Lenggries

Bereits im vergangenen Jahr hat die Mittelschule Lenggries Alarm geschlagen: Der Betreuungsbedarf für verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler habe deutlich zugenommen, hatte Schulleiter Bernd Kraft erklärt. Die im Jahr 2015 genehmigte 20-Stunden-Stelle im Rahmen der Jugendsozialarbeit (JAS) reiche nicht mehr aus. Der Schulleiter hatte deshalb eine Verdoppelung auf 40 Stunden beantragt, die vom Lenggrieser Gemeinderat kürzlich einstimmig gebilligt wurde.

Im Juli vorigen Jahres hatte Sozialpädagogin Wiebke Schanzer, die die JAS-Stelle innehat, im Gemeinderat eindringlich über die Situation berichtet. So hätten sich die Fallzahlen an der Lenggrieser Mittelschule, die etwa 230 Schüler besuchen, von 29 im Jahr 2019 auf 60 im Jahr 2021 mehr als verdoppelt - Tendenz steigend. Als Gründe für den steigenden Bedarf habe Schulleiter Kraft vor allem die Corona-bedingten Schulschließungen genannt, erklärte Geschäftsleiter Tobias Riesch nun im Gemeinderat. Dadurch sei die stabilisierende Wirkung von Schule, die klaren Strukturen und sozialen Beziehungen weggebrochen, was vor allem für junge Menschen mit schwierigem familiären Umfeld dramatisch gewesen sei. Als Folge hätten die Lehrkräfte vermehrt Aggressionen, Konzentrationsmängel und ein Absinken der schulischen Leistungen beobachtet.

Der Jugendsozialarbeit komme bei der Prävention und Lösung von Konflikten eine wichtige Aufgabe zu. "Die Häufigkeit und Intensität von Problemfällen haben aber so zugenommen, dass dies mit 20 Stunden nicht mehr bewältigt werden kann", sagte Riesch. Die Kosten für die JAS-Stelle teilen sich zu gleichen Teilen Landkreis und Freistaat, die bislang jeweils 8180 Euro übernahmen. Die Diakonie als Trägerin zahlte 3880 Euro, der Löwenanteil von rund 27 330 Euro entfiel auf die Gemeinde.

Seitens des Landkreises werde eine Ausweitung der Jugendsozialarbeit für nötig befunden, sagte Riesch. Den zusätzlichen 20 Stunden habe der Kreistag zugestimmt, die Regierung von Oberbayern werde sich diesem Votum anschließen. Die Diakonie habe mitgeteilt, dass sie keine weiteren Eigenmittel einsetzen könne. Für die zusätzliche Stelle wird nun ein Träger gesucht, der sich an den Kosten beteiligen muss.

Für die Gemeinde verdoppeln sich diese durch die Aufstockung der Stundenzahl. Die Notwendigkeit dieser Ausgaben stand für die Gemeinderäte aber außer Frage. "Der Vortrag der Sozialpädagogin im vergangenen Jahr hat mich betroffen gemacht", sagte Günter Haubner (FWG). Es sei nötig, dass die Gemeinde der Kostenbeteiligung zustimme. Das sah auch Daniela Werner (Grüne) so, die darüber hinaus Kritik am Landratsamt übte. "Da ruft eine Mittelschule um Hilfe, und dann dauert es eineinhalb Jahre, bis Hilfe zugesichert wird". Die lange Bearbeitungszeit hänge mit den Haushaltsberatungen des Landkreises zusammen, erklärte Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG). Im Lenggrieser Gemeinderat wurde die Kostenbeteiligung jedenfalls ohne wenn und aber gebilligt.

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