"Ein Mann namens Otto" im Kino:Innen drin Tom

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Grimmig schauen - ein Workshop mit Tom Hanks. Promotion-Aufnahme für "Ein Mann namens Otto". (Foto: Sony Pictures)

Würde man es glauben, wenn Tom Hanks supergrimmig guckt und einen wirklichen Stinkstiefel spielt? "Ein Mann namens Otto" stellt diese Frage - doch lieber nicht.

Von Anke Sterneborg

Wenn ein Mann schon in der ersten Szene so richtig grantig ist, ein echter Menschenfeind, kann man ein wenig Mitleid mit ihm haben. Alle wissen es, nur er selbst eben nicht, dass er sich in einer Besserungsanstalt namens Kino befindet. Dort wird man zwangsläufig zur Menschenliebe zurückgeführt. Nicht nur in Hollywood übrigens, es gibt da Beispiele aus aller Welt, besonders schöne etwa aus den grantigsten Regionen Skandinaviens. Der schwedische Film "Ein Mann namens Ove" war so ein Fall vor acht Jahren.

Wenn nun aber Tom Hanks auf den Plan tritt, den Namen der Hauptfigur ändert und ein amerikanisches Remake dieses Films in Angriff nimmt, das folglich "Ein Mann namens Otto" heißt, gibt es ein Problem. Tom Hanks kann nämlich granteln, so viel er will, und auf allen Plakaten versuchen, lachhaft grimmig zu schauen - es wird ihm keiner glauben. Nicht einmal ganz am Anfang. Und wohin bitte soll er geführt werden? Tom Hanks lebt, wie jeder weiß, schon sein ganzes Leben in einer Besserungsanstalt namens Kino, und dort wurde ihm die Menschenliebe eingepflanzt bis ins Innerste seines Herzens.

Aber wie auch immer, der Film nimmt trotzdem seinen Lauf. Wie Ove beginnt auch Otto nach dem Tod seiner Frau und dem Verlust des Jobs, methodisch sein eigenes Ableben zu planen, und ist dabei garstig zu seiner ganzen Umgebung. Doch immer wieder kommt das Leben mit seinen Unwägbarkeiten dazwischen, meist in Gestalt bedürftiger Nachbarn, die an seiner Tür klingeln, wenn er gerade den Strick an der Decke montiert hat. Oder gegen seine Garagentür donnern, wenn er den Motor angestellt hat, der ihn gerade mit Kohlenmonoxid in ewigen Schlaf versetzen soll.

Die Grenzen des Darstellbaren bei Tom Hanks mussten mitbedacht werden

Otto ist, wen wundert's, nicht ganz so garstig wie Ove, das schwedische Original. Die Grenzen des Darstellbaren bei Tom Hanks mussten ja mitbedacht werden. Kann Tom Hanks einen selbstgerechten Blockwart in schlecht sitzenden Anzügen spielen, der falsch geparkte Kinderfahrräder wegsperrt, dem rasenpinkelnden Nachbarshund auch mal einen Tritt versetzt und auf die strenge Einhaltung der Verkehrsregeln in seiner kleinen Siedlung pocht? Nun ja, er könnte. Aber man würde wohl kichern über diese Mimikry.

Tom Hanks ist also makellos gekleidet und im Grunde vor allem traurig, und es geht darum, wie das Leben ihn so zugerichtet hat. Mit jedem neuen Suizidversuch wird per Rückblende eine weitere Ebene der Vergangenheit zugespielt. Hübscher Nebeneffekt: Die Jugendversion von Tom Hanks spielt dessen Sohn Truman Hanks, der ihm weniger ähnlich sieht als sein Bruder Colin, aber schon in "Neues aus der Welt" neben seinem Vater eine kleine Rolle übernommen hat und sonst in der Kameraabteilung tätig ist.

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Anfangs darf Ottos ausgeprägter Gerechtigkeitssinn noch ein wenig penetrant rüberkommen - wenn er etwa im Baumarkt um ein paar Cent feilscht, obwohl es ihm egal sein könnte, schließlich kauft er Strick, Haken und Dübel, um sein Leben zu beenden. Doch nach und nach stellt sich heraus, dass dieser Gerechtigkeitssinn eine absolute Größe ist, weniger Pedanterie als moralischer Kompass eines grundgütigen Menschen, der... ja, was wohl? Im Innersten seines menschenliebenden Herzens einfach immer schon Tom Hanks war.

A Man Called Otto , USA 2022 Regie: Marc Forster. Buch: David Magee, Fredrik Backmann. Kamera: Matthias Königswieser. Mit: Tom Hanks, Mariana Treviño, Cameron Britton und Mack Bayda. Verleih: Sony, 126 Minuten. Kinostart: 2.2.2023.

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