Karlsfeld:"Für uns und weitere Familien ist diese Abstimmung schmerzhaft"

Karlsfeld: Über 600 Unterschriften haben Tamara Inan und weitere Mütter aus Karlsfeld an Bürgermeister Stefan Kolbe im Rathaus übergeben.

Über 600 Unterschriften haben Tamara Inan und weitere Mütter aus Karlsfeld an Bürgermeister Stefan Kolbe im Rathaus übergeben.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Eine Petition für einen Hort-Ersatzcontainer in St. Josef ist gescheitert. Mit der Entscheidung des Karlsfelder Gemeinderats wollen sich die Unterstützerinnen aber nicht zufriedengeben.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Sie haben eine Petition im Internet gestartet, damit 645 Unterschriften gesammelt und saßen im Publikum, als der Gemeinderat vor Kurzem eine Entscheidung darüber fällte: Über Monate hinweg haben sich engagierte Eltern aus Karlsfeld dafür eingesetzt, dass die fünfte Hortgruppe in St. Josef nicht gestrichen wird - am Ende ohne Erfolg. Doch mit der Entscheidung des Gemeinderats wollen sie sich nicht zufriedengeben.

Grund für die Hortgruppenschließung ist, dass der Container, in dem die rund 25 Kinder untergebracht sind, marode ist. Ein Ersatzcontainer komme aus Kostengründe nicht infrage, teilte die Gemeinde Karlsfeld mit. Schließlich könnten die Kinder der Verbandsgrundschule Karlsfeld, die in den Hort St. Josef gehen, nachmittags auch woanders betreut werden: Zum Beispiel in der Grundschule an der Krenmoosstraße oder in Allach, so die Gemeinde.

Doch für einige Eltern bedeutet das Nachteile: Die von der Gemeinde organisierte Shuttle-Busfahrt von der Verbandsgrundschule zur Krenmoosstraße kostet 3,80 Euro pro Tag und pro Kind. Zudem müssen nachmittags Elterntaxis einspringen, denn Erstklässler können den Nachhauseweg von der Krenmoosstraße nicht alleine bewältigen, weil dazwischen die gefährliche Münchner Straße liegt. Vom Hort St. Josef hingegen können sie zu Fuß nach Hause gehen, so die Argumente der Eltern.

Ursula Weber wirft Grünen vor, Unruhe in der Elternschaft gestiftet zu haben

Anfang November startete die Karlsfelder Mutter Tamara Inan deshalb die Internetpetition "Erhalt der fünften Hortgruppe in St. Josef - für eine familienfreundliche Betreuung in Karlsfeld". 645 Unterschriften kamen zusammen, diese übergaben betroffene Mütter vor der jüngsten Gemeinderatssitzung an Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Anschließend wurde der Antrag der Grünen-Fraktion auf einen Ersatzcontainer für den Kinderhort St. Josef im Gemeinderat diskutiert. Dafür würden etwa 200 000 Euro anfallen, sagte der Gebäudemanager der Gemeinde, Marco Mühlenhoff. Er rechnete mit einer Container-Standzeit von lediglich zwei Jahren. Denn bis dahin werde der Erweiterungsbau der Verbandsgrundschule fertig, der sich um ein Jahr verzögert habe, und die Kinder könnten dort nachmittags betreut werden.

Karlsfeld: Protestierten gegen die Gruppenschließung im Hort St. Josef: Mütter wie Elke Ruppert (2.v.l.) und Tamara Inan (3. v.r.) wünschen sich eine andere Lösung von der Gemeinde.

Protestierten gegen die Gruppenschließung im Hort St. Josef: Mütter wie Elke Ruppert (2.v.l.) und Tamara Inan (3. v.r.) wünschen sich eine andere Lösung von der Gemeinde.

(Foto: Toni Heigl)

Als Antragstellerin argumentierte Grünen-Gemeinderätin Heike Miebach für den Ersatzcontainer. Denn sie sehe es als Problem, wenn im kommenden Schuljahr so viele Elterntaxis durch Karlsfeld fahren - "in einer Gemeinde, in der ein Klimaschutzkonzept erstellt wird und der Verkehr ohnehin ein Problem ist." Für CSU-Gemeinderätin Ursula Weber, die auch Leiterin der Verbandsgrundschule ist, zeige die Eltern-Petition zwar "die Wichtigkeit des Anliegens", dennoch sprach sie sich gegen den Ersatzcontainer aus, der nur eine Übergangslösung sei.

Denn dafür würde relativ viel Geld investiert, aber nur maximal 25 Kinder hätten etwas davon, zudem sei die Haushaltslage der Gemeinde wegen der Energiekrise nicht sehr gut, so Weber. Den Grünen warf sie vor, mit ihrem Antrag Unruhe in der Elternschaft gestiftet zu haben. Dagegen wehrte sich Michael Fritsch (Grüne): "Wir haben keine Verunsicherung hervorgerufen, sondern sie nur aufgegriffen" - nämlich von Eltern, die sich eine Nachmittagsbetreuung in Wohnortnähe wünschten.

Adrian Heim schlägt vor, Eltern bei Buskosten zu unterstützen

Adrian Heim (Bündnis für Karlsfeld) lehnte es aus Nachhaltigkeitsgründen ab, einen Ersatzcontainer zu bauen, der lediglich zwei Jahre steht. Und er verwies darauf, dass der Gemeinderat einen rund 400 000 Euro teuren Skatepark in der Vergangenheit immer wieder abgelehnt habe. Nun stehe es nicht im Verhältnis, für eine Interimslösung 200 000 Euro auszugeben. Dennoch plädierte Adrian Heim dafür, Eltern finanziell zu entlasten, die jeden Tag 3,80 Euro für den Shuttle-Bus ausgeben müssen. Dafür gab es Klopfen im Saal. Auch Bürgermeister Kolbe gab zu, dass die "Situation nicht ganz optimal ist" und sagte, dass er die Eltern eventuell mit einem Zuschuss für den Bus unterstützen wolle. Schließlich stimmte lediglich Grünen-Gemeinderätin Heike Miebach für den Ersatzcontainer, ihre drei Parteikollegen und die weiteren Gemeinderäte lehnten ihn aus Kostengründen ab.

Aus dem Publikum im Rathaussaal meldete sich anschließend die Karlsfelder Mutter Elke Ruppert, die dort mit einer Handvoll Petitionsunterstützerinnen saß, sie sagte: "Für uns und weitere Familien ist diese Abstimmung schmerzhaft." Sie sprach von einem "Mehrklassensystem", wenn einige Kinder in der Nähe ihres Wohnorts in den Hort gehen können - andere aber nicht. Sie wünsche sich außerdem, dass die Gemeinde in Zukunft Karlsfelder Familien bei den Buskosten unterstützt, wenn ihre Kinder nicht in einen wohnortnahen Hort gehen können.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusSeltene Erkrankung
:"Man lernt, dass eine Sekunde zu lang sein kann"

Jeder Anfall könnte für Marie Böhm den Tod bedeuten. Das zweijährige Mädchen leidet an einer seltenen Epilepsie. Über einen Kampf um jedes Stück Normalität.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: