Zorneding blickt in die Zukunft:Ein Plan mit vielen Unbekannten

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Das Haus der Vereine ist eines der prägendsten Gebäude in Zorneding. Baulich aber ist es in einem schlechten Zustand. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gemeinde Zorneding legt ihr Investitionsprogramm für die nächsten Jahre auf. An Projekten mangelt es darin nicht, sehr wohl aber am Geld, um diese auch umsetzen zu können.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Es schadet im Leben nie, einen Plan in der Tasche zu haben. Allerdings kommt dieses Prinzip in eine gewisse Schieflage, wenn von Anfang an klar ist, dass sich jener Plan wohl kaum erfüllen lassen wird. Dieses Schicksal könnte auch dem Investitionsprogramm der Gemeinde Zorneding drohen, das die örtliche Kämmerei jährlich zusammenstellt. Darin enthalten sind Projekte und Maßnahmen, die in nächster Zeit umzusetzen sind. Damit dieser Plan aufgeht, braucht es jedoch die entsprechenden finanziellen Mittel, die auch im - noch - schuldenfreien Zorneding nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen, oder wie Bürgermeister Piet Mayr (CSU) nun sagte: "Wir werden als Gemeinderat in ein, zwei Jahren schauen müssen, wo wir das Geld herbekommen."

Und von selbigem braucht die Gemeinde in nächster Zeit reichlich, wie aus dem Maßnahmenpapier hervorgeht, über das der Finanzausschuss in seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend diskutierte. Auf der sechsseitigen Liste stehen Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von knapp 25,5 Millionen Euro. 8,5 Millionen davon sind für das laufende Haushaltsjahr eingeplant, 2024 sind es gar 9,7 Millionen Euro. Fast noch schwerer als diese stattlichen Summen wiegen aber die vielen Unbekannten, die in dem Investitionsprogramm enthalten sind. "Das ist eine Absichtserklärung und Momentaufnahme", sagte deshalb Bürgermeister Mayr. Was sich von den geplanten Maßnahmen tatsächlich umsetzen lasse, müsse sich erst noch zeigen.

Die Thaller Lacke in der Gemeinde Zorneding verliert immer mehr Wasser. Das Biotop droht zu sterben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Komplett offen ist etwa, wie es mit dem historischen Haus der Vereine im Ortszentrum weitergeht. Weil sich das rund 160 Jahre alte Gebäude, das früher das erste Rathaus und die erste Schule der Gemeinde beherbergte, kaum mehr sanieren lässt, beschloss der Gemeinderat im vergangenen Herbst den Abriss. Dieser ist zwar nun auch mit rund 140 000 Euro im Investitionsprogramm vermerkt, ob dort aber tatsächlich schon bald die Bagger anrücken, ist fraglich. "Macht es wirklich Sinn, das Haus schon Jahre vorher abzureißen, bevor man was Neues hat?", gab etwa Siad-Matthias Abdin-Bey (FDP) zu bedenken. Er plädierte dafür, demnächst in die Planung für eine Alternative einzusteigen - die aber ebenfalls viel Geld kosten dürfte.

Das trifft auch für den Ausbau des Rathauses zu, für den die Gemeinde in diesem Jahr rund 2,5 Millionen Euro ausgeben wird. Damit die Arbeiten demnächst starten können, hat die Gemeinde nun eine Wiese östlich des bestehenden Gebäudes gepachtet, über die dann die Baustellenfahrzeuge fahren sollen. Dadurch sei gewährleistet, dass die Zufahrt zur Feuerwehr während der Arbeiten nicht blockiert werde, wie Bürgermeister Mayr erklärte.

Eine Baustelle wird es in absehbarer Zeit auch auf dem Gelände der Grundschule geben, denn diese muss für den gesetzlichen Anspruch auf Ganztagsbetreuung erweitert werden, der von 2026 an in Bayern kommen wird. Bis dahin bleibt nicht mehr viel Zeit, wie man nun auch in Zorneding feststellt. "Das ist in drei Jahren kaum leistbar", sagte Bürgermeister Mayr mit Blick auf die Herausforderungen, die deshalb auf die Kommunen zukommen. Vielerorts müssten die Schulen aus- und umgebaut werden, "aber man bekommt die Handwerker nicht her und auch in den Rathäusern fehlt die Manpower". Dennoch wird die Gemeinde in diesem Jahr eine rund 100 000 Euro teure Machbarkeitsstudie für die Schulsanierung in Auftrag geben, nächstes Jahr könnte das Projekt dann starten.

Die Gemeinde würde die TSV-Gaststätte gerne verpachten, findet aber keinen Wirt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wann derweil in der Vereinswirtschaft des TSV Zorneding wieder etwas gestartet wird, steht in den Sternen. Eigentlich wollte die Gemeinde die Gaststätte mit einem innovativen Sportbar-Konzept zu einem echten Treffpunkt umgestalten - doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Wie Mayr auf Nachfrage von Giulia Hillebrand (Grüne) sagte, hält sich die Zahl der möglichen Pächter in Grenzen. Obwohl sich die Gemeinde inzwischen sogar deutschlandweit nach einem Wirt umschaut, sei bisher keine Lösung in Sicht. Vielen sei in der aktuell schwierigen Lage das wirtschaftliche Risiko einfach zu hoch, so der Bürgermeister.

Hoch ist das Risiko auch für die Artenvielfalt im Pöringer Ziegelweiher, die sogenannte Thaller Lacke. Das Biotop an der Anzinger Straße nämlich droht wegen Wassermangel langsam aber sicher zu sterben. Für dessen Rettung plant die Gemeinde in diesem Jahr 25 000 Euro ein, dass das ausreicht, darf jedoch bezweifelt werden. Man sei bereits in Gesprächen mit der Unteren Naturschutzbehörde und einem Ingenieurbüro, so Mayr, die Rettung des Tümpels stelle sich aber als "sehr problematisch und schwierig heraus". Der Bürgermeister geht davon aus, dass man eine Summe im sechsstelligen Bereich investieren müsse, um den Ziegelweiher zu retten. Viel Geld also, das dann wiederum an andere Stelle fehlen würde.

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