SZ-Kolumne "Mitten in ...":An der Bar mit Norman aus Nordhessen

In einer Skihütte bei Kitzbühel macht ein SZ-Redakteur Bekanntschaft mit einem äußerst bier- und redseligen Zeitgenossen. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Kitzbühel

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

An bierseligen Abenden können aus Fremden Freunde werden, so läuft es auch beim Après-Ski. Wenn es aber erst 14 Uhr ist, wird es für Durstige unter Nüchternen mitunter heikel. Ein Beleg dafür: Norman aus Nordhessen. Norman ist um die 40, steht in einer schummrigen Einkehr nahe Kitzbühel in Skikluft an der Bar und schwankt. "Kann ich euch was mitbringen?", lallt er einer Altherrenrunde zu, die dankend ablehnt. Nun wird die Kellnerin nach ihrem Namen gefragt, und Norman erzählt ausgiebig von seinem eigenen. Nächster Stopp: ein US-amerikanisches Pärchen. Sogleich erfährt es, dass Norman nicht etwa ein "Austrian guy" sei, sondern aus Nordhessen kommt. Und, wichtig für die Ursachenforschung zu seinem Zustand: Er sei zwar verheiratet, aber "now it's over". Die Zuhörer wirken überfordert. Anders Norman. Er bestellt das nächste Bier. Marcel Laskus

Mitten in ... Washington

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Bis jetzt hat mich Washington bestens behandelt. Gut, zum Einstand schlug Corona zu, kann passieren. Dann flog ich mit Salto vom Rennrad, meine Schuld, kommt vor. Beim Joggen überfuhr mich fast ein Auto, ich trage jetzt eine Laufmütze mit Licht. Und ja, da war noch dieser Zeckenbiss mit Ausschlag, der mir das tiefere D.C. eröffnete. Hinter mir wurde eine Patientin mit Handschellen in die Notaufnahme der Klinik geführt. Ich ging wieder (und anderntags zu einem anderen Arzt), als die Rezeptionistin mir mitteilte, dass die Wartezeit circa sieben Stunden betrage. Auf der Rückfahrt erfuhr ich im Uber viel über Messerstechereien und Schießereien. Ein paar Tage später saß ich bei meinem Lieblingsmexikaner und betrachtete ein parkendes Auto. Bei 15 Einschusslöchern hörte ich auf zu zählen und schluckte meine Antibiotika. Peter Burghardt

Mitten in ... München

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Ein eiskalter Morgen in den Münchner Isar-Auen. Die Sonne ist gerade aufgegangen, der Atem der Joggerin jagt Nebelwölkchen in die klare Winterluft. Von vorne dringen ein paar schräge Töne ans Ohr: Ta-Ta-Ta, Ta-Ta-Ta, Ta-Ta-Taaa! Ist das ein Waldhorn? Übt da jemand ernsthaft bei diesen Temperaturen draußen? Vielleicht weil er die Nerven der Nachbarn nicht strapazieren will? Da, am Rande einer Lichtung ist es - das Wesen. In einen Fellmantel mit Kapuze gehüllt, ist nicht zu erkennen, ob hier ein Männlein oder Weiblein am Waldrand steht. Die Töne klingen nicht ganz sauber, vielleicht war das Instrument ja erst ein Weihnachtsgeschenk? Oder liegt es einfach an den steifen Fingern und klammen Lippen wegen der Eiseskälte? Womöglich ist es ein Ritual, um den Winter auszutreiben? Dann bitte weiterüben. Dafür nehmen wir auch jeden falschen Ton in Kauf. Evelyn Vogel

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