Barrierefreiheit:Kostenlose "Sozialraumkarte" für Au-Haidhausen

Barrierefreiheit: Damit Rollstuhlfahrer nicht von Hindernissen ausgebremst werden, gibt es nun eine neue Karte für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.

Damit Rollstuhlfahrer nicht von Hindernissen ausgebremst werden, gibt es nun eine neue Karte für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.

(Foto: Uwe Anspach/picture alliance/dpa)

Der Verein "Mobil und sicher im Alltag" bringt einen speziellen Stadtplan heraus, der Orientierung für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen bietet. Ein weiterer Münchner Stadtteil soll nun folgen.

Von Ellen Draxel

Einkaufen gehen, Freunde treffen, den Arzt aufsuchen oder sich einfach mal ins nächste Café setzen - was für Menschen ohne Mobilitätseinschränkungen selbstverständlich ist, stellt Rollstuhlfahrer, Gehörlose und Senioren mit Rollatoren oder Gehhilfen oft vor große Herausforderungen. Barrierefreiheit, obgleich inzwischen ein verbrieftes Recht, ist in München längst nicht überall umgesetzt: Da gibt es Stufen, aber keinen Aufzug oder eine Rampe. Oder es fehlt an barrierefreien Toiletten. Viele Alltagsgänge gelingen den 13 Millionen Menschen in Deutschland mit einer Beeinträchtigung bislang nur mit fremder Hilfe. Ziel des Vereins "Mobil und sicher im Alltag" ist es, diese Abhängigkeit zu minimieren.

Vor Kurzem haben die Vereinsmitglieder deshalb eine kostenlose Stadtteilkarte von Au-Haidhausen herausgebracht, die anders aussieht als klassische Stadtpläne. Große Schrift im handlichen Format, stark vereinfachte Darstellung, klare Farben - darin ähnelt die neue Karte den bereits bekannten Seniorenstadtteilplänen. Darüber hinaus ist diese neue "Sozialraumkarte" aber mit bunten Sternchen überzogen - den hundert Top-Anlaufstellen im Viertel, die aus Vereinssicht für die meisten Gehbehinderten erreichbar sind. Lebensmittelläden, Shops, Postfilialen und Banken zählen dazu, aber auch Apotheken, Ärztehäuser, Drogerien und medizinische Fachgeschäfte. Markiert sind außerdem Restaurants und Cafés, Friseursalons, Hotels, Nachbarschafts- und Seniorentreffs sowie Kirchen und Kultureinrichtungen.

Die Karte zeigt, wo es Aufzüge gibt, wo eine Rampe oder einen Treppenlift. Sie kennzeichnet Behindertenparkplätze, barrierefreie Toiletten, Blindenampeln und Sitzgelegenheiten. Sogar Steigungen und Gefälle sind aus dem Plan abzulesen. "Etwas Ähnliches existierte bisher nicht", sagt Thorsten Wieland. Der 58-Jährige ist und Diplom-Ingenieur für Kartografie. Er und seine Mitstreiter haben die Sozialraumkarte nach vielen Gesprächen mit Betroffenen, Seniorenbeiräten und Fachstellen wie dem Senioren- und dem Behindertenbeirat entwickelt. "Das war ein langer Prozess."

Einer, bei dem Vereinsmitglieder und Freiwillige unter anderem das ganze Viertel abgegangen sind, um Informationen einzuholen. Die Karte für Au-Haidhausen gibt es im Alten- und Service-Zentrum an der Wolfgangstraße 18. Sie kann aber auch beim Verein selbst telefonisch unter 089/997 429 881 oder per E-Mail an vorzimmer@mobil-und-sicher.de geordert werden. Und sie ist downloadbar unter mobil-und-sicher.de.

Geplant ist nun, das Projekt auszubauen und die kleinräumige Karte auch für andere Stadtteile anzubieten. Schwabing-West ist bereits beschlossen: Mitte Januar hat der Bezirksausschuss mit einer Stimme Mehrheit die Finanzierung der Sozialraumkarte in Höhe von 5800 Euro bewilligt. In einer Auflage von 1000 Stück. CSU und FDP hatten zuvor kritisiert, dass die Hälfte der Kosten Geodaten seien, über die die Stadt bereits verfüge. Im Übrigen sei es Auftrag der Kommune, solch eine Karte zu bezahlen, nicht Sache eines Lokalgremiums.

Der Verein, bemerkt dazu Wieland, habe die Idee mit der Sozialraumkarte anfangs durchaus "in alle Richtungen kommuniziert, um eine Förderung zu bekommen. Aber dann hieß es, machen Sie doch erst einmal". Offen ist, wann die Stadtteilkarte mit den barrierefreien Infos für das westliche Schwabing nutzbar sein wird. "Das hängt vom Inhalt ab", erklärt Wieland. Die Produktion selbst sei in vier bis sechs Wochen zu stemmen. Die Schwabinger jedenfalls wollen am Ende nur "drauf schauen und prüfen, ob etwas Wichtiges vergessen wurde".

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