Internationales Tennis:Im Schatten der großen Namen

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Ein Traum wurde wahr: Heike Albrecht-Schröder, hier bei den Deaflympics, ist nun in Melbourne auf dem Platz gestanden. (Foto: Schneid & Kleinert/DGSV/Dirk Kleinert)

Tennisspielerin Heike Albrecht-Schröder trat beim Grand Slam in Melbourne für Gehörlose an, sie wurde Dritte. Es ist ein eher geräuschloser Erfolg.

Von Sabine Buchwald

Für die Münchner Tennisspielerin Heike Albrecht-Schröder ist ein gigantisch großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Seit ihrer Jugend träumte sie davon, bei einem Grand-Slam-Turnier dabei zu sein. Wimbledon, Paris, New York oder Melbourne, egal, Hauptsache, die Atmosphäre der Weltelite schnuppern. Nun also hat Albrecht-Schröder, 31, tatsächlich bei den Australian Open (AO) gespielt und sich den dritten Platz im Damen-Einzel erkämpft. Erste wurde die Australierin Ashlee Narker, zweite die Britin Phoebe Suthers.

Wer den Grand Slam in Melbourne von hier aus verfolgte, dürfte von dem Erfolg der drei Damen kaum etwas mitbekommen haben. Djokovic und Tsitsipas bei den Herren, Sabalenka und Rybakina bei den Damen, das waren die ganz großen Namen, über die geredet und berichtet wurde. Schröder-Albrecht? Nun, die beim TC Blutenburg in Obermenzing verortete Spielerin, Narker und Suthers haben bei den Australian Open für Gehörlose (Deaf and Hard of Hearing/DHoH) mitgemacht. Man findet ihre Namen nur nach intensivem Suchen auf der Webseite der AO.

Heike Albrecht mit ihrem Hund Caruso. (Foto: Catherina Hess)

Es war der erste Grand Slam für die Weltelite in dieser Disziplin. "Thank you Australia", für eine wunderbare Erfahrung, schreibt Albrecht-Schröder auf der Facebook-Seite einer ihrer Sponsoren, der Schweizer Firma Phonak. Deren Hörgeräte trägt die Sportlerin in ihren Ohren, mit ihnen und ihrer Fähigkeit, Gesprächspartnern Wörter von den Lippen abzulesen, kann sie auch ohne Gebärdensprache kommunizieren. Dieser erste DHoH-Grand-Slam ging medial weitgehend geräuschlos über die Bühne. Auf Bildern sieht man keine jubelnden Zuschauermassen rund um den Tennisplatz. Das Niveau der Spielerinnen und Spieler ist hoch (Albrecht-Schröder ist Deutschlands Nummer eins bei den gehörgeschädigten Damen), aber ihr Spiel für Zuschauer offensichtlich nicht allzu interessant.

Von Millionen-Preisgeldern können sie nur träumen

Für Albrecht-Schröder, die geschätzten 80 000 Gehörlosen in Deutschland und die vielen Millionen gehörgeschädigten Menschen weltweit aber ist dieses Turnier ein Zeichen der sportlichen Anerkennung. Die Münchner Spielerin ist derzeit noch auf dem Weg zurück nach Hause. Auf Nachfrage berichtet sie in einer Mail von ihren Eindrücken. Das Turnier sei gut organisiert gewesen, so wie es sich für einen Grand Slam gehöre, schreibt sie. Genauso wie die "Deaflympics" 2022 in Brasilien, wo Albrecht-Schröder als Gesamtsiegerin vom Platz ging. Nur, so schreibt sie weiter, hätten die Australian Open eine ganz andere Atmosphäre zu bieten. "Du läufst im selben Gang (unterirdisch) wie die Profis. Gibst deinen Schläger bei den gleichen Leuten ab." Das habe sich gut angefühlt als hörbehinderte Person, die gleiche Behandlung zu erleben wie ein Djokovic oder eine Swiatek. Diese Momente zählen besonders für Albrecht-Schröder, denn sie habe gesehen: "Diese Personen sind genauso Tennisspieler wie wir alle."

Gespielt wurde im sogenannten Round-Robin-System, in Gruppenspielen, jeder gegen jeden, was Albrecht-Schröder als gute Lösung empfand. Verloren hat sie letztlich nur gegen die junge Ashlee Narker, die in der Rafa Nadal Academy trainiert. Von Preisgeldern in Millionenhöhe kann sie, kann Albrecht-Schröder auch weiterhin nur träumen. Immerhin wurde der Aufenthalt von den Veranstaltern finanziell abgesichert. "See you next year", schreibt Albrecht-Schröder auf Facebook. Noch aber ist eine Fortsetzung dieses Grand-Slam-Auftakts nicht sicher.

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