Bauwirtschaft:Schwarzarbeit und andere "kriminelle Methoden"

Lesezeit: 1 min

Bei Kontrollen auf Baustellen gehen Polizei und Zollfahndung gegen illegale Beschäftigung, Lohndumping und Sozialbetrug vor. (Foto: Stephan Rumpf)

Allein in der Region München sind 148 Ermittlungsverfahren im ersten Halbjahr 2022 eingeleitet worden. Die Gewerkschaft fordert schärfere Kontrollen gegen Lohndumping und Sozialbetrug.

Das Hauptzollamt München hat nach Informationen der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) allein im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres in der Region München 148 Ermittlungsverfahren im Baugewerbe eingeleitet. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit deckte bei ihren Kontrollen vor allem illegale Beschäftigung, Sozialbetrug und Mindestlohnverstöße auf, teilt die Gewerkschaft mit. Insgesamt habe die vom Münchener Zoll ermittelte Schadenssumme durch nicht gezahlte Steuern und Sozialabgaben auf dem Bau rund 1,7 Millionen Euro betragen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres leitete das Hauptzollamt München 146 Ermittlungsverfahren auf dem Bau ein.

Die Baugewerkschaft beruft sich auf Zahlen, die das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage des SPD-Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup mitgeteilt hat. "Die hohe Zahl der Ermittlungsverfahren zeigt, dass kriminelle Methoden auf dem Bau auch in unserer Region zum Alltag gehören", so der Bezirksvorsitzende der IG Bau Oberbayern, Harald Wulf. Die tatsächlich aufgedeckten Verstöße seien dabei nur die Spitze eines Eisbergs. Neben vielen "sauber arbeitenden Unternehmen" gebe es noch immer unseriöse Firmen, für die Lohndumping und illegale Beschäftigung bei Bauaufträgen zum Geschäftsmodell gehörten.

Inflation und hohe Zinsen führen zu weiterem Kostendruck

Wulf warnt vor einer weiteren Zunahme illegaler Machenschaften: "Die hohe Inflation, steigende Bauzinsen, hohe Material- und Energiekosten - alles führt zu einem wachsenden Kostendruck auf dem Bau", so der Gewerkschaftschef. "Unseriöse Chefs werden deshalb jetzt erst recht versuchen, ihre Kosten durch Lohndumping zu senken. Und sie werden sich noch mehr Tricksereien einfallen lassen, um Steuern und Sozialabgaben zu hinterziehen. Dadurch geraten Arbeitgeber, die sich an den Bau-Tarifvertrag halten, weiter unter Druck."

Vor diesem Hintergrund fordert die IG Bau deutlich mehr Kontrollen und eine stärkere Präsenz des Zolls auf den Baustellen. "Auch im Landkreis München wollen wir saubere Baustellen", so Gewerkschaftschef Wulf. "Der Staat muss sicherstellen, dass kriminelle Praktiken auf Baustellen keine Chance mehr haben." Zudem müssten auffällig gewordene Firmen von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen werden. "Wir brauchen ein 'Sündenregister für Schwarzarbeit' - eine öffentliche Kartei, in der die Betriebe aufgelistet werden, deren Geschäftsmodell auf illegaler Beschäftigung und Lohnprellerei beruht", so Wulf.

© SZ/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusU6
:200 Millionen Euro für den "Brain-Train"

Kommende Woche ist offizieller Baubeginn für die Verlängerung der U6. 2027 soll es eine direkte Verbindung zwischen den Universitätsstandorten in Garching und Planegg geben. Doch der Weg dahin war lang - und teuer.

Von Rainer Rutz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: