Schutz vor Cyberangriffen:Versichert uns!

Schutz vor Cyberangriffen: So wie Feuerversicherungen Sprinkler fordern, muss auch eine Cyberversicherung Standards einfordern, heißt es.

So wie Feuerversicherungen Sprinkler fordern, muss auch eine Cyberversicherung Standards einfordern, heißt es.

(Foto: Nicolas Armer/picture alliance/dpa)

Immer mehr Industrieunternehmen haben Schwierigkeiten, sich gegen Hackerangriffe und andere Cyberrisiken zu versichern. Einige von ihnen greifen nun zur Selbsthilfe.

Von Friederike Krieger, Christian Bellmann

Ist die Cyberversicherung wenige Jahre nach ihrem Aufkommen schon wieder am Ende? Die Situation ist jedenfalls extrem angespannt. Wollen sich Firmen mit diesen Policen gegen Hackerangriffe und andere Cyberrisiken absichern, müssen sie immer tiefer in die Tasche greifen - wenn es ihnen überhaupt gelingt, eine ausreichende Deckung zu bekommen. Weil Schadenfälle sich in dieser noch recht jungen Sparte häufen und immer teurer werden, sind die Versicherer sehr zurückhaltend geworden. Unternehmen müssen sich ihren Versicherungsschutz bei immer mehr Anbietern zusammenkaufen und dabei inzwischen strenge Anforderungen erfüllen, damit Versicherer sie als Kunden akzeptieren.

Torsten Leue, Chef des hannoverschen Versicherungskonzerns Talanx, glaubt nicht an das Ende. Es sei viel zu früh, die Cyberversicherung abzuschreiben, erklärte er auf dem Versicherungstag der SZ in Bergisch-Gladbach. Der junge Markt brauche einfach noch ein bisschen Zeit, um sich zu entwickeln, glaubt er.

Die wachsende Vorsicht der Cyberversicherer hat vor allem mit ihrer Sorge vor sogenannten Kumulrisiken zu tun. Während Naturkatastrophen, Brände oder Unfälle in der Regel regional begrenzt auftreten, könnte eine großangelegte Cyberattacke dazu führen, dass es weltweit gleichzeitig zu enormen Schäden kommt.

Talanx-Chef Leue ist sich sicher, dass sich in der Cyberversicherung noch einiges tun wird. Wie in der Feuerversicherung die Forderung nach der Installation von Sprinkleranlagen normal wurde, müsse man bei der Cyberpolice zunehmend Präventionsaspekte und Krisenmanagement rund um das Produkt einbeziehen. "Der Markt wird eine Lösung finden", betonte er. Es werde allerdings nicht nur zwei bis drei Jahre dauern, sondern länger, bis die Nachfrage der Kunden vollends befriedigt werden könnte.

Probleme bei der Deckung ihres Versicherungsbedarfs hat eine Reihe europäischer Industrieunternehmen dazu bewogen, gemeinsam einen eigenen Versicherer zu gründen, darunter Airbus, BASF, Michelin und Solvay. Die Gesellschaft namens Miris sitzt in Brüssel und hat Ende 2022 ihre Lizenz erhalten.

Die Gründung erinnert an die Wurzeln von Talanx: Der deutsche Versicherer HDI, der zur Talanx-Gruppe gehört, war 1903 als Selbsthilfeeinrichtung der Eisen- und Stahlindustrie entstanden und eine Reaktion auf scharfe Preisanhebungen bei den Haftpflichtdeckungen für die deutsche Industrie. Zwar konnten HDI und ähnliche Neugründungen, die es in der Versicherungsbranche in den vergangenen Jahrzehnten gab, die fehlenden Kapazitäten im Markt nicht vollständig auffangen. Sie waren aber deutliche Signale an die etablierten Versicherer und halfen bei der Entspannung des Marktes.

Die Cybersparte ist längst nicht der einzige Bereich in der Industrieversicherung, in dem es zwischen Versicherern und ihren Kunden hakt. Nach langer Zeit mit niedrigen Preisen und komfortablen Vertragsbedingungen erhöhen die Industrieversicherer seit etwas mehr als zwei Jahren die Preise wieder kräftig und verschärfen ihre Klauseln. Auch in der Managerhaftpflichtversicherung ist die Lage höchst angespannt.

Die anziehenden Preisforderungen der Versicherer kommen für viele Unternehmen zur Unzeit, schließlich bedeuten sie zusätzliche Belastungen neben den Herausforderungen durch Krieg, die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, gestörten globalen Lieferketten und der Inflation.

Die Versicherer müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie bei Preiserhöhungen und der Verschärfung von Vertragsbedingungen nicht immer zielgerichtet und mit Augenmaß agieren. "Die Versicherer gehen oft zu pauschal und zu sehr mit der Schrotflinte vor", kritisierte Jochen Körner, Chef der Versicherungsmaklergruppe Ecclesia. Es gebe immer weniger Versicherer und auch Makler, die Versicherungsrisiken gut strukturieren und adäquat bepreisen können.

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