Autozulieferer:Weniger China? Nicht bei Bosch

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Bosch macht in China ein Fünftel seines Umsatzes. (Foto: Thierry Roge/REUTERS)

Machen sich deutsche Unternehmen zu abhängig von China? Seit dem Krieg in der Ukraine wird diese Frage diskutiert. Der Technologiekonzern Bosch hat eine klare Meinung.

Von Christina Kunkel, Stuttgart

Es schwingt in diesen Zeiten immer ein bisschen Rechtfertigungsdruck mit, wenn sich Manager eines deutschen Unternehmens zu dessen China-Geschäft äußern. Vor allem, wenn es dort auch zukünftig stark investiert. "Zielkonflikt" nennt Bosch-Chef Stefan Hartung das im Falle des Stuttgarter Technologiekonzerns. Einerseits wolle man sich unabhängiger machen von einzelnen Weltregionen, andererseits könne man globale Herausforderungen wie den Klimawandel nur im weltweiten Verbund lösen.

Für Bosch ist China nicht nur deshalb wichtig, weil viele Rohstoffe für das Kerngeschäft des weltweit größten Autozulieferers hauptsächlich von dort kommen - sondern auch, weil der Konzern dort 55 000 Mitarbeiter hat und ein Fünftel seines weltweiten Umsatzes macht. Rund 950 Millionen Euro investiert das Unternehmen in den kommenden zehn Jahren etwa in ein Entwicklungszentrum im chinesischen Suzhou. In China produziere Bosch zu 80 Prozent für den dortigen Markt, sagte Hartung. Und er kündigte an: "Wir werden unseren Footprint nicht reduzieren. Die Marktposition in China stärken, das Know-how in Europa ausbauen - bei Bosch schließt sich das nicht aus, im Gegenteil."

Bosch-Chef Stefan Hartung verteidigt die Investitionen in China: "Wer in dem Markt kompetitiv erfolgreich sein kann, der kann das überall auf der Welt." (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Die vorläufigen Jahreszahlen, die Bosch an Freitag präsentierte, sind solide, aber vor allem bei der Gewinnmarge noch lange nicht da, wo sich das Unternehmen eigentlich sieht. Sieben Prozent will Bosch in zwei oder drei Jahren schaffen, im vergangenen Jahr blieben 4,2 Prozent des Umsatzes als Gewinn hängen, 2021 waren es vier Prozent. Das Ergebnis im laufenden Geschäft vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug 3,7 Milliarden Euro nach 3,2 Milliarden im Vorjahr. Die weltweiten Erlöse wuchsen binnen Jahresfrist um zwölf Prozent auf 88,4 Milliarden Euro. Welchen Einfluss Preissteigerungen auf den gestiegenen Umsatz hatten, dazu äußerte sich Hartung nicht, es bleibe aber ein "ordentliches Volumenwachstum".

In der wichtigsten Sparte des Unternehmens, dem Geschäft rund ums Auto, belastet die Umstellung auf Elektromobilität das Konzernergebnis, da dafür weiterhin hohe Vorleistungen nötig seien. Der Bereich steigerte den Umsatz wechselkursbereinigt zwar um zwölf Prozent auf 52,6 Milliarden Euro, doch die Bosch-Manager ließen durchblicken, dass sie mit der Rendite dort noch nicht zufrieden sind. Die Marge hatte 2021 nur 0,7 Prozent betragen nach Verlust im ersten Pandemiejahr 2020.

Drei Milliarden Euro für deutsche Chipfabriken

Um den Blick nicht nur auf China zu lenken, kündigte Bosch auch Investitionen in anderen Ländern an. In Indien will das Unternehmen im Mobilitätsgeschäft weiter wachsen, in Ägypten soll die erste Herd-Fabrik in Afrika entstehen, in Mexiko ein großes Werk für Kühlgeräte. Und seitdem die US-Firma Wolfsspeed und der deutsche Zulieferer ZF Mitte der Woche angekündigt haben, im Saarland eine große Chipfabrik bauen zu wollen, zeigen sich die Investitionen von Bosch in diese Technik noch einmal in einem anderen Licht. Drei Milliarden Euro will der Konzern bis 2025 in seine Chipwerke in Dresden und Reutlingen stecken.

Doch wie geht es im laufenden Jahr weiter? Eine Prognose für 2023 sei schwierig, sagte Bosch-Chef Hartung. Einerseits werde sich die Konjunktur in Europa und den USA wegen der Zinserhöhungen der Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation deutlich abschwächen. Andererseits erwarte Bosch eine Erholung in China nach dem Ende der Null-Covid-Politik und einem Abflauen der Corona-Infektionen. "Wir beobachten, ob die Nachfrage wiederkommt. Sie war im letzten Jahr enorm gedämpft", sagte Hartung. "In unseren wichtigen Branchen spüren wir eine Abschwächung der Konjunktur", ergänzte Finanzchef Markus Forschner. Die Knappheit bei Halbleitern und Rohstoffen werde die Autoproduktion weiter bremsen, so dass Bosch weltweit mit einer Fahrzeugproduktion von 86 Millionen rechne nach 85 Millionen 2022.

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