Kirchbergers Woche:Mein Freund, der Baum

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Freising soll grüner werden, schon aus ökologischen Gründen. Doch das ist gar nicht so einfach.

Von Johann Kirchberger

Selbst schuld, könnte man sagen. Weil die alten Pappeln, entlang der Allee hinauf auf den Weihenstephaner Berg gedroht haben, morsche Äste auf harmlose Spaziergänger zu werfen, wurden sie nun stark zurückgeschnitten. Sehr stark sogar. Aber das, was die Baumschneider übrig gelassen haben, ist jetzt wenigstens "verkehrssicher", so nennen Experten das, so verkehrssicher wie ein altes Auto, das noch einmal durch den TÜV gekommen ist. Wenn im März die Vögel zurückkehren, werden sie zwar ihre alten Brutplätze nicht mehr finden, aber die TU lässt sie nicht im Stich. Sie will Nisthilfen aufhängen.

Vielleicht werden ja demnächst irgendwo sogar neue Pappeln gepflanzt, sofern Pappeln als klimaverträglich und standortgerecht eingestuft werden. Denn Freising soll grüner werden, haben die Grünen im Freisinger Stadtrat gefordert. Ob sie damit Büsche und Bäume gemeint haben, oder ihr Abschneiden bei den diversen Wahlen, weiß man nicht so genau. Vielleicht beides.

Neue Bäume braucht es auf alle Fälle, schon aus ökologischen und gestalterischen Gründen, wie es heißt. Dann soll die Stadtgärtnerei eben welche pflanzen, könnte man sagen. Aber so einfach ist das nicht. Die Bevölkerung soll ja eingebunden werden und deshalb soll sie stiften - so die großartige Idee - Baumstandorte und Bäume. Weil nicht jeder Standort auch ein guter ist, soll eine Abstimmung mit dem Stadtplanungs- und Tiefbauamt erfolgen und der Arbeitskreis Stadtgrün, in dem sich Professoren, Landschaftsarchitekten und Umweltverbände engagieren, sollen bei der Suche nach geeigneten Standorten behilflich sein.

Sind bis dahin alle Hürden genommen, darf der Freisinger, sofern er zu den Klimaschützern gehört, den neuen, von ihm gestifteten Baum auf dem von ihm gestifteten Grund unter Anleitung der Stadtgärtnerei selbst pflanzen. Um die Gießarbeiten braucht er sich nicht kümmern. Das machen Profis mit grünem Daumen. Das Wichtigste fehlt aber noch: eine "Freisinger Baum-Stiftungstafel" aus Messing. Eingraviert werden soll der Name des Stifters und der Anlass der Pflanzung. Wunsch der grünen Stadtratsfraktion etwa, oder überflüssiges Geld. Die Kosten dafür sollen nämlich die Stifter übernehmen. Nicht zuletzt durch die Verlegung von Betonplatten in der Innenstadt ist die Kasse der Stadt gerade ziemlich leer.

Vielleicht kann man aber noch irgendwelche Zuschüsse abgreifen. Von der Umweltorganisation Plan-for-the-Planet etwa, die fair gehandelte Schokolode verkauft und vom Gewinn Wälder aufforstet. Oder von jener Brauerei die verspricht, mit jedem ihr gespendeten Euro einen Quadratmeter Wald zu pflanzen. Noch einfacher ist es, sich möglichst oft einen Coffee to go zu kaufen. Denn das für den Becher verwendete Papier (so steht's drauf) ist FSC-zertifiziert. Da wird die Holzlieferkette schonungslos aufgedeckt und so werden mit jedem Becher nachhaltig Wälder gefördert. Klimaschutz kann so einfach sein.

Eine Weihenstephaner Ökologin hat ausgerechnet, dass man pro Langstreckenflug 27 Bäume pflanzen müsste, um den CO2-Ausstoß zu kompensieren. Das wäre doch eine schöne Aufgabe für die Umweltschutzabteilung der FMG.

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