Pakistan:Früherer Präsident Pervez Musharraf ist tot

Pakistan: Pervez Musharraf, hier in 2013, wurde 79 Jahre alt. (Archivbild)

Pervez Musharraf, hier in 2013, wurde 79 Jahre alt. (Archivbild)

(Foto: AAMIR QURESHI/AFP)

Nach einem Putsch regierte der Ex-General Pakistan von 1999 bis 2008. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde er für die USA zu einem wichtigen Verbündeten.

Der ehemalige pakistanische Präsident und Militärmachthaber Pervez Musharraf ist tot. Er starb am Sonntag in Dubai nach langer Krankheit, wie sowohl seine Familie als auch die pakistanische diplomatische Vertretung in den Vereinigten Arabischen Emiraten bestätigte. Musharraf wurde 79 Jahre alt. 2018 wurde bei Musharraf die chronische Stoffwechselkrankheit Amyloidose diagnostiziert. Seit vergangenem Jahr wurde er seiner Familie zufolge beatmet.

Der Ex-General hatte 1999 als Armeechef in einem unblutigen Putsch den damaligen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif abgesetzt. Im Ausland machte er sich dadurch unbeliebt, Pakistan wurde vorläufig aus der Commonwealth-Organisation ausgeschlossen. Er regierte Pakistan bis 2008.

Internationale Anerkennung gewann Musharraf durch seinen Kurs, der auf Reformen ausgerichtet war zurück. Nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 in den USA wurde er für sie zu einem wichtigen Verbündeten. Er erlaubte den USA, von geheimen Stützpunkten in Pakistan bewaffnete Drohnen einzusetzen, die Tausende Menschen töteten. Im Gegenzug unterstützen die USA die pakistanische Armee mit Geld. Auch wenn er sich offiziell auf die Seite der USA stellte, religiöse Extremisten ließ Musharraf lange Zeit weitgehend unbehelligt gewähren. Aus Sicht der einflussreichen Islamisten im Land wurde Musharraf damit trotzdem zum Verräter. Mehrere Mordanschläge und Todesdrohungen durch die Taliban folgten.

2019 wurde Musharraf wegen Hochverrats zum Tode verurteilt

In den späteren Jahren seiner Präsidentschaft agierte Musharraf zunehmend autoritär. So starben 2007 Hunderte Studenten, die die Einführung der Scharia forderten, als er das Militär eine Moschee in Islamabad stürmen ließ. Im gleichen Jahr löste der Tod der Oppositionsführerin Benazir Bhutto durch ein Attentat eine Welle der Gewalt in dem Land aus. Es kam zu Protesten, Musharraf verschob die Wahlen und verhängte den Ausnahmezustand. 2008 fanden dann die ersten demokratischen Wahlen in Pakistan seit elf Jahren statt. Musharrafs Partei verlor und um einem Amtsenthebungsverfahren des Parlaments zu entgehen, gab er seinen Posten auf und floh nach London.

Seit 2016 lebte er in den Vereinigten Arabischen Emiraten, nachdem er Pakistan aus medizinischen Gründen hatte verlassen dürfen. 2019 wurde er in Abwesenheit wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Ein Jahr später wurde das Urteil jedoch aufgehoben.

Musharraf wurde 1943 in Neu Delhi geboren. Nach der Teilung Indiens zog die muslimische Familie nach Pakistan. Sein Vater war Diplomat. Musharraf verbrachte als Kind sieben Jahre in der Türkei. Seine Soldatenlaufbahn begann an der pakistanischen Militärakademie. 1964 wurde er Offizier in einem Artillerieregiment und kämpfte 1965 und 1971 gegen Indien. 1998 wurde er zum Armeechef befördert. "Ich wurde bekannt als guter Anführer", schrieb er in seiner Autobiografie. "Ich bin stolz darauf zu sagen, dass ich von jedem unter meinem Kommando immer geliebt wurde." Fast 50 Jahre lang trug er Uniform.

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