Der Papst im Südsudan:Eine historisch beispiellose Pilgerreise

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Papst Franziskus mit Salva Kiir Mayardit, dem Präsidenten des Südsudan. (Foto: Vativan Media/Reuters)

Die Führer von katholischer, anglikanischer und presbyterianischer Kirche beschwören die Einheit der Christen und ihren Einsatz für den Frieden.

Mit einem eindringlichen Appell für Hoffnung und Frieden hat Papst Franziskus sich von den Menschen im Südsudan verabschiedet. In seinen Schlussworten nach der Messe am Sonntag in der Hauptstadt Juba sicherte er den Christen des Landes den Rückhalt der Weltkirche zu. Er und die Führer der anglikanischen und reformierten schottischen Kirche würden alles ihnen Mögliche tun, um Schritte zum Frieden zu fördern.

Anglikaner-Primas Justin Welby und der Moderator der Kirche von Schottland, Iain Greenshields, hatten den Papst auf der historisch beispiellosen ökumenischen Friedensmission begleitet. Der junge ostafrikanische Staat stürzte kurz nach seiner Unabhängigkeit in einen fünfjährigen Bürgerkrieg und kam auch nach einem Friedensschluss 2018 noch nicht zur Ruhe. Vertreibung, Hunger und Naturkatastrophen machen das Land zum Brennpunkt einer der schwersten humanitären Krisen weltweit.

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Bereits am Vorabend hatten die drei Kirchenführer auf ein Ende der Gewalt in dem mehrheitlich christlichen Staat gedrängt. Greenshields, Repräsentant der schottischen Presbyterianer, betonte, die Kirchen hätten eine Schlüsselrolle in der friedlichen Erlangung der Unabhängigkeit gespielt. Jetzt solle die beständige Einheit der Kirchen Gemeinwohl, Gerechtigkeit und "Fülle des Lebens für alle Menschen" im Südsudan voranbringen. Die Feier, die auch Bitten um Vergebung einschloss, fand mit Zehntausenden Teilnehmern am Mausoleum des früheren Rebellenführers und 2005 verstorbenen anglikanischen Politikers John Garang statt, der als Wegbereiter der Eigenstaatlichkeit des Südsudan gilt.

Das Ideal der Urkirche, ohne Gewalt und Hierarchie

In der anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale beschwor Anglikaner-Primas Welby in seiner Predigt das Ideal der Urkirche, in der es keine Spaltungen, keine Hierarchien und keine Gewalt gegeben habe. "Korruption war ausgeschlossen; Gewalt gab es nicht", so Welby im Beisein von Präsident Salva Kiir Mayardit. Unter dem Jubel von Tausenden sagte Welby: "Ich bitte darum, dass die Menschen auf allen Ebenen, vom Präsidenten bis zum kleinsten Kind, die Barmherzigkeit Gottes finden und verwandelt werden und dass es Frieden und eine gute Regierung gibt."

Er komme mit seinen "lieben Brüdern" Franziskus und Iain als Teil der Familie der Südsudanesen, um die Geschichten ihres Leidens zu teilen, sagte Welby. "Nichts auf Erden kann uns trennen von der Liebe Gottes in Jesus Christus", so der Erzbischof. "Das Blut Christi eint uns, unbeschadet unserer Unterschiede." Welby fuhr fort: "Meine Schwester und mein Bruder sind niemals, niemals, niemals meine Feinde." Papst Franziskus fordert von den Christen ebenfalls eine klare Entscheidung. Wer Krieg und Gewalt entfessle, verleugne das Evangelium, sagte er. Die Liebe der Christen gelte nicht nur dem Nächsten, sondern allen.

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