Freizeit:Vegan und alkoholfrei: Neuer Kiosk am Starnberger See

Freizeit: Thomas Günzler in seinem mobilen Kioskwagen im Bucentaurpark am Starnberger See.

Thomas Günzler in seinem mobilen Kioskwagen im Bucentaurpark am Starnberger See.

(Foto: Georgine Treybal)

Mit dem Beginn der Rente beschließt Thomas Günzel, noch einmal etwas Neues zu wagen: Der 70-Jährige verkauft aus einem mobilen Bootsanhänger heraus gesunde Snacks.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Den Blick über den See bis in die Alpen genießen und dabei ein perlendes Glas Sekt in der Hand oder ein Stück Panettone: Thomas Günzler, Inhaber des neuen Kiosks im Bucentaurpark (früher Bürgerpark) bietet bei Tee, Kaffee, Saft, Gebäck oder Müsliriegel ausschließlich eine biologische, vegane und glutenfreie Produktpalette an. Wein und Sekt sind selbstverständlich alkoholfrei. Das war ihm wichtig. Günzel wollte keine Konkurrenz zu den anderen Kiosken am Seeufer sein, sondern eine Marktlücke füllen und ein zusätzliches Angebot schaffen.

Als der frühere Mitarbeiter bei den Vereinigten Sparkassen München Starnberg Ebersberg Rentner wurde, wollte er seine Zeit sinnvoll verbringen. "Für mich war es immer wichtig, dass ich mir im Ruhestand eine Aufgabe suche, die mich ein bisschen fordert", sagt Thomas Günzler aus Söcking. Weil er überzeugt ist, dass man schneller altert, wenn man sich keine völlig neue Aufgabe sucht, wollte er nichts machen, was mit seinem erlernten Beruf als Architekt zu tun hat.

Gesunde Ernährung war schon immer sein Anliegen und als Teetrinker hat er die Erfahrung gemacht, dass meistens nur Teebeutel angeboten werden. Er hat also einen Businessplan aufgestellt, ist auf Lebensmittelmessen gefahren, hat sich mit Hygienekonzepten beschäftigt und Fachseminare besucht. "Ich war immer der Älteste in der Gruppe. Aber es hat mich befriedigt, dass ich es in meinem Alter noch schaffe", erklärt der 70-Jährige.

In Südtirol hat er gesehen, dass die Marktbuden auch Möglichkeiten zum Unterstellen anbieten. Das brachte ihn auf die Idee, sich auf Schaustellermessen über Möglichkeiten zu informieren, wie man einen Kioskwagen schön und praktisch gestalten kann. Er hat einen Hersteller für Bootsanhänger gefunden, mit dem er zusammen den kleinen, im freundlichen Grün gestrichenen Wagen entworfen hat, in dem er alles auf engstem Raum unterbringen kann, was ihm wichtig ist. Herausgekommen ist ein 2,5 auf 2,5 Meter großer Würfel, der zu einem kleinen Häuschen aufgeklappt wird und bei schlechtem Wetter sogar eine Unterstellmöglichkeit bietet. Der optische Eindruck seines Kiosks war ihm wichtig. "Der Stand soll eine gewisse Aufenthaltsqualität vermitteln."

Wegen der schönen Lage im Park konnte Günzler sich von Anfang an nicht über einen Mangel an Kunden beklagen. Bei ihm treffen sich Eltern vom Spielplatz nebenan und haben vom Stehtisch aus ihre Kinder im Blick. Die Gassi-Geher nehmen sich gerne mit ihren Hunden eine kleine Auszeit am Kiosk und auch unter den Mitarbeitern der nahegelegenen Behörden konnte Günzler Stammgäste gewinnen. Günzler hofft nun, dass er seinen Kiosk bis Ostern in dem Park betreiben darf. Einige seiner Stammgäste wünschen sich zwar, dass der Stand auf Dauer bleibt, doch da mache seine Frau nicht mit, meint Günzler und schmunzelt. Denn ursprünglich wollte er mit seinem mobilen Kioskwagen die Märkte in der Region abfahren. Dort könne man vor Ort bislang keinen Bio-Tee genießen.

Freizeit: Besucher aus Nordrhein-Westfalen versorgen sich bei "Tommy's Kiosk".

Besucher aus Nordrhein-Westfalen versorgen sich bei "Tommy's Kiosk".

(Foto: Georgine Treybal)

Der Panettone kommt aus Italien, die glutenfreien Lebkuchen bezieht er aus Nürnberg

Wohl wissend, dass es nur 20 Prozent Teetrinker gibt und 80 Prozent der Deutschen Kaffeetrinker sind, hat er sich auch eine Kaffeemaschine angeschafft. Lange musste er suchen, um wirklich hochwertige Produkte zu bekommen, beispielsweise für Sekt und Wein. Die meisten Hersteller machen seiner Erfahrung nach den alkoholfreien Sekt aus Saft und das schmecke auch nach Saft. Er habe einen Winzer gefunden, der bei Wein und Sekt den Alkohol entziehe. Den Panettone bezieht er von einem Konditor in Italien und seine Lebkuchen, die glutenfrei, weil komplett ohne Mehl sind, aus Nürnberg.

Drei Jahre hat Günzler sich auf seine neue Aufgabe vorbereitet. Als er starten wollte, hat ihm Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Damit sich wenigstens ein Teil seiner Investitionskosten in Höhe von etwa 30 000 Euro wieder amortisiert, hat er die Stadt Starnberg gefragt, ob er seinen Kiosk temporär in dem Areal aufstellen darf, das früher zum Werftgelände der Seenschifffahrt Starnberger See gehörte und in dem 2016 ein Park gebaut wurde. Nun darf er den Strom aus der öffentlichen Toilette in der Nähe nutzen.

Das Trinkwasser bringt er selbst in Kanistern mit. Es ist ihm wichtig, dass es Quellwasser ist. Die Wasserqualität sei entscheidend für den guten Geschmack von Tee und Kaffee, weiß er. Natürlich wirkt sich der hohe Qualitätsanspruch auf die Preisgestaltung aus. "Doch in meiner Lebenssituation muss ich nicht auf Gewinnmaximierung achten", erklärt er entspannt. "Es macht einfach nur Spaß."

Der Kiosk im Bucentaurpark hat jeweils von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

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