Band der Woche:Platz für das Unvollkommene

Band der Woche: "Wir machen schon weiter, oder?" Als der alte Sänger auf eine Solokarriere setzte, versuchte "Prohibition Prohibition" den Neustart.

"Wir machen schon weiter, oder?" Als der alte Sänger auf eine Solokarriere setzte, versuchte "Prohibition Prohibition" den Neustart.

(Foto: Eduardo Garcia)

Manchmal muss man erst Altes gehen lassen, um Raum für Neues zu machen. Die Band "Prohibition Prohibition" verabschiedete sich erst vom Sänger, dann von ihrem alten Stil.

Von Valentina Spangler

Viele Entscheidungen entstehen spontan. Trennungen zum Beispiel. Sänger Matteo Germeno entschied sich etwa impulsiv, eine Solokarriere zu starten. Raus aus seiner früheren Indie-Band idreamt, stattdessen neuer Stil, neue Hoffnung, Plattenvertrag. Aber was ist mit den anderen? Aufhören? Neuen Sänger suchen? So tun, als wäre nichts passiert? Es folgte eine Telefonkonferenz - und dort fragte Bassist Camillo Marek den Schlagzeuger Lorenz Amesbichler: "Wir machen schon weiter, oder?" Das war der Grundstein für die Band Prohibition Prohibition. Und doch fängt wieder alles von vorne an.

Ihr neues Genre ist Post-Punk. Dabei wollten die Mitglieder diesen Stil sowieso schon immer spielen. "Es war eigentlich klar, dass wir in dieses Genre gehen, weil es eine Diskrepanz gab zwischen zu gefällig sein, zu poppig zu sein und unserem Wunsch, eher etwas mit mehr Kante machen", sagt Camillo. Er fügt an: "Es macht unsere Musik aus, dass sie Stimmung erzeugt." Und dies mit besonderen Melodien. "Drum Beats, die eher komplexer sind, das ist schon so unser Markenzeichen", sagt Samuel Baur.

Erst lauscht man einer dunklen und kantigen Stimme, dann geht ihre Musik über in wilde Gitarren- und Schlagzeug-Klänge. Beim Zuhören möchte man sofort mehr erfahren von der Geschichte hinter "Fiction of Purity". Lorenz beschreibt ihre Musik als etwas, das für ihn das Mark und Bein Erschütterndste ist, was es gibt. Lorenz sagt: "Ich kann mich musikalisch und atmosphärisch in die Musik hineinziehen."

Aber das ist nicht alles: "Ein weiteres wichtiges Element ist der Gitarren-Lärm und die vielen Verzerrungen", sagt Camillo. Das mache sie als Band aus. "Es kann trotzdem sehr emotional sein", sagt Samuel. Er schreibt auch ihre Texte, die oft auf einer impressionistischen Grundidee aufbauen. So singt er: "The fiction of purity is factored in chinese factorys." Aha. Die Fiktion der Reinheit wird also in chinesischen Fabriken hergestellt. Samuel sagt: "Es geht in dem Lied um ein Grundproblem, und zwar, dass wir danach suchen, dass alles perfekt und ganz ist. Was natürlich nicht funktioniert in dieser Welt." Für Lorenz steht ihr Neubeginn auch im Zeichen früherer Erfahrungen. Er sagt: "Wir wissen, was wir nicht mehr wollen." Damit meint er, nicht das machen zu können, wo eigentlich ihre Leidenschaft liegt - im Post-Punk.

Prohibition Prohibition

Stil: Post Punk

Besetzung: Nemo Beer (Gitarre), Lorenz Amesbichler (Schlagzeug), Samuel Baur (Gesang, Gitarre), Camillo Marek (Bass)

Aus: München

Seit: 2021

Instagram: https://www.instagram.com/prohibitionprohibition/

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