Mitten in Oberammergau:Partnerschaft als Ausdauersport

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Für eine Städtepartnerschaft braucht es vermutlich mindestens genauso viel Ausdauer wie für den König-Ludwig-Lauf. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Fast hätte der Passionsspielort Schluss gemacht mit seiner schwedischen Partnerstadt. Aber dann musste die Gemeinde für die Nervensägen doch kein Geld ausgeben.

Glosse von Matthias Köpf, Oberammergau

In knapp drei Wochen wäre mal wieder eine gute Gelegenheit, nach Mora zu fahren. Vom Passionstheater aus wären es 1500 Kilometer Luftlinie bis ins dortige Skistadion. Vom ebenfalls schwedischen Örtchen Sälen aus wären es nur 90, die aber speziell am 5. März unbedingt auf Langlaufski zurückgelegt werden sollten. Schließlich sollte jener berühmte Wasalauf, der immer am ersten Wochenende im März ausgetragen wird, ja die Verbindung zu Oberammergau darstellen, wo es nicht nur alle zehn Jahre Passionsspiele gibt, sondern stets am ersten Wochenende im Februar auch den König-Ludwig-Lauf. Ausdauer bräuchte es für alle drei, für die beiden royalen Massenlangläufe und für die Städtepartnerschaft, die sich Oberammergau und Mora 2001 haben eintragen lassen. In der ist ihnen aber praktisch kurz hinter Ettal die Luft ausgegangen.

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Dabei waren doch die Nervensägen schon mal in Mora, das Jugendstreichorchester der Oberammergauer Musikschule. 2003 war das, der Gemeinderat hatte für die Reise etwas Geld genehmigt. Eine politische Delegation samt dem damaligen Mora-Referenten des Gemeinderats und heutigen Chef der Freien Wähler im Landtag, Florian Streibl, war auch dabei, aber in Mora hatten sie zu der Zeit offenbar gerade andere Probleme.

Dass sich die Oberammergauer 20 Jahre später überhaupt noch beziehungsweise wieder an ihre Partnerstadt erinnert haben, liegt daran, dass die Nervensägen nochmal hinfahren und dafür einen Zuschuss von der Gemeinde haben wollten. Aber bei 7000 Euro muss doch die Frage erlaubt sein, ob so eine räumliche und zeitliche Fernbeziehung überhaupt noch Sinn hat. Haben die Schweden doch nicht einmal auf die Einladung zur Passion reagiert, aber da sind ja gottlob auch so genügend Leute gekommen.

In aller Form Schluss gemacht hat Oberammergau dann doch nicht, denn die Reisepläne der Nervensägen haben sich zerschlagen, die Gemeinde muss das Geld gar nicht ausgeben. Und so haben die Oberammergauer immer noch diese eine Partnerstadt, denn ansonsten wären sie solo. Der Ort macht sich recht rar, obwohl sich ja auch jenseits des offenbar untauglichen König-Ludwig-Laufs nach da und dort etwas Verbindendes ergeben könnte. Aber, sagt Bürgermeister Andreas Rödl, da würde man dann womöglich gar nicht mehr fertig. Schließlich hat der europäische Passionsspielorteverband "Europassion" nahezu neunzig Mitglieder.

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