Puchheim:Gemeinsam die digitale Welt erforschen

Puchheim: Die Klassen der Mittelschule Puchheim lassen sich über den sicheren Umgang mit dem Internet informieren.

Die Klassen der Mittelschule Puchheim lassen sich über den sicheren Umgang mit dem Internet informieren.

(Foto: Jana Islinger)

Am Safer Internet Day erhalten Schüler und Eltern im Landkreis Fürstenfeldbruck Expertentipps für den Umgang mit Smartphone, Laptop und PC.

Von Clara Dünkler, Fürstenfeldbruck

"Wer ist denn heute Abend alles dabei?", fragt Digitaltrainer Daniel Wolff. Er ist der Einzige, der Kamera und Mikrofon aktiviert hat, alle anderen Teilnehmer werden nur als Kürzel auf dem Bildschirm der Online-Konferenz angezeigt. Schnell füllt sich der Chat mit Antworten: Mutter und Vater, ein Vater und seine zwölfjährige Tochter, auch Oma und Opa. Mehr als 200 Interessierte haben sich für den Elternabend anlässlich des weltweiten "Safer Internet Day" eingeloggt. Wolff und sein fünfköpfiges Team bieten Digitaltrainings für Schulen an. Der Verein "Digitale Schule FFB" hat mit Wolff und seinem Team für diesen Tag Workshops über Chancen und Risiken der digitalen Mediennutzung organisiert. Etwa 3000 Schülerinnen und Schüler im Landkreis beteiligen sich. Am Nachmittag sind die Lehrkräfte dran, am Abend die Eltern.

Eine der 123 teilnehmenden Klassen ist die 10 a der Mittelschule Puchheim. Die Schülerinnen und Schüler hören dem Online-Vortrag zu, ab und zu stellen sie Fragen. Doch viele der angesprochenen Gefahren und Sicherheitsvorkehrungen, die Digitaltrainer Frank Bündgen, einer von Wolffs Kollegen, beschreibt, sind den Jugendlichen bereits bekannt. Ein großer Unterschied zum Elternabend, bei dem Daniel Wolff wesentlich mehr Fragen gestellt bekommt.

Die Eltern wollen vor allem konkrete Richtlinien von ihm hören. Sie sind unsicher, was die Digitalisierung mit ihren Kindern macht und wie eine medienkompetente Erziehung aussehen könnte. Digitaltrainer Wolff betont vor allem die Perspektive der Kinder und fordert die Eltern auf, gemeinsam mit ihren Kindern die digitale Welt zu erforschen. Sein Credo: Nur wer sich in der digitalen Realität der Kinder auskenne, könne sinnvolle Regeln aufstellen.

Wie kann man sich schützen?

Hackerangriffe, Datenlecks und Hatespeech sind nur einige der dunklen Seiten des Netzes. "Firmen wie Google sammeln die genauen Daten sämtlicher Nutzer und wissen mehr über sie als die Nutzer selbst", sagt Frank Bündgen. Er gibt den Schülerinnen und Schülern den Tipp, statt Google alternative Suchmaschinen wie "DuckDuckGo" oder "Ecosia" zu verwenden. Ein weiterer Aspekt der Internetsicherheit sind Anmeldedaten und Passwörter. Fast jede App, jeder Online-Shop und jedes Handyspiel verlangen mittlerweile E-Mail-Adresse und Passwort.

Gerade diese Kombination an persönlichen Informationen sind für Hacker wertvoll. Passwörter seien deswegen wie Unterhosen zu behandeln, sagt Bündgen, am besten man wechselt sie häufig. Ob die eigene E-Mail-Adresse bereits einmal Teil eines Datenlecks war, kann man auf der Internetseite "Have I been pwned" überprüfen. Bündgen warnt außerdem vor der Nutzung öffentlich zugänglicher Wlan-Netze. Diese würden Hackern leichten Zugriff auf das Smartphone ermöglichen.

Welchen Infos kann man vertrauen?

Geliked, geteilt, gefaked. Zu spät. Fake News sind schnell in Umlauf gebracht. Teil eines medienkompetenten Unterrichtes ist es deshalb auch, Nachrichtenmeldungen zu hinterfragen und deren Quellen zu prüfen. Bei einem Praxistest erproben die Schülerinnen und Schüler, ob sie ein sogenanntes Deepfake-Video erkennen können. Dabei handelt es sich um realistisch wirkende Medieninhalte, die zur Manipulation der öffentlichen Meinung genutzt werden können.

Die gefälschten Videos, Nachrichten und Meldungen sind allerdings immer schwerer von echten zu unterscheiden. Einer der Schüler fragt sich, wie er denn überhaupt noch Medien vertrauen könne. Als Leitsatz solle man mehrere Quellen prüfen und Experten zum Thema befragen, sagt Bündgen. Auf der Internetseite "Mimikama" wird über die neuesten Deepfake-Videos berichtet.

Wie nutzt man die Medien sinnvoll?

Als Tipp für Eltern von jüngeren Kindern rät Daniel Wolff, keine Zeitlimits, sondern Inhaltslimits zu setzen: "Dann erlauben Sie eben nur eine Folge der Lieblingsserie, das macht für das Kind mehr Sinn, als wenn Sie das Tablet einfach nach 15 Minuten ausschalten." Außerdem sollte man sich die Zeit nehmen, einen Mediennutzungsvertrag mit dem Kind zu vereinbaren. Darin sollte genau festgelegt sein, welche Apps oder Internetseiten das Kind besuchen darf. Auch sei zwischen reinem Konsum und kreativem Gebrauch von Medien zu unterscheiden. Wenn das Kind beispielweise einen Stop-Motion-Film drehen möchte, dann sei das kreativ und sollte gefördert werden.

Sowohl Lehrkräfte als auch Eltern seien in ihrer Vorbildfunktion richtungsweisend. Wer sinnvollerweise seinem Kind das Handy im Bett verbiete, sollte diese Regel auch selbst befolgen, rät Wolff. Passend zu dieser Anweisung meldet sich eine Fünftklässlerin im Chat des Elternabends: Sie bedankt sich im Namen ihrer Eltern, würde sich jetzt aber verabschieden, da sie ins Bett müsse.

Eine von Eltern immer wieder geäußerte Sorge ist die Frage der Umsetzung. Es falle schwer, Regeln beim eigenen Nachwuchs durchzusetzen, wenn andere Eltern ihren Kindern mehr Bildschirmzeit erlauben. "Da komme ich mir manchmal wie eine Rabenmutter vor", sagt eine Teilnehmerin. Wolff bestärkt sie darin, die Einschränkung durchzusetzen und sieht es als Teil der erzieherischen Aufgaben, auch alternative Beschäftigungen für die Kinder zu finden.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMedienerziehung
:"Smartphones gehören nicht ins Schlafzimmer"

Kinder verbringen immer mehr Zeit in der digitalen Welt. Welchen Gefahren sie sich dabei aussetzen und wie Eltern das Surfen sinnvoll begleiten können, erklärt der Digitaltrainer und Medienpädagoge Daniel Wolff.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: