IT-Probleme:Panne bei Bauarbeiten sorgt für Chaos am Frankfurter Flughafen

IT-Probleme: Passagiere warten am Frankfurter Flughafen.

Passagiere warten am Frankfurter Flughafen.

(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Bei Bauarbeiten der Bahn ist ein Kabel der Telekom durchtrennt worden. Zehntausende Fluggäste der Lufthansa und anderer Fluglinien kommen nicht weiter, Maschinen stauen sich in Frankfurt, ein Krisenstab ist eingerichtet worden.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Lufthansa musste am Mittwoch zahlreiche Flüge annullieren, darunter zeitweise alle Verbindungen ab Frankfurt. Grund waren kaputte Telekom-Kabel. Der Frankfurter Flughafen wurde stundenlang für Landungen aller Fluggesellschaften gesperrt. Rund 200 Flüge wurden gestrichen. Zehntausende Fluggäste waren betroffen, Lufthansa zog einen Krisenstab zusammen. Nach mehreren Stunden Sperre waren am Nachmittag in Frankfurt wieder Landungen möglich.

Lufthansa zufolge funktionierten unter anderem die Systeme für das Einchecken der Passagiere und die Abfertigung der Flugzeuge nicht mehr. Fällt etwa das Check-in-System aus, kann das Unternehmen nicht nachvollziehen, welche Passagiere an Bord sind oder nicht. Der Vorgang wird seit vielen Jahren elektronisch durchgeführt. Lufthansa betonte, der Ausfall sei für den Flugbetrieb nicht sicherheitsrelevant.

Bagger durchtrennt Glasfaserkabel

Bei Arbeiten an einer Bahntrasse in Frankfurt hatte offenbar ein Bagger mehrere Glasfaserkabel durchtrennt. Dadurch waren unter anderem Sprach- und Internetdienste der Telekom in einem Teil des Stadtgebietes und westlich von Frankfurt betroffen. Dort befinden sich der Flughafen und das Flugbetriebszentrum der Lufthansa.

Bei den Bauarbeiten im Auftrag der Bahn wurden nach Angaben der Deutschen Telekom am Dienstagabend vier Glasfaserleitungen in fünf Metern Tiefe beschädigt. Telekom-Techniker hätten direkt begonnen, die Kabel zu ersetzen, sagte eine Sprecherin. Nach Angaben der Deutschen Bahn wurde an der Baustelle für die Linie S6 "durch ein beauftragtes Bauunternehmen gegen 19 Uhr ein Kabel in einem Kabelbündel der Telekom AG durchtrennt".

Die Fluglinie gab an, eine "komplette Entstörung werde noch bis zum Nachmittag" dauern. Lufthansa sagte zunächst alle Flüge von Frankfurt aus ab. Auch am Berliner Flughafen BER kam es zu Ausfällen und Verspätungen, auch in München stauten sich Passagiere und Flugzeuge. Die Tochtergesellschaft Eurowings war ebenfalls von den Problemen betroffen, zu den übrigen Konzerntöchtern wie Swiss, Austrian und Brussels Airlines gab es widersprüchliche Angaben. An anderen Flughäfen lief der Betrieb hingegen weitgehend ungestört, mit Ausnahme von Flügen nach Frankfurt.

Keine regulären Flüge am Freitag

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) beschloss zwischenzeitlich, den Frankfurter Flughafen für Landungen aller Fluggesellschaften zu sperren. Die Terminals hatten sich mit wartenden Passagieren gefüllt, das Vorfeld mit Flugzeugen. Anfliegende Maschinen wurden zunächst zu anderen Airports umgeleitet, unter anderem nach Stuttgart, Köln, Düsseldorf und Nürnberg. Von etwa 13 Uhr an landeten dann wieder Maschinen in Frankfurt, nachdem am Boden durch einige Abflüge wieder Abstellplätze freigeworden waren. Die Lufthansa forderte Passagiere innerdeutscher Flüge auf, in die Bahn auszuweichen. Doch auch Gäste vieler internationaler Flüge wurden informiert, dass sie an diesem Tag keine Chance mehr auf Beförderung haben würden.

Und auch in den kommenden Tagen dürfte der Betrieb noch schwer durcheinandergeraten. Wenn wegen einer solchen Störung viele Flüge ausfallen und Maschinen am falschen Ort landen müssen, dauert es in der Regel mindestens ein bis zwei Tage, bis die Fluglinien wieder einen normalen Flugplan sicherstellen können. Die vielen Flugzeuge müssen erst wieder an den richtigen Ort geflogen werden und auch die Besatzungen, die für Folgeflüge eingeteilt sind, befinden sich am falschen Ort. Hinzu kommt, dass die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi einen Streik ihrer Mitglieder angekündigt hat. Am Abend wurde bekannt, dass der Flughafen in Frankfurt deshalb, ähnlich wie in München, seinen regulären Passagierbetrieb am Freitag einstellt.

Störungen dieser Größe sind in der Luftfahrt extrem selten. Wenn sie aber passieren, haben sie große Auswirkungen. Auch die Lufthansa-Partner United und British Airways waren zuletzt von derartigen Pannen betroffen. Die amerikanische Fluggesellschaft Southwest geriet stark in die Kritik, weil sie nach einem schweren Schneesturm Tage brauchte, um die Passagiere weiterzubefördern und auch in der akuten Krise Vorgänge wie Hotelbuchungen nicht reibungslos funktionierten.

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