Prozesse in München:Prominente Kicker und ihre Fouls am Steuer

Prozesse in München: Jens Lehmann soll bei seinem Nachbarn einen Dachbalken durchgesägt haben - um einen besseren Blick auf den Starnberger See zu haben. Aber auch im Straßenverkehr verhält er sich auffällig.

Jens Lehmann soll bei seinem Nachbarn einen Dachbalken durchgesägt haben - um einen besseren Blick auf den Starnberger See zu haben. Aber auch im Straßenverkehr verhält er sich auffällig.

(Foto: Revierfoto/imago)

Lehmann, Matthäus, Boateng und Salihamidžić - die Liste der bekannten Namen auf den Tagesordnungen des Verkehrsgerichts wird immer länger. Da drängt sich die Frage auf: Warum zahlen die denn ihre Strafzettel nicht?

Von Susi Wimmer

Die versammelte Lokalpresse harrt vor Saal A 34 aus, Blickrichtung zur Eingangstür. Kommt er, oder kommt er nicht. Er kommt natürlich nicht - wieder einmal. Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann hat kurz vor Beginn der Gerichtsverhandlung den Einspruch gegen sein Knöllchen wegen Falschparkens zurückgenommen. Wieder einmal. Vergangene Woche war Lothar Matthäus aufgerufen, vor Gericht zu erscheinen, die Woche davor Hasan Salihamidžić und Jérôme Boateng- alle wegen diverser kleiner Verkehrsverstöße. Da kommt die Frage auf: Ja, warum zahlen die denn ihre Strafzettel nicht?

Gut, Jens Lehmann war vergangenes Jahr wegen einer größeren Sache in die Schlagzeilen geraten: Laut Polizei soll er am Garagenbau seines Nachbarn einen Dachbalken durchgesägt haben - um einen besseren Blick auf den Starnberger See zu haben. Aber auch in kleineren Dingen soll Lehmann mehrfach bei der Justiz arbeiten haben lassen: Diesmal soll es ein Parkverstoß in der Dürnbräugasse in der Altstadt gewesen sein, nur einen Steinwurf von der Polizeiwache entfernt. Davor fuhr er zu schnell und wurde geblitzt, da steht noch ein Termin bei Gericht aus. Dann parkte Lehmann falsch in der Maderbräustraße, was vor dem Amtsgericht zu einem Verwerfungsurteil in seiner Abwesenheit führte. Auch dagegen hat er Rechtsmittel eingelegt.

Erfahrene Amtsrichter wissen, dass es vielen Verkehrssündern "ums Prinzip" geht, und sie einfach nicht akzeptieren wollen, dass sie doch nicht so ganz unbescholten sind. Was die Münchner Mehr-oder-weniger-Prominenz veranlasst, Bußgeldbescheide oder Verwarnungen nicht zu begleichen und es bis zum Gerichtstermin kommen zu lassen, um dann meist nicht zu erscheinen, das kann Amtsrichterin und stellvertretende Pressesprecherin Linda Bortfeldt auch nicht erklären, "das wären reine Mutmaßungen".

Manchen geht es womöglich um den Führerschein

Es kann auch sein, dass es bei dem ein oder anderen Promi um den Führerschein geht. Denn nach neuem Verkehrsrecht riskiert man schon beim Parken auf einem Radweg ein Bußgeld von 70 Euro - und einen Punkt in Flensburg.

Prozesse in München: Boeteng war nicht nur zu schnell mit seinem Auto unterwegs, er musste sich vor Gericht auch schon wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Boeteng war nicht nur zu schnell mit seinem Auto unterwegs, er musste sich vor Gericht auch schon wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.

(Foto: Christof Stache/AFP)

Generell fallen die erfolgsverwöhnten Kicker und Funktionäre oder Ehemalige des FC Bayern München gerne mit Regelverstößen im Verkehrsraum auf: Benjamin Pavard soll nach einer Trunkenheitsfahrt seinen Führerschein los sein, Lothar Matthäus hatte vergangenes Jahr das Handy am Ohr und nur eine Hand am Steuer, Salihamidžić und Boateng waren schneller als die Polizei erlaubt mit ihren Autos unterwegs.

Der Weg vom Bußgeldbescheid zum Gericht wird jedenfalls für die Prominenz auch nicht billiger: Es können Verwaltungskosten anfallen, wird die Sache aufgerufen, dann auch noch Verfahrenskosten - und natürlich arbeitet auch der Anwalt nicht umsonst. Umsonst waren dann höchstens die Medienvertreter da, allerdings eh schon mit der Vorahnung, dass wieder keiner kommt.

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