Geldanlage:Grüne sprechen sich für Provisionsverbot aus

Geldanlage: Verbraucherschützer kritisieren die Provisionen für Bankberater seit Langem.

Verbraucherschützer kritisieren die Provisionen für Bankberater seit Langem.

(Foto: Eric Audras/imago/PhotoAlto)

Wer einen Fonds oder eine Versicherung verkauft, erhält oft eine Provision. Die EU-Kommission will nun ein Verbot diskutieren. Die Grünen begrüßen das - und eröffnen damit einen neuen Konflikt mit der FDP.

Von Harald Freiberger

Die Bundestagsfraktion der Grünen hat sich für ein Provisionsverbot bei der Geldanlage ausgesprochen. "Wir begrüßen ausdrücklich, dass EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness eine Deckelung und Verbot von Provisionen zur Diskussion stellt", erklärt die finanzpolitische Sprecherin Katharina Beck in einer Stellungnahme, die der SZ vorliegt. Es sei gut, dass sie Fehlanreize und Interessenkonflikte im provisionsbasierten Finanzvertrieb mit der Kleinanlegerstrategie erneut auf die Agenda setze.

McGuinness hatte in einem Brief an den CSU-Europaabgeordneten Markus Ferber im Dezember Sympathie für ein Provisionsverbot erkennen lassen. Es könne zu günstigeren Produkten und unabhängigerer Beratung führen. Als Beispiele führte sie Großbritannien und die Niederlande an, wo ein Provisionsverbot zu sinkenden Kosten für Verbraucher geführt habe. Die EU-Kommissarin will die Reform ihrer Kleinanlegerstrategie bis Ende März vorlegen.

Geldanlage: EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness hatte das Provisionsverbot bei der Vermittlung von Finanzanlagen an Kleinanleger angestoßen.

EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness hatte das Provisionsverbot bei der Vermittlung von Finanzanlagen an Kleinanleger angestoßen.

(Foto: Johanna Geron/AFP)

Verbraucherschützer kritisieren seit Langem die gängige Praxis in der Finanzbranche, den Vermittlern von Fonds, Versicherungen und anderen Finanzprodukten Provisionen zu zahlen. Die Vermittler erhalten häufig eine Provision von drei bis fünf Prozent des angelegten Betrages für den Abschluss und von ein bis zwei Prozent pro Jahr für den Bestand. Das ist bei fast allen Banken, Versicherungen und anderen Institutionen üblich.

Kritiker sind der Ansicht, das führe zu einem Interessenkonflikt: Die Vermittler hätten ein finanzielles Eigeninteresse daran, ihren Kunden möglichst teure Produkte zu verkaufen. Zudem führten die hohen Provisionen gerade bei lange laufenden Verträgen für die Altersvorsorge zu hohen Einbußen für die Kunden. Es komme zu einem negativen Zinseszinseffekt im Vergleich zu günstigeren Produkten, zum Beispiel ETF-Sparplänen. Kunden erlitten dadurch hohe Einbußen.

Die Zahl der Vermittler, die in Sparkassen, Banken und Versicherungen Finanzprodukte auf Provision verkaufen, wird in Deutschland auf 300 000 geschätzt. Ein Provisionsverbot hätte für sie gravierende Folgen. Die Finanzbranche dürfe dann nur noch ein Honorar für die Beratung verlangen.

Finanzminister Lindner hatte sich "sehr besorgt" über die Pläne gezeigt

Die Grünen würden das begrüßen. "Schwerwiegende Mängel in der Anlageberatung, die bei anonymen Testkäufen der Finanzaufsicht Bafin und der Stiftung Warentest zu Tage traten, zeigen, dass die bisherigen Maßnahmen, die vor allem auf Transparenz setzen, die Probleme nicht gelöst haben", erklärte Katharina Beck. Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen fließe beispielsweise im Durchschnitt etwa ein Viertel der eingezahlten Beiträge nicht in die Vermögensbildung, sondern an die Versicherer. Für Verbraucher sei das schwer zu erkennen. Sie brauchten eine unabhängige Beratung, "bei der sie sich darauf verlassen können, dass sie ein auf ihren Bedarf abgestimmtes Produktangebot erhalten", so Beck. Das würde auch die Kapitalmarkt für sie attraktiver machen.

Mit ihrer Stellungnahme eröffnen die Grünen ein weiteres Konfliktfeld mit ihrem Koalitionspartner FDP. Finanzminister Christian Lindner hatte sich Ende Dezember in einem Brief an EU-Kommissarin McGuinness "sehr besorgt" über deren Pläne gezeigt. Es sei wichtig, dem Anleger die Entscheidung zu überlassen, ob er auf Provisions- oder Honorarbasis beraten werden wolle. Diese "differenzierte Herangehensweise" solle beibehalten werden. Ein Provisionsverbot wäre ein "bedeutender Rückschritt" bei den Bemühungen, das Anlegen auf den europäischen Kapitalmärkten zu stärken, schrieb Lindner.

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