Verdi:Warnstreik im Münchner Nahverkehr

Verdi: Kein Zug fährt ein: U-Bahnen werden am Donnerstag und Freitag bestreikt.

Kein Zug fährt ein: U-Bahnen werden am Donnerstag und Freitag bestreikt.

(Foto: Robert Haas)

Am Donnerstag und Freitag fahren weder U-Bahnen noch Trambahnen - und auch Busse sind betroffen.

Von Joachim Mölter und Andreas Schubert

Die Gewerkschaft Verdi hat am Dienstag einen Warnstreik für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in München angekündigt, um ihren Forderungen im aktuellen Tarifstreit Nachdruck zu verleihen. Von Donnerstagmorgen um 3.30 Uhr an bis zum Freitag um 24 Uhr sind die Beschäftigten der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) dazu aufgerufen, ihre Arbeit in Bussen, U- und Tram-Bahnen niederzulegen. Nicht betroffen ist die S-Bahn, die von der Deutschen Bahn betrieben wird. Auch Schulbusse sollen planmäßig fahren, sagte Gewerkschaftssekretär Franz Schütz, Verhandlungsführer für Verdi München.

In der Landeshauptstadt kämpft die Gewerkschaft um Verbesserungen im Haustarif der MVG sowie im Flächentarifvertrag für Bayern. Dabei sei die Forderung an die MVG sehr einfach, wie Franz Schütz findet: den aus Arbeitnehmersicht besseren Flächentarifvertrag auch für die Münchner Angestellten anzuwenden.

Den Warnstreik kündigte die Gewerkschaft auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Klimabündnis Fridays for Future und dem Antikapitalistischen Klimatreffen München an. "Es gibt eine enge Zusammenarbeit", erklärte der hiesige Verdi-Geschäftsführer Heinrich Birner: "Es gibt keinen Klimaschutz ohne Verkehrswende. Und es gibt keine Verkehrswende ohne öffentlichen Nahverkehr."

Am Freitag wird auch fürs Klima gestreikt

In München beteiligt sich die neue Allianz auch gemeinsam an dem für Freitag bundesweit geplanten "globalen Klimastreik": Die Demonstration für mehr Klimaschutz und eine rasche Mobilitätswende beginnt um 12 Uhr auf dem Odeonsplatz. Nach der Auftaktkundgebung zieht die Versammlung durch die Innenstadt und wieder zurück zur Feldherrnhalle, wo um 14.45 Uhr die Abschlussreden gehalten werden sollen.

Jana Häfner, Pressesprecherin von Fridays for Future, erklärte die neue Kooperation: "Wir brauchen einen öffentlichen Verkehr, der alle abholt. Deshalb unterstützen wir die Beschäftigten, denn ohne sie gibt es keine Verkehrswende." Lisa Pöttinger vom Antikapitalistischen Klimatreffen wies auf die Notwendigkeit einer Verkehrswende gerade in München hin, "der staureichsten Stadt Deutschlands". Sie betonte: "Wir wollen klarmachen, dass unsere Ziele zusammengehören. Wir stellen uns auch gegen Ausbeutung."

Cornelius Müller, Verdi-Präsidiumsmitglied und tätig in der Bundesfachgruppe Busse und Bahnen, erklärte: "Wir brauchen attraktivere Gehälter, um überhaupt Personal zu bekommen. Und wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen, sonst kommen wir nicht zum Ziel" - und das sei, bis zum Ende des Jahrzehnts den ÖPNV zum Verkehrsmittel Nummer eins zu machen. Alfred Köhler, Mitglied der Tarifkommission, warnte vor einem Scheitern der Verkehrswende "aufgrund von fehlendem Personal und schlechten Arbeitsbedingungen". Er berichtete von einer steigenden Fluktuation bei der MVG. Franz Schütz sagte: "Wir gehen von einer hohen Streikbereitschaft aus."

Wie die MVG am Dienstag mitteilte, soll während des Streiks zumindest einen Teil des Buslinienbetriebs aufrechterhalten werden. Bei der U-Bahn dagegen müssten alle Fahrten aus Sicherheitsgründen zunächst eingestellt werden, um überfüllte Bahnsteige zu vermeiden. Ob der Betrieb zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen werde, hänge von der Anzahl des verfügbaren Personals in der Leitstelle und im Fahrdienst ab - das könne erst kurzfristig entschieden werden.

Sollte die MVG den Betrieb aufnehmen, dann zunächst auf den Linien U3 und U6, die in diesem Fall alle zehn Minuten fahren sollen.

Busse im 20-Minuten-Takt - aber nicht alle

Bei der Tram versucht die MVG, zumindest die am stärksten nachgefragte Linie 20 fahren zu lassen sowie die Linie 25 vom Ostfriedhof bis Grünwald. Die Busse sollen auf allen Linien im 20-Minuten-Takt fahren, nur der City-Ring 58/68 sowie der Expressbus X30 entfallen. Bei den Nachtlinien liegt die Priorität auf den Linien N40, N72 und N80/81. Je nach Personalverfügbarkeit verkehren auch einzelne Fahrzeuge auf anderen Linien.

"Wir wollen und müssen angesichts der Klimakrise die Verkehrswende umsetzen", sagte MVG-Chef Ingo Wortmann: "Auf der anderen Seite fehlt es an einer soliden Finanzierung und am Personal - beides ist essenziell, um die Ziele erreichen zu können. In diesen beiden Punkten sind wir uns mit der Gewerkschaft Verdi einig und werden das bei unserem Angebot auch berücksichtigen." Werner Albrecht, der für die Stadtwerke München (SWM) und die MVG bei den Tarifverhandlungen am Tisch sitzt und dort eine "konstruktive Atmosphäre" festgestellt hat, bedauerte, dass die Gewerkschaft ihre Mitglieder zum Warnstreik aufruft: "Das ist ärgerlich, denn darunter leiden vor allem die Fahrgäste."

Die MVG informiert während des Streiks auf mvg.de und auf Facebook über die aktuelle Betriebslage. Auch in der App MVG Fahrinfo München und auf Twitter finden die Fahrgäste aktuelle Informationen. Außerdem wird die MVG ihre Fahrgäste über die elektronischen Anzeigen und mit Durchsagen über die Einschränkungen unterrichten.

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