Kolumne: Hin und weg:Könnte eng werden

Kolumne: Hin und weg: Durch manche Tunnel wie auf der Strecke von Madrid nach Barcelona können Züge der spanischen Bahn mit mehr als 300 Kilometern pro Stunde fahren. Es gibt aber auch Tunnel, die der Bahn Probleme bereiten.

Durch manche Tunnel wie auf der Strecke von Madrid nach Barcelona können Züge der spanischen Bahn mit mehr als 300 Kilometern pro Stunde fahren. Es gibt aber auch Tunnel, die der Bahn Probleme bereiten.

(Foto: Markus Mainka/Imago/Aviation-Stock)

Die spanische Bahn lässt neue Züge bauen. Und bemerkt zu spät, dass sie die Wagen auf den vorgesehenen Strecken gar nicht einsetzen kann.

Glosse von Stefan Fischer

Alle Wege führen nach Rom, darauf konnte man sich in der Antike verlassen. Nicht alle, aber doch sehr viele Wege führen seit dem Mittelalter nach Santiago de Compostela, seit Pilger dort das vermeintliche Grab des Heiligen Jakob aufsuchen - mitunter in Scharen, die einen an Völkerwanderungen denken lassen. Insofern sollte es um die Verkehrsinfrastruktur im Norden Spaniens eigentlich nicht schlecht bestellt sein. Das gilt aber wohl nur, wenn man zu Fuß unterwegs ist.

Die Zugverbindungen hingegen sind speziell in den beiden nordspanischen Regionen Kantabrien und Asturien, durch die der Camino del Norte, die durchaus viel begangene Küstenroute des Jakobswegs, führt, so bescheiden wie in Mecklenburg-Vorpommern. Wobei in Mecklenburg-Vorpommern zumindest theoretisch Züge fahren könnten - gäbe es eine Nachfrage oder ein Angebot oder gar beides. Anders als in Kantabrien und Asturien. Da ist das mit dem Angebot nämlich eine spezielle Angelegenheit.

Ein wenn auch dünnes Streckennetz gibt es zwar sowohl im Nordosten Deutschlands als auch im Norden Spaniens. Dort gibt es jedoch außerdem: Berge. Die stehen dem Zugverkehr im Weg. Nun hat man bereits in den Anfängen des Eisenbahnzeitalters sehr wohl den einen oder anderen Tunnel gegraben, um auch Kantabrien und Asturien an das spanische Zugnetz anzubinden. Aber letztlich blieb das allesamt eine doch eher halbherzige Angelegenheit.

Das sollte sich nun ändern. Wenn es schon keine neuen Gleise gibt im Norden Spaniens und keine neuen Tunnel, dann wenigstens neue Züge, damit die Menschen dort endlich vernünftig Bahn fahren können. 31 Garnituren hat die spanische Bahn in Auftrag gegeben, viele davon sollen im unterversorgten Norden eingesetzt werden. Rund 250 Millionen Euro ist das Unternehmen bereit, dafür auszugeben.

Ein fetter Auftrag. Zu fett, wie sich nun herausgestellt hat: Die neuen Züge sind nämlich zu breit für einige der alten Tunnel in Kantabrien und Asturien. Dass diese Röhren nicht die modernen Standards erfüllen, kann man ihnen aber schwerlich vorwerfen - und vor allem sollten der spanischen Bahn die Abmessungen ihrer Tunnel bekannt sein, speziell jener, die nicht der gültigen Norm entsprechen.

In den alten Tunneln würden die neuen Züge an den Wänden verschrammen, würden stecken bleiben oder gar nicht erst einfahren können. Weil auch in Spanien alles seine Zeit braucht, sind jedoch, obwohl die Züge bereits 2020 bestellt worden sind, offenbar noch keine der neuen Waggons und Loks gebaut worden. Man kann sie also im Zuge einer Neuplanung noch einer Schlankheitskur unterziehen. Wobei davon auszugehen ist, dass sich dadurch zwar die Züge schmälern lassen, aber nicht das Budget.

Für die künftigen Passagiere heißt das: zusammenrücken, um nicht stecken zu bleiben. Wenn die Züge denn irgendwann einmal fahren. Ihre Fertigstellung wird für 2026 in Aussicht gestellt. Bis dahin geht man wohl besser weiterhin zu Fuß.

Kolumne: Hin und weg: Stefan Fischer freut sich über Licht am Ende eines Tunnels.

Stefan Fischer freut sich über Licht am Ende eines Tunnels.

(Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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