Ausstellung im KVR:Den Kriegsgeflüchteten ein Gesicht geben

Ausstellung im KVR: Barbara Donaubauer (2. v. links) will mit der Ausstellung Menschen wie Oksana Rutta (von links), Svetlana Odarenko und Arina Orlovska sichtbar machen.

Barbara Donaubauer (2. v. links) will mit der Ausstellung Menschen wie Oksana Rutta (von links), Svetlana Odarenko und Arina Orlovska sichtbar machen.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

20 000 Ukrainerinnen und Ukrainer haben seit Beginn des Kriegs in München Obdach gefunden. Ihr Schicksal, aber auch ihre Zuversicht und Hoffnung sind nun Thema einer Ausstellung.

Von Berthold Neff

Wer auf die Gesichter dieser Menschen blickt, die der Hölle des Krieges entkommen sind und Zuflucht in München gefunden haben, dem wird eins zur Gewissheit: Putin wird mit seinem Vorhaben scheitern, dieses freie Land und seine mutigen Menschen zu vernichten.

In der Ausstellung mit Fotos der Künstlerin Barbara Donaubauer, die am Donnerstag im Foyer des Kreisverwaltungsreferats (KVR) an der Ruppertstraße 11 eröffnet wurde, ist neben vielen anderen auch ein Foto von Svetlana Odarenko aus Tschernihiw zu sehen, es zeigt sie mit ihrem Sohn Kiryl und ihrer Mutter Lidiia. Man sieht darauf nicht die bangen Momente, die sie einen Monat lang im Keller überstehen mussten, während die Russen die Stadt im Norden der Ukraine belagerten und mit ihrem Bombenhagel zerstörten. Es zeigt sie, mit neuer Zuversicht, an einem sonnigen Tag im Hofgarten.

Sie ist, wie viele der 20 000 Ukrainerinnen und Ukrainer, die in München Obdach gefunden haben, bei einer Gastfamilie untergebracht - bei der Mutter der Fotografin Barbara Donaubauer. Sie dankt nicht nur dieser Familie von ganzem Herzen, sondern auch den Behörden, die mit großem Elan reagierten, als vor knapp einem Jahr, am 12. März 2022, der erste Sonderzug mit Geflüchteten am Hauptbahnhof ankam.

KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl erläuterte bei der Vernissage, wie sehr ihr Referat - vor allem das Bürgerbüro und die Ausländerbehörde - gefordert war, um "schnell und unbürokratisch zu helfen". Das ist auch heute noch so: "Den Menschen soll die Ankunft so leicht wie möglich gemacht werden."

Ausstellung im KVR: Die Ausstellung kann bis Ende März im Foyer des KVR besichtigt werden.

Die Ausstellung kann bis Ende März im Foyer des KVR besichtigt werden.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Seit Ausbruch des Krieges bis heute haben sich fast 20 000 Geflüchtete aus der Ukraine, darunter auch Drittstaatsangehörige, also Menschen ohne ukrainischen Pass, im Bürgerbüro angemeldet. Aktuell sind noch knapp 16 000 Ukraine-Geflüchtete in München gemeldet. In der Ausländerbehörde bedeutete das viele Überstunden, denn es galt, fast 17 000 Aufenthaltstitel zum vorübergehenden Schutz auszustellen. Bis heute werden täglich etwa 90 Geflüchtete in der Behörde beraten.

Aber nicht nur den Menschen musste geholfen werden, sondern auch den Haustieren, die sie mitgebracht hatten, mehr als 100 waren es. Man schaffte es, selbst in den Sammelunterkünften sicherzustellen, dass die Menschen ihre Tiere behalten konnten. Eine Trennung, sagt Sammüller-Gradl, habe man diesen traumatisierten Personen, darunter vor allem Kinder, nicht zumuten wollen. Da waren dann auch die KVR-Abteilungen "Sachgebiet Tier" und das Veterinäramt gefordert, um die Tollwut-Impfungen zu verabreichen und Futterspenden zu organisieren.

Auch die im KVR angesiedelte Berufsfeuerwehr hatte viel zu tun. Sie musste nicht nur 6000 Betten in der Messe aufstellen, sondern auch die Hilfen organisieren, die in die Ukraine gingen. Für den ersten Hilfstransport in Münchens Partnerstadt Kiew wurden 14 Container mit Verbandsmaterial, Medikamenten, Windeln, Isomatten und anderen Dingen gepackt. Dies alles erfolgte in enger Kooperation mit dem Sozialreferat, dessen Aktivitäten während dieser Zeit Gerhard Mayer erläuterte, Leiter des Amts für Wohnen und Migration. Die Herausforderung: Die Geflüchteten unterzubringen in einer Stadt mit einem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt.

Die Fotos sollen die Zuversicht der Porträtierten auf die Zukunft zeigen

Ohne die vielen Gastfamilien wäre das sicher nicht möglich gewesen. Deshalb umarmte Svetlana auch die Fotografin Barbara Donaubauer so herzlich, weil sie in deren Familie ein Obdach gefunden hat. Und weil diese Frau, die sich schon seit 2016 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagiert, den Menschen aus der Ukraine ein Gesicht gibt. "Es ging mir darum", sagt Barbara Donaubauer, "sie sichtbarer zu machen und ihre Geschichten nicht zu vergessen".

Die Geschichten von einem mörderischen Krieg und einer zarten Hoffnung. Oksana und Olga Rutta, beide 17 Jahre alt, verkörpern diese. Sie haben sich am Ufer des Ammersees fotografieren lassen und wollen nach dem Studienkolleg Tourismusmanagement studieren. Ihr nächstes Ziel ist dann die Heimat: "Dort werden sie dann junge Leute wie uns brauchen, um das Land wieder aufzubauen."

Die Ausstellung im KVR-Foyer, Ruppertstraße 11, ist noch bis Ende März zu den üblichen Öffnungszeiten zu besichtigen. Ein Termin wie sonst im KVR üblich ist dafür nicht erforderlich.

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