Nockherberg-Reaktionen:Uli Hoeneß hat Tränen in den Augen

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Das Publikum ist sehr angetan von der Darbietung - auch Markus Söder. (Foto: Catherina Hess)

Der stärkste Moment der Fastenpredigt ist nicht der mit der härtesten Pointe, sondern ein ganz ruhiger und ernster. So ergriffen reagieren Politiker und Prominente in diesem Jahr am Nockherberg.

Von Philipp Crone

Um 20.12 Uhr ist auf einmal alles anders als sonst beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg. Es ist ganz still im bis auf den letzten Platz besetzten Saal, und das ist ausnahmsweise kein schlechtes Zeichen, sondern eines dafür, dass hier gerade etwas passiert, was es so noch nie gegeben hat. Der stärkste Moment ist nicht der lauteste, der mit der härtesten Pointe, sondern ein ganz ruhiger und unerwartet ernster Moment ganz am Ende der Fastenpredigt von Redner Maximilian Schafroth.

Und diese Ruhe, gefolgt von Pfiffen und dem längsten Applaus des Abends, der darin gipfelt, dass die Gäste von ihren Plätzen aufstehen, er wäre nicht so besonders und anders, wenn nicht vorher alles gewesen wäre wie immer.

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Das bedeutet beim Starkbieranstich: Die Gäste in Tracht kommen in unausgesprochen uniformer Trachten-Janker-Einheitlichkeit. Die Männerquote kann mit der einer Landmaschinen-Schau locker mithalten. Ehe Ministerpräsident Markus Söder in den Saal schreitet, zum Defiliermarsch und mit huldvollem Nicken, dass einer gleich raunt: "Das gibt's sonst nur in einem Königreich", hat man es sich zwischen Steinkrügen und Brotzeitbrettln voller Bauernspeck und Bio-Linsen-Hummus gemütlich gemacht.

Und nach dem ebenso monarchialen Anstoßen der ersten Mass zwischen Paulaner-Chef Andreas Steinfatt und Markus Söder darf dann Schafroth zu Alphorn-Klängen sein Manuskript entfalten. Freiheit, Freibier, Freigang, so weit, so normal und routiniert unterhaltsam.

Der Start ist stark, doch das Ende ist stärker. Zur Ukraine-Situation habe er so viel nachgedacht, sagt Schafroth. Das Ergebnis: Keine Pointen über einen Krieg. Stattdessen spricht Schafroth auf einmal völlig ernst davon, wie wertvoll und besonders das ist, hier stehen zu können und wirklich all das an die Regierenden sagen zu können. Wie wertvoll diese Freiheit hierzulande ist und dass man, wir, so in Watte gepackt seien, dass man das nicht mehr wertschätze. Selten gibt es so viel Einigkeit bei den Einordnungen danach.

Für Regisseur Franz Xaver Bogner hat die Rede den moralischen Anspruch der Fastenpredigt erfüllt, "er hat die Leute ganz direkt bei ihren Fehlern gepackt, ohne sie in Witze packen zu müssen, bravourös". Stehenden Applaus habe es so noch nie gegeben, sagt Bogner und Uli Hoeneß ein paar Tische weiter, Ehrenpräsident des FC Bayern, sagt: "Ich hatte Tränen in den Augen." Das ernste Ende habe ihm so gutgefallen, weil es zeige, "wie stolz wir darauf sein können, in diesem Land leben zu können". Schafroth habe einen Nerv getroffen. Wen man auch fragt, es gibt nur Lob.

Sprüche vom Nockherberg
:"Auskuppeln und ohne Licht den Berg runterrollen: Huberts Beitrag zur Energiewende"

Aiwanger bekommt von Maxi Schafroth die meiste Aufmerksamkeit, Markus Söder "hat den Kopf aus der bayerischen Regionalbahn gestreckt und dann kam eine Ampel": Die besten Zitate aus der Fastenpredigt und dem Singspiel.

Uschi Glas nennt die Rede "besinnlich und besonders", Katharina Schulze von den Grünen hat alle Emotionen durchgemacht, "von Wegschmeißen vor Lachen bis zur Gänsehaut", Darstellerin Rosalie Thomass kann schlicht nicht mehr, so "scharfsinnig und witzig" sei es gewesen. Aiwanger spricht gar nur noch in Hashtags von "hintersinnig, tiefgründig, visionär".

Und alle Schauspielkollegen von Max über Friedrich von Thun bis zu Angela Ascher und Regisseur Marcus H. Rosenmüller sprechen von dem Mut, den es gebraucht habe, um sich einfach hinzustellen, ernst zu reden und dann einfach mal abzuwarten, "bis am Ende sogar die erste Reihe aufstehen musste", wie Max von Thun beobachtet hat. Danach brauchen alle frische Luft und das Singspiel kann so einen Nockherberg-historischen Moment nur schwer toppen.

Die Singspiel-Crew rappt und gagt, Musik und Inszenierung funktionieren, und am Ende sagt Regisseur Rosenmüller, der selbst einige Singspiele inszeniert hat: "Die Darbietung war wunderbar und es kam immer noch etwas Überraschendes nach, das war einfach sehr gut aufgebaut." Auf die Details komme es eben an, ob im Singspiel oder bei der Rede. "Auf die Zwischentöne, da wird man beim Nachhören in den nächsten Tagen immer wieder neue entdecken."

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