Biologie:Mamma Mia, eine Spinne

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Eine Spinne der Art "Abba transversa". Sie unterscheidet sich von den anderen Arten der Familie der Kugelweberspinnen (Araneidae) unter anderem durch zwei dunkle Flecken in der Mitte des Abdomens. (Foto: Volker W. Framenau/dpa)

Forscher benennen immer mehr Entdeckungen nach Superstars. Nun heißt eine Araneiden-Art mit Zweitnamen Abba. Was haben sich die Entdecker dabei gedacht?

Von Vera Schroeder

Das Bewusstsein für die Bedeutung von Artenvielfalt für die Menschheit setzt sich erst allmählich durch. Kein Wunder also, dass die, die dazu forschen, ständig nach neuen Wegen suchen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Seit einigen Jahren hoch im Kurs: Neu entdeckte oder zu kategorisierende Arten und Gattungen werden nach möglichst großen Superstars benannt. Deshalb gibt es nun die Pferdebremse "Scaptia beyonceae", den Käfer "Agra schwarzeneggeri" oder die Motte "Neopalpa donaldtrumpi" - und viele, viele Prominamentierchen mehr. Ähnlichkeiten mit realen Personen etwa in Körperform, Lebensweise oder sonstigen Eigenschaften sind nicht ausgeschlossen, aber auch nicht unbedingt zwingend. Promitiernamenbenennungen laufen jedenfalls gut, was nicht zuletzt dieser Text belegt.

Den australischen Spinnenforschern Volker Framenau und Pedro Castanheira von der Murdoch-Universität in Perth kann man zu viel Effekthascherei bei der Benennung ihrer Entdeckungen bisher eher nicht vorwerfen. In der Vergangenheit haben sie bereits die Namen ihrer Ehefrauen an Spinnenarten vergeben sowie den des australischen Fußballers Johnny Warren - auch nicht unbedingt ein Weltstar. Nun aber: "Abba".

Nach der schwedischen Popband ist jetzt eine Spinnenart benannt, die die beiden Forscher nach 15 Jahren umfassender Untersuchungen von Kugelweberspinnen in australischen und weltweiten zoologischen Sammlungen neu beschreiben konnten. Erste Exemplare dieser Art sind zwar bereits seit 1912 bekannt, konnten aber wissenschaftlich bisher nie ganz korrekt eingeordnet werden. In einer Studie, die in der Fachzeitung Evolutionary Systematics veröffentlicht wurde, beschreiben Framenau und Castanheira nun die nur drei bis vier Millimeter kleine Einzelart "Abba transversa", die derzeit in Küstengebieten von New South Wales und Queensland zu Hause ist. Sie unterscheidet sich von den anderen Arten der Familie Kugelweberspinnen (Araneidae) durch zwei dunkle Flecken in der Mitte des Abdomens und durch die dicken Makrosetae, also Borsten, auf dem ersten Beinpaar der Männchen.

Mit der Beinfrisur eines Abba-Sängers oder einer Sängerin soll die Namenswahl nichts zu tun haben. Seit der ebenfalls schwedische Naturforscher Carl von Linné im 18. Jahrhundert die Regeln für die Taxonomie erfand, sind Entdeckende frei in der Benennung. Sie muss nur dem Schema folgen, dass erst die Gattung kommt (groß geschrieben) und dann die Art (klein geschrieben). "Die Songs der Band sorgten für stundenlange Unterhaltung bei den Autoren", begründeten die Forscher ihre Wahl. Der Bandname Abba setzt sich wiederum - ähnlich originell - aus den Vornamen Agnetha (Fältskog), Björn (Ulvaeus), Benny (Andersson) und Anni-Frid (Lyngstad) zusammen.

"Insgesamt sind in Australien etwas mehr als 4000 Spinnenarten beschrieben und nach Schätzungen noch zwischen 10 000 bis 15 000 Arten unbenannt", erklärte Volker Framenau zum Wirbel um die Neubenennung. Und lenkt damit wieder auf das zurück, worum es eigentlich geht: die Artenvielfalt - und die Aufgaben des Menschen, diese endlich zu bewahren, statt sie weiter zu dezimieren.

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