Hochschulreife:Noten-Inflation

Ist die Notengebung zu großzügig, oder warum werden Schüler immer besser? Künftig sollen Eignungstests über die Uni-Tauglichkeit von Abiturienten entscheiden.

Tanjev Schultz

Die Klage, viele Studenten seien nicht reif für die Universität, ist uralt, Professoren führten sie schon vor Jahrhunderten. Auch dieser Tage ist sie wieder zu hören. Vor allem in den Natur- und Ingenieurwissenschaften gibt es hohe Abbrecherquoten, Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU) kritisiert in diesem Zusammenhang eine angeblich zu großzügige Notengebung der Lehrer. Seit es den Numerus clausus gebe, würden die Noten immer besser, sagt Frankenberg. In Baden-Württemberg sollen von 2011 an Orientierungs- und Eignungstests vor dem Studium klären, ob ein Abiturient das Zeug dazu hat, an der Uni zu bestehen.

Zeugnisse, dpa

Zeugnisjubel: Es ist schwer nachweisbar, dass Schüler heute weniger streng beurteilt werden als vor 20 Jahren.

(Foto: Foto: dpa)

Gymnasiallehrer sehen darin eine Entwertung des Abiturs; sie weisen auch den Vorwurf zurück, sie würden gute Noten inflationär vergeben. In diesem Jahr war die durchschnittliche Abiturnote (in die nicht nur die Zentralprüfung einfließt) an allgemeinbildenden Gymnasien im Südwesten mit 2,32 etwas schlechter als im Vorjahr (2,29). Mitte der achtziger Jahre lag sie allerdings bei 2,5, Mitte der siebziger Jahre bei 2,8. Einen langfristigen Trend zu etwas besseren Noten gibt es also durchaus.

Entwertung des Abiturs

Im Vergleich der Bundesländer sind die Abiturnoten in Baden-Württemberg übrigens besonders gut - was nun, folgt man Frankenberg, nicht unbedingt daran liegen muss, dass die Abiturienten in Stuttgart mehr wissen als in München oder Berlin.

Es ist schwer nachweisbar, dass Schüler heute weniger streng beurteilt werden als vor 20 Jahren. Ein besserer Notenschnitt kann auch darauf beruhen, dass das Abitur-Verfahren sich geändert hat und schlechte Zensuren besser ausgeglichen werden können. Tatsache ist außerdem, dass Lehrer Probleme bekommen können, wenn ihre Schüler besonders erfolgreich lernen und die Klasse überdurchschnittlich gute Noten erreicht.

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