Münchens junge Kreative:Die nackte Wahrheit

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(Foto: Lorenz Mehrlich)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Annemarie Faupel.

Von Veronika Tièschky

"Die Ästhetik des weiblichen Körpers und besonders dessen Haut gibt unendlich viel Raum für Kreativität und Kunst." In Annemarie Faupels Atelier stehen riesige Leinwände, die realitätsnahe Körper zeigen. Im vergangenen Jahr stellte die Kosmetikfirma "Estée Lauder" ihre Bilder von Brüsten in ihrer Kampagne gegen Brustkrebs aus. Ein Leitmotiv in Annemaries Kunst ist die Haut - vor allem die weibliche Haut.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Ihre Bilder zeichnen sich durch die knalligen Farben aus. Meistens benutzt sie Ölfarben, da hier unendliche Kombinationen an Farben erreicht werden können. Dazu kommt der plastische Effekt. Ab und an arbeitet Annemarie in der Gastronomie. "Oft verbringe ich jeden Tag mehrere Stunden vor der Leinwand - die Gastronomie bietet einen guten sozialen Ausgleich."

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Zunächst studierte Annemarie an der LMU "Kunst und Multimedia". Später hat sie bis 2022 an der Kunstakademie studiert. Zwischendurch war sie für ein Stipendium an der Accademia di Belle Arti di Roma. Ihre Bilder postet sie regelmäßig auf Instagram. Es kam schon vor, dass dort Bilder von ihr wegen "Nacktheit und sexueller Inhalte" gelöscht wurden.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Neben ihrer Leinwand liegt eine Fotografie der faltigen Hand ihrer Oma. Sie versucht, die Hände so getreu wie möglich abzumalen. Dafür braucht sie viel Zeit. Ihr Fokus liegt auf den verschiedenen Arten der Falten, den Pigmentflecken und den Äderchen. "Wie sehr sich die Haut im Laufe eines Lebens verändert, ist unglaublich spannend - meine Kunst soll genau diese Ästhetik so detailgetreu wie möglich wiedergeben."

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Dieses Bild heißt "Duschfrauen". Bekannte von ihr wurden in der Duschkabine im Münchner Nordbad fotografiert und später abgezeichnet - in Lebensgröße. Es scheint fast so zu sein, als stünden die fünf Frauen in Annemaries Atelier. "Die Licht-und Farbverhältnisse, die Atmosphäre, die verschiedenen Frauenkörper faszinieren mich sehr." Jeder Zentimeter der Haut ist akribisch auf die Leinwand übertragen worden.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Die erste Person, die Annemaries Werke zu Gesicht bekommt, ist für gewöhnlich ihre Mutter - als Foto, geschickt als Whatsapp-Nachricht. Auch sie ist Künstlerin und hat laut Annemarie ein gutes Auge dafür, wann ein Werk vollständig ist oder noch etwas fehlt. Annemaries Eltern waren Teil der Künstlerkommune des Aktionskünstlers Otto Mühl.

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