Ausstellung:Einsamkeit und Solidarität

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Stephanie Olszewski installiert die beiden Adjektive "solitary" und "solidary" als Neonschrift über zwei Türen im Dachgeschoss. Damit greift sie das Thema der Ausstellung unmittelbar auf: das Verhältnis zwischen Gemeinschaftssinn und individuellem Handeln. (Foto: Kimo)

Studierende der Münchner Akademie der Bildenden Künste bespielen die verwinkelte Galerie im Ganserhaus in Wasserburg mit Arbeiten, die für den Ort entstanden sind.

Von Sabine Reithmaier, Wasserburg

Das verwinkelte Gebäude des Ganserhauses in Wasserburg eignet sich gut für eine Ausstellung mit dem Titel "solitary / solidary". 1968, im Jahr der Studentenrevolte, gründete sich hier der Arbeitskreis 68, die bis heute aktive Künstlergemeinschaft Wasserburg. Jetzt, wieder inmitten einer Zeitenwende, lud der Kunstverein Professorin Katharina Gaenssler und ihre Studierenden der Münchner Akademie der Bildenden Künste ein, die Räume des Galeriehauses vom Keller bis zum Dach zu bespielen. Die 16 jungen Künstler und Künstlerinnen nutzten die Möglichkeit, um Arbeiten zu entwickeln, mit denen sie auf den Ort reagieren. Teils setzen sie sich mit der Geschichte des Hauses oder der Stadt auseinander, teils stellen sie Bezüge zu künstlerischen Positionen der Sechzigerjahre her.

Der Titel der Ausstellung ist Albert Camus' Kurzgeschichte "Jonas oder der Künstler bei der Arbeit" (1957) entlehnt. Darin entfaltet der französische Schriftsteller den Konflikt zwischen der einsamen Freiheit des künstlerischen Schaffens und den ökonomischen Zwängen des Alltags. Entsprechend beschäftigen sich die Arbeiten mit dem Spannungsverhältnis zwischen Solidarität und individueller Freiheit, erkunden aktuelle Arbeitsrealitäten.

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Entstanden ist eine große Bandbreite an Werken, von denen beispielhaft nur einige genannt werden können. Die südkoreanische Künstlerin Kimo hat ihren eigenen Arbeitsplatz für die Zeit der Ausstellung in das Ganserhaus transferiert. Die iranische Künstlerin Zahra Ghadimian, die ihre Arbeit über mehrere Monate hin entwickelt hat, reagiert auf die sich ständig verändernden Geschehnisse während der aktuellen iranischen Revolution und zeigt eine Zweikanal-Video-Installation, die zum einen auf Material aus dem Internet zurückgreift, zum anderen ihre eigene Tanzperformance während der Ausstellungseröffnung dokumentiert. Thalia Schoeller setzt sich in einer semi-fiktiven Ahnengalerie mit Fragen nach der eigenen Herkunft auseinander. Und Mira Schienagel installiert in einer Abstellkammer eine Ruhestätte für "Fletzi", ein Skelett aus dem Mittelalter, das 2013 in der Nähe des Ganserhauses entdeckt wurde.

Solitary / Solidary — Klasse Katharina Gaenssler in der Galerie im Ganserhaus Wasserburg , noch bis 11.3., Katalogpräsentation: 11. März,16 Uhr, Schmidzeile 8, 83512 Wasserburg am Inn

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