Aktuelles Lexikon:False Flag

Aktuelles Lexikon: Die Flaggen beim G-7-Außenministertreffen vergangenes Jahr in Washington zeigen korrekt an, welche Länder teilnehmen.

Die Flaggen beim G-7-Außenministertreffen vergangenes Jahr in Washington zeigen korrekt an, welche Länder teilnehmen.

(Foto: Janine Schmitz/IMAGO/photothek)

Unter falscher Landesflagge segelten einst Schiffe, um den Gegner zu täuschen. Vielleicht war auch der Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines so ein Manöver. Aber weiß man's?

Von Christoph Koopmann

Waren es russische Agenten, wie es die ukrainische Regierung gesagt hat? Britische Spezialisten, wie der Kreml behauptete? US-Militärtaucher, wie der ins Verschwörerische abgedriftete Pulitzerpreisträger Seymour Hersh schrieb? Für all diese Theorien zur Urheberschaft der Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines sind bisher keine Belege bekannt. In dieser Woche berichtete die New York Times, die USA hätten Hinweise, dass eine "pro-ukrainische Gruppe" hinter dem Anschlag stecke. Über mögliche Auftraggeber (so die Hinweise denn zutreffen) gibt es, natürlich, wieder viele Theorien. Auch die, dass es nur so aussehen soll, als stecke eine "pro-ukrainische Gruppe" dahinter, um von den wahren Drahtziehern abzulenken und so die Ukraine im Westen zu diskreditieren - eine "False-Flag-Aktion". Das wohl berühmteste Beispiel einer solchen Täuschungsaktion ist der angeblich polnische Überfall auf den Sender Gleiwitz am 31. August 1939, der den Nationalsozialisten einen Vorwand lieferte, Polen zu überfallen - was in den Zweiten Weltkrieg mündete. Bereits im 19. Jahrhundert taucht der Begriff auf: Zu Hochzeiten der Seefahrt fuhren Schiffe oft unter falscher Landesflagge, um gegenüber feindlichen Schiffen ihre wahre Herkunft zu verschleiern und so in Schlagdistanz zu kommen.

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