Vorwahlen in Pennsylvania:Und täglich grüßt das Murmeltier

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Amerikas Blogger sind sich einig: Der Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten wird bis zum bitteren Ende ausgetragen. Die Partei werde dabei großen Schaden nehmen.

Lisa Sonnabend

Irgendwo in Pennsylvania müsse sich ein Murmeltier versteckt haben, das den Vorwahlkampf der Demokraten beobachtet und die ganze Zeit vor sich hingluckst, mutmaßt Jay Newton-Small von Time. Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton gewann die Vorwahlen in dem US-Bundesstaat gegen ihren Konkurrenten Barack Obama. Dies war erwartet worden und ändert somit nichts an der Ausgangslage bei den Demokraten. Das Ergebnis war fast identisch mit dem bei der Wahl in Ohio vor sieben Wochen.

Bilder aus Pennsylvania
:Hillary im Siegestaumel, Obama euphorisch

Hillary Clinton hat die Vorwahlen in Pennsylvania gewonnen, doch Konkurrent Obama lässt sich davon nicht beirren. Bilder aus der Wahlnacht

"Die Kandidaten, Kampagnenmitarbeiter (und die berichtenden Reporter) fühlen sich wohl eher wie der Hauptdarsteller in dem Film 'Und täglich grüßt das Murmeltier'", schreibt Newton-Small. Sie würden bereits nach North Carolina und Indiana schauen, wo am 6. Mai gewählt wird. Doch auch dann werde der Tag in etwa genauso ablaufen wie in Pennsylvania und Ohio - und wie in dem Film mit Bill Murray.

Auch The Democratic Voice schreibt: Pennsylvania "zeigt, wie wenig sich geändert hat, nachdem bereits zig Millionen US-Dollar ausgegeben worden sind im Vorwahlkampf."

Mit knapp zehn Prozentpunkten Vorsprung gewann Clinton die Vorwahl. Ein Comeback gelang ihr damit nicht, da hätte das Ergebnis deutlicher ausfallen müssen. Ihrem Konkurrenten Obama kann sie wohl nicht mehr ernsthaft Konkurrenz machen, darüber sind sich Amerikas Blogger und Online-Journalisten weitgehend einig. Ein Ende des Duells ist allerdings noch längst nicht in Sicht.

Ben Smith von Politico schreibt: "Beide Kandidaten sind am Mittwochmorgen mit der gleichen Ausgangslage aufgewacht wie die Morgen davor." Obama führt bei den Delegiertenstimmen, Clinton sieht sich mit einer weiteren Vorwahl - in zwei Wochen in Indiana - konfrontiert, die sie unbedingt gewinnen muss. In Indiana biete sich vielleicht die beste Chance für Obama, Clinton aus dem Rennen zu werfen; und für Clinton die beste Chance, Zweifel an ihrer Kandidatur auszuräumen, meint Smith.

Andrew Sullivan von The Atlantic sieht einen langen Kampf bei den Demokraten bevorstehen: Der Zehn-Punkte-Vorsprung von Clinton in Pennsylvania sei das schlechteste aller möglichen Ergebnisse für die Demokraten gewesen. Es verändere das Rennen überhaupt nicht, aber es stärke Clinton minimal in dem Argument, dass sie weitermachen soll. "Sie wird die Bühne nicht verlassen. Es ist undenkbar für sie, gegen jemand jüngeren aufzugeben", schriebt Sullivan. "Das wäre eine Form von Tod für sie."

Aber auch Obama gebe nicht die beste Figur ab, findet Walter Shapiro von Salon. Es sei nicht vorteilhaft für die Demokraten, dass Obama - kurz davor, der Präsidentschaftskandidat der Partei zu werden - vor der Ziellinie strauchelt und es nicht hinüberschafft. "Der einfachste Weg für die Demokraten, um dies endlich zu beenden, wäre, einfach deutlich für Barack Obama zu stimmen", schreibt Shaprio. "Aber das passierte am Dienstag in Pennsylvania nicht und auch vor sieben Wochen in Ohio und Texas nicht."

"Es hängt alles von der Definition ab, was eigentlich ein Sieg ist", heißt es im Newsweek-Blog. Es gehe nicht mehr um die Zahl der Anhänger und Endergebnisse, sondern um das, was Clinton und Obama sagen. Sie würden versuchen, die Superdelegierten mit ihren Reden und Geschichten zu überzeugen. In den vergangenen Tagen war ein härterer Ton aufgefallen. Clinton drohte beispielsweise Iran mit "völliger Vernichtung". Das Rennen werde sich in den kommenden Wochen um die Worte der Kandidaten drehen. Pennsylvania sei dafür die erste Station gewesen.

Slate.com macht sich über die nicht aufgeben wollende Clinton lustig: "Jemand sollte einen Priester rufen oder den National Enquirer. Hillary Clinton ist zum vierten Mal von den Toten auferstanden." Slate sieht dies eher als ein letztes Stemmen gegen die Niederlage. Der einzige Ausweg für Clinton sei es, die Superdelegierten zu überzeugen, dass der Sieg in Pennsylvania gezeigt hat, dass Obama viele Fehler macht. Das werde ihr allerdings kaum gelingen. Obama ziehe nämlich das gleiche Argument heraus: Clinton mache vieles falsch. "Denjenigen, die bei den Demokraten gefürchtet haben, dass das Rennen hässlicher werden würde, sei gesagt: Es sieht so aus, als werde das Rennen noch hässlicher", endet der Beitrag.

Auf Redstate heißt es: "Sie lebt." Die Chancen hätten sich durch Clintons Sieg signifikant erhöht, dass die Demokraten zur Convention im August nach Denver fahren und noch überhaupt nichts entschieden ist. Nach den verbalen Attacken der Kandidaten träumt sich Redstate schon einmal in die Hotelzimmer von Clinton und Obama während der Convention: "Wie schön wäre es, eine Fliege in Denver zu sein und zu lauschen. Sie werden Flüche im Hotelzimmer ausstoßen, die noch nie jemand ausgesprochen hat."

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