89 Anju:Wo Fischküchlein auf Reisschnaps treiben

89 Anju: Wild, witzig und umgeben vom Flair südkoreanischer Popkultur: das 89 Anju.

Wild, witzig und umgeben vom Flair südkoreanischer Popkultur: das 89 Anju.

(Foto: Catherina Hess)

Anju, das sind in Südkorea die Speisen, die das Trinken komplettieren. Nicht nur die sind im 89 Anju spannend, sondern auch die farbenfrohen Drinks.

Von Laura Kaufmann

Es ist noch nicht einmal Abendbrotzeit, und beim Reservierungstischlein stockt es schon. Wie es zu Stoßzeiten im "89 Anju" zugeht, davon zeugt das Absperrband vor der Tür, womit sich eine Schlange in Zaum halten ließe wie an der Gepäckkontrolle am Flughafen.

Ganz ohne elfstündigen Flug öffnet sich hinter dem Windfang eine andere Welt. Nämlich eine, die den Großstadtschluchten von Seoul nachempfunden ist. Über den Köpfen der Gäste zieht sich ein Kabelwust entlang, Neonreklamen werben für Biermarken oder 7-Eleven, an der Wand kleben Poster von K-Pop-Bands und koreanischen Filmen und in Leuchtschrift steht da "You are the beer to my Anju". Wild und witzig.

Viele der Gäste scheinen koreanisch-stämmig, was einerseits natürlich ein gutes Zeichen ist - andererseits gibt es in München auf koreanisch auch nichts vergleichbares wie das "89 Anju", hipp und ungezwungen. Die "Hallyu Wave", wie der Trend der südkoreanischen Popkultur genannt wird, schwappt, wie Trends das so tun, eher langsam und gemächlich nach München.

Die Internetrezensionen sind sich uneinig, wie authentisch das Essen ist. Die Begleitung, neulich erst in Seoul gewesen, findet das "Tteokbokki" (16,90 Euro) immerhin so sehr zu scharf, wie sie es auch in Korea fand. Ein klassisches Snackgericht ist es zumindest und etwas, was man in München anderswo nicht so schnell findet. Reis- und Fischküchlein in scharfer Soße mit Kohl; "Küchlein", wie auf der Karte steht, passt nicht ganz, der Reis ist eher wurstförmig und knautschig wie ein Oktopusarm, die Fischküchlein kleine weiche Plättchen. Die Glasnudeln "Japchae" kommen mit sautiertem Gemüse und, in unserem Fall, Tofu, mit einer sehr harmonischen Soja-Sesam-Knoblauch-Sauce (14,90 Euro - hierbei handelt es sich im übrigen um gute Preise, viele Posten auf der Karte sind definitiv teurer als wir erwartet hätten).

89 Anju: Neonreklame wie in den Straßenschluchten Seouls.

Neonreklame wie in den Straßenschluchten Seouls.

(Foto: Catherina Hess)

Die "Anju", also die Speisen, die das Trinken komplettieren, finden unseren Zuspruch: Interessant, mal etwas anderes, und gut. Ein Klassiker des Hauses wäre auch das KFC, Korean Fried Chicken, oder der Kimchi Pancake. Nun aber zu den Bar-Qualitäten des Anju, die auf der Karte mit den Worten angepriesen werden: "Unser Bartender, ein talentierter Kunststudent, verleiht jedem Drink einen kreativen Touch". Wie sich gleich herausstellt, ist der Bartender auf jeden Fall inspiriert von den bunten Cocktails der 90er-Jahre.

Es mag sich hierbei auch um ein ironisches Zitat halten oder um ein Revival, für das wir schon zu alt sind. Vielleicht sogar um den Cocktail-Geschmack Seouls, den wir nicht gewohnt sind. Der Signature "Seoul Forest" (12 Euro) mit dem koreanischen Reiswein Makgeolli und "mellow sweet", dessen genaue Zusammensetzung die freundliche Bedienung leider nicht weiß, kommt mit Minzblättern dekoriert und hat Anklänge an Waldmeister. Oder vielleicht an Pandan, eine im asiatischen Raum gerne in Süßspeisen verwende Pflanze. Beides würde die grüne Farbe erklären. "Back to the days when we were young, wild and free", wird der Drink poetisch umschrieben, wir fühlen uns jedenfalls erinnert an junge, erste Versuche mit Schirmchencocktails.

89 Anju: Eine neue Welt: Koreanische Bars sind in München rar.

Eine neue Welt: Koreanische Bars sind in München rar.

(Foto: Catherina Hess)

Der "Rendezvous" (12) hat Soju, den koreanischen Reisschnaps, als Basis und kommt mit einer Kokossahnehaube. Piña Colada lässt grüßen! In der nächsten Runde teilen wir uns eine Flasche Soju (12,90), den es auch mit Geschmack gäbe, aber da Erdbeer leider aus ist, sehen wir das als Schicksal und trinken pur. Das geht gut, 16,9 Prozent, schön mild, ähnlich wie Sake. Beim nächsten Besuch würden wir Bier dazu bestellen und uns einen "Somaek" mischen: Ein klassisch koreanisches Getränk, Bier mit Soju eben. Als Paket, eine Flasche Soju (0,375 l) mit drei Bier, kostet das 24,90 Euro. Auch interessant das Makgeolli-Set mit einer Flasche Makgeolli (0,7) und zwei Sprite für 19,90 Euro. Dafür lassen wir beim nächsten Mal die künstlerischen Cocktails stehen.

89 Anju, Luisenstraße 47, 80333 München, 089/90901189, Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch bis Freitag 11.30 bis 14.30 Uhr sowie Montag, Mittwoch und Sonntag 17.30 bis 23 Uhr und Donnerstag bis Samstag 17.30 bis 0 Uhr.

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