Mitten in Untergriesbach:Die Inflation frisst das Schnitzel

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Schnitzel Wiener Art - ein Klassiker, der satt macht. Im Türkenhof kostet es weniger als zehn Euro, im Steinheil ist es groß wie ein Elefantenohr. (Foto: imago/Westend61)

Die Preise in bayerischen Wirtshäusern sind teilweise derart hoch, dass man nicht mehr weiß, ob einem vom Bier oder von der Rechnung schlecht ist. In Niederbayern allerdings gibt es noch mindestens eine Insel der Seligen.

Glosse von Sebastian Beck

Die Horrormeldungen aus Gastronomie und Braugewerbe reißen gar nicht mehr ab. Schon bald könnte ein leichter bis mäßiger Bierrausch in München 18 Euro kosten, inklusive Trinkgeld ist dann sogar ein Zwanziger weg. Jedenfalls hat der Preis für die Halbe in der einen oder anderen Wirtschaft schon die Marke von sechs Euro überquert. Die Mass Starkbier auf dem Nockherberg wird aktuell für 13,50 Euro gehandelt. Da weiß man am nächsten Tag nicht mehr, ob einem vom Bier oder der Rechnung schlecht ist. Vor gar nicht so langer Zeit konnte man sich für einen Zwanziger noch zwei Kästen Helles, also 40 Flaschen, in den Kofferraum räumen oder auf dem Volksfest zwei Mass einstellen.

Der Münchner Merkur schreckte kürzlich alle Feinschmecker mit einem Skandalfoto von der Messe auf: Dort wurde eine Currywurst mit Pommes für 18,50 Euro gesichtet. Trotzdem standen die Menschen Schlange - ein Phänomen, das sich allerdings auch in den Kantinen beobachten lässt, denn bei Currywurst und Pommes auf der Speisekarte versagt der Verstand. Da sind auch Veganer bereit, ihr letztes Geld zu geben.

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Das Lamento ist an dieser Stelle aber noch nicht zu Ende. Die Inflation macht auch vor dem Schweinsbraten und dem Schnitzel Wiener Art nicht halt. Bis vor einem Jahr verteidigten Schweinzi und Schnitzel (ohne extra Ketchup und Mayo) auf dem Land eisern die 9,90 Euro-Marke. Okay, dafür bekam man mutmaßlich Fleisch der Tierwohlklasse 0 auf dem Teller serviert, aber der Preis war echt demokratisch. Nun kann man natürlich der Meinung sein, dass es sich speziell beim Schnitzel Wiener Art nicht wirklich um ein Rezept im engeren Sinne handelt, sondern um frittierte Unkultur.

Andererseits gäbe es ohne die fettigen Lappen wahrscheinlich kein Wirtshaus mehr in Bayern, denn sie machen einen Großteil des Umsatzes aus. Der Preis für Schweinzi & Schnitzel hat vielerorts 15 Euro überschritten. Ein Essen für zwei Personen unter 50 Euro? Nur ohne Vor- oder Nachspeise - oder im Gasthaus Lanz tief in Niederbayern: Der Schweinsbraten kostet dort sonntags 7,80 Euro. Unter der Woche wird das Schnitzel für 5,90 Euro serviert. Leider sind es von München nach Untergriesbach 194,8 Kilometer, einfach. Da soll noch mal ein Waldler sagen, dass er sich benachteiligt fühlt.

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