Landtagswahl:Frauen? Achtmal Fehlanzeige

Keine der Parteien, die im Stimmkreis 111 Direktkandidaten aufgestellt haben, wirkt daran mit, die weibliche Präsenz im bayerischen Landtag zu verbessern.

Kommentar von Jana Daur, Bad Tölz-Wolfratshausen

Das Frauenwahlrecht in Deutschland wird heuer 105 Jahre alt. Zum Wählen reicht es, zum Gewähltwerden anscheinend nicht: Keine der acht Parteien, die im Stimmkreis Bad Tölz-Wolfratshausen/Garmisch-Partenkirchen zur Landtagswahl antreten, tut das mit einer weiblichen Direktkandidatin.

Noch immer ist es so, dass Frauen in den Parlamenten der Welt unterrepräsentiert sind. Im aktuellen bayerischen Landtag beträgt ihr Anteil gerade einmal 27 Prozent. Eigentlich müsste diese Zahl zum Anlass genommen werden, sich für ausgeglichene Verhältnisse zwischen den Geschlechtern einzusetzen. Im hiesigen Stimmkreis scheint man daran jedoch kein Interesse zu haben. Es ist ein enttäuschendes Signal aus einer Reihe von Parteien, die sich das Thema Gleichstellung teilweise sogar ins Wahlprogramm geschrieben haben. Frauen sind, wie so oft, bloß mit gemeint.

Dabei funktioniert Repräsentation nicht nur inhaltlich, sondern muss auch von Vertreterinnen in der Politik verkörpert werden. Nur sie kennen die Lebensrealitäten von Frauen und wissen aus persönlicher Erfahrung, wo die Gleichberechtigung noch hinterherhinkt. Sie sollten zur Teilhabe ermutigt werden, statt von Männern ausgestochen zu werden. Im Stimmkreis 111 ist das noch ziemlich ausbaufähig. Man kann also nur hoffen, dass es in den nächsten 105 Jahren selbstverständlich wird, Frauen in den Landtag zu wählen.

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