Geplante Konzertabsagen:Roger Waters will vor Gericht ziehen

Geplante Konzertabsagen: Nennt Wladimir Putin einen bedächtigen Staatsmann, dem es vor allem darum gehe, Faschisten zu vertreiben: Roger Waters.

Nennt Wladimir Putin einen bedächtigen Staatsmann, dem es vor allem darum gehe, Faschisten zu vertreiben: Roger Waters.

(Foto: MARIO ANZUONI/REUTERS)

Die geplanten Absagen seiner Konzerte seien "verfassungswidrig" und "ungerechtfertigt", erklärte das Management des Musikers. Sein Anwalt droht den Städten mit Klagen und "enormen Kosten".

Von Jakob Biazza

Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters will juristisch gegen mögliche Absagen seiner Konzerte in Frankfurt am Main und München vorgehen. Diese seien "verfassungswidrig" und "ungerechtfertigt", erklärte das Management des Musikers in London. Und weiter: Sie beruhten "auf der falschen Anschuldigung, Roger Waters sei antisemitisch, was er nicht ist". Waters habe deshalb "seine Anwälte angewiesen, sofort alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um diese ungerechtfertigte Entscheidung aufzuheben und sicherzustellen, dass sein grundlegendes Menschenrecht auf Meinungsfreiheit geschützt wird".

Waters ist Unterstützer der in Teilen als antisemitisch eingestuften BDS-Bewegung ("Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen"), eine politische Kampagne, die den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will. Außerdem hat er sich zuletzt immer wieder zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geäußert und dabei Verschwörungsmythen bemüht: "Der wichtigste Grund für westliche Waffenlieferungen an die Ukraine ist sicherlich der Profit der Rüstungsindustrie", raunt er etwa. Dann nannte er Wladimir Putin einen bedächtigen Staatsmann, dem es vor allem darum gehe, Völkermord zu verhindern und Faschisten zu vertreiben.

Waters hat auch Unterstützer: Eric Clapton etwa, aber auch Noam Chomsky

In München sollte deshalb am Dienstag eigentlich der Wirtschaftsausschuss über das Konzert vom 21. Mai beraten. Die Entscheidung wurde aber auf die Vollversammlung des Stadtrats am 22. März vertagt. Neben Bayerns Antisemitismus-Beauftragtem Ludwig Spaenle plädierte auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, für eine Absage: "Dass Roger Waters' Hass in München keine Bühne bekommen darf, ist für mich eine Frage der demokratischen Selbstachtung", schrieb sie auf Twitter.

Waters hatte zuletzt allerdings auch Fürsprecher. Auf der Plattform Change.org forderten diverse Musiker, Künstler, Schriftsteller und Journalisten, ihn auftreten zu lassen. Zu den Unterzeichnern gehörten unter anderem Eric Clapton, Peter Ga­briel und Brian Eno - aber auch Intellektuelle wie Noam Chomsky oder der Regisseur und "Monty Python"-Komiker Terry Gilliam.

Zumindest in München könnte eine Absage ohnehin schwierig werden. Die städtische Betreibergesellschaft der Olympiahalle hatte in der Vergangenheit betont, es sei rechtlich nicht möglich gewesen, Waters den Mietvertrag zu verweigern. Grundlage ist unter anderem ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 20. Januar 2022, das der Meinungsfreiheit großes Gewicht beimisst.

Ein Anwalt Waters' kritisierte die Pläne indes als "falsch verstandene Symbolpolitik", die "Millionen an Steuergeldern kostet". Dann drohte er den Städten mit Klagen und möglichen Schadenersatzforderungen. Im Falle von Absagen werde man vor Gericht zu ziehen, notfalls im Eilverfahren, um Waters Zugang zu Veranstaltungsräumen der öffentlichen Hand wie der Münchner Olympiahalle zu verschaffen. Das werde weitere enorme Kosten für die Kommunen nach sich ziehen, etwa für Gutachten und Prozesse.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusEklat um "Pink Floyd"-Gründer Roger Waters
:Der perfide Mann

Der Eklat um die politischen Geisterfahrten des "Pink Floyd"-Gründers Roger Waters - und was man daraus für Konsequenzen ziehen könnte.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: