Stadtentwicklung:Nicht schön, aber zweckmäßig

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Das Penzberger Bahnhofsumfeld soll aufgehübscht werden, allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Penzberger Bauausschuss entscheidet sich mehrheitlich, den Busbahnhof auf ein Grundstück zwischen Zuggleis und früherem Postamt an der Philippstraße zu verlegen - allerdings mit Bauchschmerzen.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

In den kommenden Jahren wird sich das Penzberger Bahnhofsumfeld gewaltig verändern. Der Bauausschuss hat am Dienstag einen neuen Standort für den Busbahnhof festgelegt. Für ihn muss das Wohnhaus Philippstraße 30 weichen. Jenseits des Zuggleises soll auf dem Park-and-Ride-Platz großflächiger Einzelhandel mit mehr als 1800 Quadratmetern und ein Parkhaus mit 220 Stellplätzen entstehen. Mit diesen Vorgaben müssen nun die Architekten und Planer arbeiten, die sich am städtebaulichen Wettbewerb für das Bahnhofsareal beteiligen werden.

Neuer Busbahnhof wird fast 90 Meter lang

Busse sind umweltfreundliche Verkehrsmittel. Sie können viele Menschen mit wenig Energie im Vergleich zu anderen Transportmöglichkeiten von A nach B bringen. Doch eine schlechte Taktung, mangelnde Flexibilität und teure Tickets machen eine Fahrt mit dem Auto immer noch attraktiver. Kurzum: Der ÖPNV geht an den Bedürfnissen der meisten Nutzer vorbei. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass sich die Bundesrepublik auf dem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2045 einen Zwischenschritt vorgenommen hat: Bis 2030 soll der Kohlendioxid-Ausstoß im Verkehr von 146 Millionen Tonnen im Jahre 2020 auf 95 Millionen Tonnen reduziert werden. Busse sind demnach wichtige Bausteine der Mobilitätswende. Das sieht man in der Stadt Penzberg ebenso. Der bestehende Busbahnhof kann ein Mehr an Linien nicht bedienen. Vor allem die überregionalen Busse mit 15 Metern Länge haben in den Haltebuchten keinen Platz. Schon in vorangegangenen Sitzungen waren Standorte diskutiert worden. Verworfen wurde ein neuer Busbahnhof auf der Westseite des Gleises. Untersucht werden sollte, ob die Busse künftig auf einer Fläche zwischen Zuggleis und früherem Postamt an der Philippstraße vernünftig untergebracht werden könnten. Das Grundstück gehört der Stadt. Dem Ausschuss lagen nun mehrere Varianten vor, wie der Busbahnhof situiert werden könnte. Wobei das Bauamt favorisierte, die bestehenden Buchten für den Stadtbus beizubehalten und für die überregionalen Linien eine neue Halte- und Abfahrtsstelle auf dem Areal des Wohnhauses Philippstraße 30 zu errichten. Der Grund: Würde ein großer, neuer Bahnhof für alle Buslinien gebaut, würde eine asphaltierte Fläche mit fast 90 Metern Länge entstehen. Mit Lärmschutzwänden zur Wohnbebauung an der Alpenstraße hin und vielem mehr müsste gerechnet werden, so Stadtbaumeister Justus Klement.

Das ist die vom Penzberger Bauausschuss favorisierte Variante für den Standort des neuen Busbahnhofs (links): Er soll zwischen Zuggleis und ehemaligem Postamt entstehen. (Foto: Stadt Penzberg/oh)

Der Bauausschuss sah das anders. Sebastian Fügener (Grüne) betonte, zwei Busbahnhöfe würden nur die Nutzer verwirren. Auch sei das Eingangsportal zur Landesgartenschau 2028 am Penzberger Bahnhof vorgesehen. "Da wäre dann schon alles sehr asphaltiert." Konzentriere man den neuen Busbahnhof an einem Standort, könnten die jetzigen Haltebuchten aufgelöst und ein kleiner Park entstehen, was der Innenstadt gut zu Gesicht stünde, wie Hardi Lenk (SPD) sagte. Einig waren sich die Ausschussmitglieder, dass keine der vorgelegten Varianten optimal ist. "Wir wählen das kleinste Übel", betonte Maria Probst (CSU). Wenn schon das Haus Philippstraße 30 abgerissen werden müsse, hätte sich ihre Fraktion an dessen Stelle eine "städtebauliche Qualität" erhofft. "Jetzt kriegen wir einen Busbahnhof." Ein solcher werde nie schön sein, meinte Lenk weiter. Aber man brauche ihn, um einen Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten. Keine Gegenliebe fand der Vorschlag der Verwaltung, den Teilbereich der Philippstraße am Bahnhof zur Einbahnstraße zu machen, weil dann noch mehr Verkehr in die Innenstadt verlagert würde. Ebenfalls mit Bauchweh sehen die Stadträte, dass die um die 300 000 Euro teure Fahrradabstellanlage versetzt werden muss.

Mit dieser kleinen Skizze verdeutlichte Stadtbaumeister Justus Klement, wie massiv die geplante Bebauung auf dem Park&Ride-Platz westlich des Gleises sein wird. (Foto: Stadt Penzberg/oh)

Feststeht, dass die Stadt ihr Grundstück (Parl-and-Ride-Platz) auf der Westseite des Zuggleises an einen Investor verkaufen möchte. Auch mit diesem Bereich sollen sich Planer im städtebaulichen Wettbewerb auseinandersetzen. Vorgaben sind: ein großflächiger Einzelhandel mit mehr als 1200 Quadratmetern, eine weitere Einzelhandelsfläche mit mehr als 600 Quadratmetern und ein Parkhaus mit 200 Stellplätzen. Gestrichen wurde die Festlegung, dass der größere Markt für eine Drogerie konzipiert werden muss. Wie Klement erklärte, müsse man damit rechnen, dass die neuen Gebäude dort zwischen zwölf und 15,50 Meter hoch sein werden. Im Vergleich zum historischen Bahnhofsgebäude gegenüber sei dies massiv. "Das muss man mögen", sagte er. Klement schlug vor, den Teilnehmern am städtebaulichen Wettbewerb nicht noch mehr einengende Vorgaben zu machen. Mehrheitlich entschied sich daher das Gremium, dass Wohnungen und Büros oder Coworking-Areas geplant werden dürfen, aber nicht verpflichtend seien. Das letzte Wort in Sachen Busbahnhof und städtebaulicher Wettbewerb hat der Stadtrat.

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