Kolumne: Die Altersweisen:Wie geht richtig entschuldigen?

Kolumne: Die Altersweisen: "Entschuldigen funktioniert nur, wenn man es ernst meint", findet die Schülerin Mia.

"Entschuldigen funktioniert nur, wenn man es ernst meint", findet die Schülerin Mia.

(Foto: mauritius images / Pitopia)

Wann eine Entschuldigung wirklich ankommt und warum der Blick in die Augen dabei so wichtig ist: Ein 14-jähriges Mädchen und eine 77-jährige Frau berichten über ihre Erfahrungen.

Protokolle von Niko Kappel

Mia, 14, wohnt in Sindelfingen und interessiert sich für Astrologie. Ihr Sternzeichen ist Stier.

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(Foto: Privat)

"Oh, ich hab mich schon sehr oft entschuldigt. Bei meinen Eltern, bei Freunden, bei Lehrern. Keine große Sache eigentlich. Genauso bei meinen Eltern. Meine Eltern sind sehr fair. Deshalb sind meine Entschuldigungen nie erzwungen, ich weiß eigentlich immer, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Manchmal rutschen mir Sachen raus, die ich nicht so meine. Ich beleidige dann versehentlich Leute, obwohl ich sie sehr lieb habe. Einmal hat es nicht funktioniert, dass ich mich entschuldigt habe. Ich möchte nicht genau erzählen, was ich da gemacht habe, das wäre verletzend. Da ist eine Freundschaft daran zerbrochen, weil ich mich falsch verhalten habe. Daraus habe ich gelernt, ich würde es nicht wieder tun.

Und ich weiß inzwischen: Entschuldigen funktioniert nur, wenn man es ernst meint. Ich muss den Menschen immer in die Augen schauen, es muss mir wirklich leidtun. Wenn man eine Entschuldigung ernst meint, dann belastet das nicht. Es hat eher was Befreiendes. Was noch wichtig ist: Auf die Worte müssen Taten folgen. Einfach nur rumlabern bringt gar nichts. Du musst dich wirklich ändern wollen."

Rotraud, 77, wohnt in Berlin und arbeitet als freie Künstlerin.

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(Foto: Privat)

"Bei einer guten Entschuldigung muss ich wahrnehmen, was ich meinen Gegenüber angetan habe. Ich entschuldige mich, wenn ich eine andere Person übersehen habe. Wenn ich mit meinem Handeln nicht auf seine oder ihre Gefühle Rücksicht genommen habe. Als ich noch jünger war, bin ich mit Menschen oft zu schnell ins Gericht gegangen. Da musste ich mich oft entschuldigen.

Ich wollte immer direkt und ehrlich sein. Aber wenn man direkt ist, vergisst man oft in der Schnelligkeit seines Handenls, dass man seinen Gegenüber mit dieser direkten Ansage verletzt. Heute bin ich zurückhaltender mit meinen Urteilen. Ich habe gelernt, dass sich eine grobe Wortwahl mit einer ehrlichen Entschuldigung korrigieren lässt. Ich sage dann: "Es tut mir leid. Ich hätte das lieber so und so gesagt." So kann ich bei meiner Meinung bleiben, aber den Ton ändern. Das hat mir immer geholfen.

Im Alter fällt mir eine Entschuldigung leichter. Das kam mit der Reife. Ich musste lernen, dass mir kein Zacken aus der Krone fällt, wenn ich mich entschuldige. Ich möchte niemanden verletzen. Und wenn ich das getan habe, muss ich es geradebiegen."

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