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(Foto: Stefano Rellandini/afp)

Müllberge in Paris, 13. März 2023

Von Friederike Zoe Grasshoff

Wäre Paris ein Mensch, er würde vor lauter Idealisierungen und erwartungsvollen Verehrern am Seineufer zusammenklappen und einfach liegen bleiben. Aufstehen würde er erst, wenn die irre verliebt angereisten Touristen nach ein paar Tagen Nahkampf eingesehen hätten: Auch das ist am Ende eine Großstadt. Ein wahnwitziges System aus Lärm, überteuerten Cafés, Abgasen, galaktischen Mieten, Metro-Rempeleien und Müll. Wenn man das Foto, das Anfang dieser Woche in der französischen Hauptstadt aufgenommen wurde, auch nur flüchtig betrachtet, muss man sagen: sehr, sehr viel Müll - der von sehr, sehr unzufriedenen Menschen nicht abgeholt wurde und nun den Blick auf die Paris-Kulisse mit den weißen Fensterläden, Laternen und einem Laden namens "L'Humaine Comédie" verstellt, die menschliche Komödie. Die Müllabfuhr aber meint es ernst. Vor bald zwei Wochen hat sie sich den Streiks gegen die Rentenreform angeschlossen, circa 8000 Tonnen stapeln sich mittlerweile auf den Gehwegen von Paris. Fleischer beschweren sich über Ratten vor ihren Geschäften, Gegner der Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die am Montag ihre Unterstützung für den Streik bekräftigte, werfen ihr Untätigkeit vor und entliebte Touristen flanieren im Slalom um die stinkenden Burgen aus Styropor, Plastiksäcken und Holzpaletten. Oh là là Paris, das ist jetzt aber postromantisch. Friederike Zoe Grasshoff

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