SZ-Klimakolumne:Katastrophe ohne Ende

SZ-Klimakolumne: Straße ins Nirgendwo: In Malawi hat Tropensturm "Freddy" eine Spur der Verwüstung hinterlassen.

Straße ins Nirgendwo: In Malawi hat Tropensturm "Freddy" eine Spur der Verwüstung hinterlassen.

(Foto: Thoko Chikondi/AP)

Zyklon "Freddy" ist wohl der am längsten andauernde Tropensturm seit Beginn der Aufzeichnungen. Solche Extremereignisse zeigen, dass die Grenzen der Anpassung an die Klimakrise vielerorts längst erreicht sind.

Von Christoph von Eichhorn

Der Sturm wollte einfach nicht aufhören. Schon Ende Februar wütete Zyklon Freddy über Madagaskar, dann über Mosambik, bevor er in Richtung des Indischen Ozeans verschwand. Doch am 11. März kehrte er mit Wucht zurück, nun tobte er in Malawi. Allein dort sind nach Behördenangaben seitdem mindestens 326 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt dürfte der Tropensturm mehr als 400 Todesopfer im südlichen Afrika gefordert haben, schätzungsweise mehr als 200 000 Menschen haben ihre Häuser verloren. Laut Weltwetterorganisation WMO dürfte Freddy, der sich nun vor wenigen Tagen auflöste, der langanhaltendste Zyklon seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen sein.

Die Bilder der Verwüstung, die der Zyklon angerichtet hat, werden auch mitschwingen, wenn der Weltklimarat IPCC am kommenden Montag seinen neuen Synthesebericht vorlegt. Dieser legt dar, was über die Erderwärmung, ihre Folgen und mögliche Anpassungsstrategien bekannt ist, anhand von drei bereits erschienenen Einzelberichten zu den physikalischen Grundlagen des Klimawandels, zu seinen Folgen sowie zu Gegenstrategien.

Auf erschreckende Weise unterstreichen Tropenstürme wie Freddy dabei die Aussagen der Wissenschaftler. Nicht nur werden solche Extremwetterereignisse infolge der Erderwärmung wahrscheinlicher. Sie sind auch zerstörerischer, da die steigenden Temperaturen zu größeren Regenmengen führen (das haben Klimaforscher etwa im vergangenen Jahr für den Tropensturm Batsirai nachgewiesen, ähnliche Mechanismen erwarten sie auch im Fall von Freddy). Und insbesondere ärmere Staaten haben kaum noch Möglichkeiten, sich gegen diese Naturgewalten zu wappnen. Die Grenzen der Anpassung sind vielerorts schon erreicht.

Während die Folgen der Erderwärmung nun immer sichtbarer werden, sind ihre Ursachen - die steigenden Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre - schon länger bekannt. Und damit auch die Lösung: Diese Emissionen müssen runter, die Verbrennung fossiler Rohstoffe muss beendet werden.

Doch genau daran hakt es: Gerade so hat Deutschland seine Klimaziele 2022 eingehalten, im Verkehr und im Gebäudesektor sind die Emissionen sogar gestiegen. Kompatibel mit dem 1,5-Grad-Ziel ist das aktuelle Tempo im deutschen Klimaschutz derzeit jedenfalls nicht. Anstatt wirkungsvolle Maßnahmen zu beschließen, blockiert der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing lieber auf EU-Ebene das schon ausgehandelte Ende des Verbrennungsmotors. Die ganze europäische Klimapolitik scheint nun zu wackeln, kommentiert Brüssel-Korrespondent Josef Kelnberger (SZ Plus). Und auch bei der Frage, wie in Gebäuden Energie eingespart werden kann, ging es diese Woche im Europaparlament hoch her. Von "Zwangssanierung", "Ökodiktatur" und einem Anschlag auf Omas Häuschen war da die Rede (SZ Plus). Dabei liegt gerade in Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften, wie es sie in Deutschland millionenfach gibt, großes Potenzial für den Klimaschutz, erklärt Feuilleton-Redakteur Gerhard Matzig (SZ Plus).

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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