Borussia Dortmund:Der BVB besteht den Charaktertest

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Zwei, die gegen Köln zauberten: Die Torschützen Raphael Guerreiro und Marco Raus mit Marius Wolf (v.l.). (Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Trotz sieben Ausfällen besiegt Borussia Dortmund den 1. FC Köln mehr als souverän mit 6:1 und fühlt sich nun bereit für das Duell um die Tabellenspitze mit dem FC Bayern in zwei Wochen - auch weil ein paar überraschende Spieler überzeugen.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Sieben relevante Ausfälle: vier Spieler verletzt, zwei krank, einer gesperrt. Diese Konstellation des Mangels hatte Trainer Edin Terzic kurz vor dem Anpfiff im Sky-Gespräch schmerzlich und auch ein bisschen bedrohlich an den vergangenen Herbst erinnert, an jenen "Teufelskreis", wie er es im Rückblick nannte, als Borussia Dortmund mit schmalem Kader in eine Krise gerutscht war und vorübergehend den Kontakt zur Bundesliga-Spitze verloren hatte.

Am Samstagabend drohte nun aufs Neue die Eröffnung eines Teufelskreises. Ohne die Verletzten Julian Brandt, Karim Adeyemi, Youssoufa Moukoko und Jamie Bynoe-Gittens, ohne die erkrankten Gregor Kobel und Salih Özcan sowie ohne den gelbgesperrten Emre Can empfing der BVB elf Tage nach dem Champions-League-Aus beim FC Chelsea in London und sieben Tage nach einem enttäuschenden Derby-Remis auf Schalke den 1. FC Köln und stand in doppeltem Sinne vor einem Charaktertest: personell und mental.

Der Test gelang souverän. Dortmund gewann 6:1 (4:1) durch je einen Doppelpack von Marco Reus und Sebastien Haller sowie je einen Treffer von Donyell Malen und Raphael Guerreiro. Dortmunds Fans sangen daraufhin Breaking News, die beim FC Bayern München für Interesse sorgen dürften: "Wer wird deutscher Meister? BVB Borussia!" Zu ihrem nächsten Spiel kommen die Dortmunder am 1. April nach München.

Gegen überforderte Kölner lagen sie nach 36 Minuten schon mit 4:0 in Führung. Beim vorangegangenen 2:2 in Gelsenkirchen in der Entstehung beider Treffer involviert, war gegen Köln sogar an den ersten drei Treffern jener Portugiese namens Raphaël Guerreiro beteiligt, der zurzeit eigentlich bloß aus der personellen Not heraus im offensiven Mittelfeld zum Einsatz kommt und dessen Vertrag der BVB am Saisonende bislang auslaufen zu lassen beabsichtigt. Der 29-Jährige erzielte das 1:0 selbst (15.), legte Haller das 2:0 (17.) und Reus das 3:0 auf (32.) und war vielleicht bloß deshalb nicht am 4:0 (36.) beteiligt, weil Malen sich entschied, die Sache allein zu erledigen.

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Dass es zur Pause nur 4:1 stand, lag daran, dass die Dortmunder angesichts der haushohen Führung kurz nachlässig wurden. Davie Selke erzielte in der 42. Minute das erste Kölner Tor nach 6:46 torlosen Stunden und das erste Tor eines Kölner Stürmers nach 13:51 Stunden. In sechs der vorangegangenen sieben Spielen waren die Rheinländer leer ausgegangen. Nun endlich wieder ein Treffer - aber tröstlichen Charakter hatte dieser angesichts des Resultats nicht. "Wir haben den Arsch vollgekriegt", schimpfte nach dem Spiel FC-Trainer Steffen Baumgart.

In der 26. Minute, bei 0:2-Zwischenstand, war den Kölnern ein möglicher Handelfmeter verweigert worden. Dortmunds Can-Ersatz Mahmoud Dahoud war der Ball im Strafraum gegen die erhobene Hand geprallt. In verschiedenen Spielen verschiedener Wettbewerbe war solches in den vergangenen Wochen als Elfmeter gepfiffen worden, doch Schiedsrichter Daniel Siebert entschied sich in diesem Fall dagegen.

Terzic verrät: "Die Stimmung war im Laufe der Woche nicht gerade top gewesen"

Zu Beginn der zweiten Halbzeit versuchten die Kölner Fans mit ausgeprägtem Zunder, den Zuschauern den Blick und den Borussen die Sinne zu vernebeln, jedoch gelang dies ebenso wenig wie die Verhinderung weiterer Gegentreffer. Nach einem Freistoß von Dahoud an die Latte verwandelte Haller den Abpraller in der 69. Minute zum 5:1. Zwei Treffer für den monatelang wegen einer Hodenkrebserkrankung ausgefallenen Franzosen hatten gewiss psychologisch heilsamen Charakter. Nur eine Minute später gelang auch Reus der zweite Treffer zum 6:1-Endstand. Es war sein 150. Bundesliga-Tor.

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"Die Stimmung war im Laufe der Woche nicht gerade top gewesen", verriet Terzic, "aber das war jetzt ein richtig gutes Spiel an einem gelungenen Abend." Ihn freute besonders, dass er sich auf Spieler aus der zweiten Reihe verlassen konnte.

"Jetzt haben wir in zwei Wochen ein richtig geiles Spiel vor der Brust", formulierte BVB-Kapitän Reus seine Vorfreude. Am 1. April würden die Dortmunder die Bayern gern veräppeln. Zuvor werden sie sie am Sonntag aber erst noch im Fernsehen anschauen. Mindestens bis zum Abpfiff des Gastspiels der Münchner am frühen Sonntagabend in Leverkusen setzte sich Dortmund mit seinem Sieg an die Bundesligaspitze. Himmelfahrt statt Teufelskreis.

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