Gelungene Premiere:Menschen, Biere, Sensationen

Gelungene Premiere: Die drei Clowns Benedikt Bocksberger, Michaela Rößle (Brille) und Ramona Frick (Zöpfe) singen mit Horst Schlemmer alias Andreas Mummert darüber, dass es gar nicht so leicht ist, die Stadthalle für eine Veranstaltung zu buchen.

Die drei Clowns Benedikt Bocksberger, Michaela Rößle (Brille) und Ramona Frick (Zöpfe) singen mit Horst Schlemmer alias Andreas Mummert darüber, dass es gar nicht so leicht ist, die Stadthalle für eine Veranstaltung zu buchen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Penzberger "Stammwürze"-Team entführt das Publikum beim Starkbierfest in die Welt des Zirkus - und derbleckt gekonnt lokale Promis und solche, die sich dafür halten.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Das war doch mal ein gelungener Premierenabend. Die Stimmung hätte nicht besser sein können, die Penzberger Stadthalle war bis auf den letzten Platz besetzt. Und das Bier, wie es sich halt für ein ordentliches Starkbierfest gehört, floss reichlich. Mag der große Saal mit den Biergartengarnituren und der Deko recht bayerisch dahergekommen sein, auf der Bühne ging es kunterbunt zu. Hereinspaziert, Manege frei! Es wurde derbleckt, gesungen und gelacht - nach den Pandemie-Jahren endlich wieder live vor Publikum.

Gelungene Premiere: Mit gut 400 Zuschauern war der Premiereabend ausverkauft. Bürgermeister Stefan Korpan nahm die Anspielungen auf seine Person mit Humor.

Mit gut 400 Zuschauern war der Premiereabend ausverkauft. Bürgermeister Stefan Korpan nahm die Anspielungen auf seine Person mit Humor.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Zuerst einmal die Formalien sozusagen, sprich: das Anzapfen. Als hätte er noch nie etwas anderes im Leben getan, brauchte Bürgermeister Stefan Korpan lediglich zwei Schläge. Das obligatorische "O zapft is" hallte durch den Saal - und wohl jeder der mehr als 400 Gäste stieß mit an. Dann ging es auch schon "in medias in res" mit einer Premiere zur Premiere. Es ist ein Glücksgriff für das Stammwürze-Team, mit Stefan Köbler einen mehr als adäquaten Ersatz für den krankheitsbedingt ausgefallenen Rainer Hofmann alias Bruder Servatius als Fastenprediger auf der Bühne zu haben. Bruder Stefanus sparte nicht mit Spott. Das Publikum, das mitwirken durfte, nahm er mit auf eine zumindest verbal rasante "Gstanden"-Reise durch das Baustellen-geplagte Penzberg.

Denn seit gefühlten Ewigkeiten besteht die Stadt nur noch aus wegen Kreisel, Kanal, Glasfaser und sonstigem Kabelzeug aufgerissenen Straßen. So fragte Bruder Stefanus zu Beginn in die Runde: "Warum seids denn ihr überhaupt schon alle da? Wia habts denn des gschafft, trotz und bei dene Umleitungen da in der Stadthalle herin?" Seine Antwort: "Wahrscheinlich werdens die mordsdrum Rohre in Maxkron drunt jetzt scho zu am Tunnel verbaut hom!" Traumatisiert sei er von all den Umleitungen in der Stadt im vergangenen Jahr. Ein Beispiel: "Ich starte von meinem Wohnmobilplatz am Berghalden-Parkplatz, vorbei am Hage- oder, wia der Penzberger immer noch sogt, Obi-Baumarkt und bin dann links und wollte gleich rechts in die Nonnenwaldstraß nei, bin aber vor am Verkehrsschuidl gstanden. Nichts geht, gradaus in die Stadt nei geht aa ned, gsperrt wegen dem neuen Kreisel - und scho bin i wieder gstanden. Oiso zurück Richtung Fischerberg, vor zu dera neuen abbiegenden Vorfahrtsstraße." Dort, bekannte Bruder Stefanus, halte er sich nicht an die neuen Verkehrsregeln. Zum Glück, denn sonst wäre er beim Neubaugebiet an der Birkenstraße wieder "gstanden". Stattdessen sei er nach Maxkron gefahren. Stopp! Rote Ampel! Baustelle! Klar, was nun kam: "Gstanden!"

Gelungene Premiere: Stefan Köbler trat erstmals als Fastenprediger Bruder Stefanus auf.

Stefan Köbler trat erstmals als Fastenprediger Bruder Stefanus auf.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ihr Fett weg bekamen auch Verwaltung und Bürgermeister. Wenn man etwas vom Stadtbauamt wolle, müsse man etliche Monate warten, wusste Bruder Stefanus zu berichten. "Nur der Bürgermeister antwortet no später auf seine E-Mails als de vom Stadtbauamt." Auch die sich verändernde Innenstadt war Thema mit den vielen Geschäften, die es längst nicht mehr gibt. "Und die Moral von dera Gschicht, I glaab, die Innenstadt von Penzberg verbessert sich nicht!", resümierte Stefanus.

Fulminantes Singspiel

Es folgte ein fulminantes Singspiel. Wieder einmal brillierte Andreas Mummert in diversen Rollen auf der Bühne. Wobei ihm die anderen Darsteller in nichts nachstanden. Als Zirkusdirektor Tom Sendl führte Rainer Babel das Publikum durch den Abend. Die drei Clowns Benedikt Bocksberger, Michaela Rößle und Ramona Frick, sowie Andreas Mummert als Horst Schlemmer an der Gitarre klagten zur Melodie von "Zu spät" von den Ärzten über die Schwierigkeiten, die Stadthalle anzumieten. "Doch eines Tages werde ich mich rächen. Ich werd die Grenzen unserer Stadt durchbrechen! Dann schaut ihr recht dumm, wenns nach Antdorf geht! Dann tut es euch leid, doch für Penzberg ists zu spät!"

Gelungene Premiere: Den Zirkusdirektor Tom Sendl alias Rainer Babel ließ den Dompteur Stefan Korpan, gespielt von Andreas Mummert, durch den Reifen springen.

Den Zirkusdirektor Tom Sendl alias Rainer Babel ließ den Dompteur Stefan Korpan, gespielt von Andreas Mummert, durch den Reifen springen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Als Roche-Ballerinas prangerten Catrin Bocksberger (Fitness-Tante), Andrea Davis (Business-Tante), Barbara Buchczyk (Yoga-Tante) und Anni Pelg (Auszeit-Tante) die katastrophalen Verhältnisse bei der Post-Niederlassung im Rewe-Markt an - passend verpackt zu den Klängen von "Ten O' Clock Postman" von Sercret Service: "Ich steh' in der Post an, setze schon Rost an, so viele Tage, die ich nicht ertrage. Ich steh' in der Schlange, kann nicht mehr lange, so viele Stunden, zu viele Kunden, zu viele Kunden!"

Und da war dann auch noch der Auftritt von Dompteur Stefan Korpan - gesungen und gespielt von Andreas Mummert. Der hat so seine liebe Müh', dass die Tiere alias Stadträte in der Manege das tun, was er möchte, trotz oder wegen der rosafarbenen Peitsche. Zu "The lion sleeps tonight" stimmte Mummert mit den drei Clowns an: "Hier im Dschungel, dem Stadtratsdschungel, der kleine Stefan meint er wär der König, der große König. Es ist anders, wie es scheint."

Nach circa drei Stunden fiel der Schlussvorhang im Starkbier-Zirkuszelt. Allerdings nicht, ehe sich das tosende Publikum eine Zugabe erklatscht hatte.

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