Kritik:Berauschende Klang-Alchemie

Lesezeit: 1 min

Das Quatuor Ébène entzückt mit seinem Konzert im Prinzregententheater.

Von Harald Eggebrecht

München sei ja ihr zweites Zuhause, habe das beste Publikum, aber, so Gabriel le Magadure, zweiter Geiger des Quatuor Ébène, verschmitzt in das jubilierende Prinzregententheater hinein, dieses Mal gebe es keine Zugabe. Man habe sehr intensiv mit Daniel Mitnitsky, dem Cellisten, an diesem anspruchsvollen Programm gearbeitet, damit genug.

In der Tat saß nicht wie erwartet und gewohnt Raphaël Merlin am Cello, sondern eben Daniel Mitnitsky, der sonst im Aviv Quartet spielt. Nun entwickelt jedes Vierer-Ensemble von Weltklasse seinen ureigenen Klangkosmos.

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Die "Ébènes" - neben Magadure und Merlin noch der nie schwerfingrige Primarius Pierre Colombet und die inzwischen eindrucksvoll integrierte und integrierende Bratschistin Marie Chilemme, die für Mathieu Herzog gekommen ist - haben von Beginn an durch einen ungemein fein abgestimmten, bewunderungswürdig im Zarten wie im Fortissimo intensiven intonationsreinen Vierklang überzeugt, oft auch verzückt. Toll, wie sich Daniel Mitnitsky in diese ausgefuchste Klanglandschaft einfügte, obwohl er nicht mit jener Flexibilität und tonlichen Delikatesse gesegnet ist wie Merlin.

Besonders in Maurice Ravels einzigem Quartett zeigte sich seine Anverwandlungsfähigkeit, so schwebend, dann glühend, von Klangwinden bewegt und virtuos loszupfend im zweiten Satz zauberten die Vier dieses Meisterwerk hin. Wie da Düfte in Töne überzugehen scheinen, Echos aus der Tiefe des Raums aufklingen und sich die Vier gleichsam versonnen verspinnen, um dann heftigst zuzupacken und aufbrausend zu expandieren - es war berauschend.

Zuvor hatten die Musiker eine vergnüglich-elegante Bachiana-Suite des Schweizer Komponisten Richard Dubugnon geboten, der geschickt Bach-Sätze in Streichquartettmusik überführt hat. Er hatte zuvor auch versucht, etwas zum Stück zu sagen, doch die Zuhörer störten allzu sehr mit "lauter"-Zwischenrufen. Mit Robert Schumanns op. 41, 3, bei dem besonders der 2. und 3. Satz so fulminant wie innig gelangen, schlossen die "Ebenhölzer" den Abend ab: Ovationen!

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