NS-Medizinverbrechen:Staatsregierung hält an umstrittenem HuPfla-Abriss fest

So sah die historische Heilanstalt noch zu Beginn des Jahres 2023 aus. (Foto: Olaf Przybilla)

Das Auschwitz Komitee hat um den Erhalt der verbliebenen "Heilanstalt" in Erlangen gebeten, in der kranke Menschen zu Tode gehungert wurden - doch Bayern zieht einen Stopp des Abbruchs "nicht in Betracht".

Von Olaf Przybilla, Erlangen

Die Staatsregierung hat die Eingabe des Auschwitz Komitees, den weiteren Abriss der historischen Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen (HuPfla) zu stoppen, abschlägig beschieden. Die Organisation, die sich für Aufklärung von NS-Verbrechen einsetzt, hatte ihre Bitte an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gerichtet, die Antwort, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, stammt aus dem Wissenschaftsministerium. Dieses verweist auf einen Kompromiss, der im Mittelteil des Altbaus in Erlangen einen "angemessenen Erinnerungsort" schaffe und zugleich "moderne Forschung" in den Blick nehme. Dafür habe die Universität bereits auf den "Neubau von Forschungsflächen" verzichtet. Im Bereich des verbliebenen Gebäudeflügels solle nun ein "Leuchtturmprojekt" für Immuntherapie entstehen. Dort sei eine "direkte Verbindung zur klinischen Patientenversorgung" gegeben.

Das Projekt könne nur umgesetzt werden, weil der Bau vom Bund mitfinanziert werde. Diese Finanzierung stehe unter der Bedingung, dass der Neubau bis 2025 erfolge. Um dies einzuhalten, sei "ein zeitnaher Baubeginn unerlässlich". Eine Änderung hätte nachteilige Folgen auf Zeitplan, Kosten und "insbesondere den Verlust der Bundesmittel zur Folge". Sie könne daher "nicht in Betracht gezogen werden". Zahlreiche Organisationen hatten zuletzt darauf hingewiesen, dass im zum Abriss stehenden Gebäudeflügel kranke Menschen zu Tode gehungert wurden.

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In einer Erlanger "Heilanstalt" wurden kranke Menschen zu Tode gehungert. Aber es gab auch die junge Ärztin Annemarie Wettley, die das offenbar zu sabotieren versuchte - und trotzdem nach dem Krieg von Kollegen diffamiert worden ist.

Von Olaf Przybilla

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