Kritik:Schöner Bogen

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Solist Renaud Capuçon (links) beim Konzert des Bayerischen Staatsorchesters unter Vladimir Jurowski in der Isarphilharmonie. (Foto: Wilfried Hösl)

Berg und Bruckner beim Jubiläumskonzert des Bayerischen Staatsorchesters in der Isarphilharmonie.

Von Klaus Kalchschmid

Alban Bergs Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels", dem letzten Werk vor seinem Tod 1935, und die 4. Symphonie von Anton Bruckner: Konzentrierter kann ein Abend mit großem Orchester kaum sein als das Jubiläumskonzert des Bayerischen Staatsorchesters im Jahr seines 500. Bestehens. Es fand ausnahmsweise nicht wie sonst als sogenanntes Akademiekonzert im Nationaltheater statt, sondern in der Isarphilharmonie.

Hört man den Beginn des Berg-Konzerts mit dem Spiel der Geige auf den leeren Saiten, was ebensolche Quinten ergibt, als wolle sich der Solist einstimmen, und später den berühmten Quintfall f-b des Solohorns zu Beginn der Bruckner-Symphonie, also genau die beiden Töne, mit denen das Berg-Konzert endet, wölbt sich ein schöner Bogen.

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Aber auch die Anspielungen auf Ländler in beiden so unterschiedlichen Werken sind beziehungsreich. Doch wo Berg vier Sätze in eine halbe Stunde zwingt und dichteste Spannung im Dialog zwischen Sologeige (souverän mit einem breiten Spektrum an Klangfarben: Renaud Capuçon) und vielfach solistischen Holz- und Blechbläsern erzeugt, bis hin zum berührenden Zitat des Bach-Chorals "Ich habe genug" am Ende, hat Bruckner einen manchmal gefährlich langen Atem und nimmt sich immer wieder Zeit, um neu anzusetzen.

Dabei zählt gerade die Vierte - hier in der Zweitfassung von 1878/80 zu hören - mit ihrer konzisen Dramatik und ihren suggestiven melodischen Wendungen nicht ohne Grund zu seinen populärsten Symphonien, was diesmal zu Beifall nach jedem Satz führte.

Anders als der vom Staatsorchester und Renaud Capuçon ungemein konzentriert musizierte Berg, hing bei Bruckner doch manchmal die Spannung etwas durch, kostete Vladimir Jurowski manche Übergänge doch ebenso sehr aus, wie er Lautstärke und Tempo reduzierte. Dabei bestachen die feinen polyphonen Verästelungen etwa im langsamen Satz durchaus, fluteten die gewaltigen Klangballungen mit Macht in den Saal.

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