Deutschland und Polen:Steinmeier bittet in Warschau um Vergebung

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Bundespräsident Steinmeier nimmt an der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto teil. (Foto: Janek Skarzynski/AFP)

In einer Rede zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto betont der Bundespräsident die Verantwortung aller Deutschen, das Gedenken an die Vergangenheit lebendig zu halten.

Zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur deutschen Verantwortung für die Vernichtung der Juden bekannt: "Ich stehe heute vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die Deutsche hier begangen haben." Auf Einladung des polnischen Präsidenten Andrzej Duda hielt Steinmeier als erstes deutsches Staatsoberhaupt eine Gedenkrede am Denkmal für die Helden des Warschauer Ghettos. Auch Israels Präsident Isaac Herzog sprach auf der Gedenkfeier und legte einen Kranz nieder.

Der Bundespräsident bedankte sich in seiner Rede für die Versöhnung der Staaten Israel und Polen mit den einstigen Tätern. Diese sei ein "unendlich kostbares Geschenk." Gleichzeitig betonte Steinmeier auch die Verantwortung aller Deutschen, das Gedenken an die Vergangenheit lebendig zu halten. Dabei erinnerte Steinmeier auch an den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Gemeinsam mit Polen und den anderen Bündnispartnern stehe Deutschland fest an der Seite der Ukraine. "Nie wieder, das bedeutet, dass es in Europa keinen verbrecherischen Angriffskrieg wie den Russlands gegen die Ukraine geben darf."

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Von Viktoria Großmann

Der Aufstand im Warschauer Ghetto jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal. Die Nationalsozialisten hatten hier die jüdische Bevölkerung Warschaus sowie Menschen aus anderen Teilen Polens und Deutschlands zusammengetrieben. Rund 450 000 Menschen wurden auf engstem Raum eingeschlossen, zur Zwangsarbeit gezwungen oder in Vernichtungs- und Arbeitslager deportiert.

"Deutsche haben das Menschlichkeitsverbrechen der Shoah minutiös geplant und durchgeführt", sagte Steinmeier. "Deutsche haben Europas Jüdinnen und Juden, die Jüdinnen und Juden Warschaus mit einer Grausamkeit und Unmenschlichkeit verfolgt, versklavt, ermordet, für die uns die Worte fehlen."

Als am 19. April 1943 Einheiten der SS im Ghetto einmarschierten, wehrten sich die jüdischen Gefangenen gegen ihre Deportation und die Übermacht der deutschen Einheiten. Obwohl sie nur schwach bewaffnet und militärisch völlig unterlegen waren, dauerte es fast vier Wochen, bis die SS den Aufstand endgültig niederschlug. Bei den Kämpfen, die bis Mitte Mai andauerten, wurden mehr als 56 000 Juden getötet oder in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.

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