Uran im Trinkwasser:Gift aus der Leitung

Die Werte sind schon lange bekannt, gehandelt wurde aber nicht: Mehr als 60 Brunnen im Freistaat weisen zum Teil sehr hohe Uranbelastungen auf - vor allem in Franken.

Von Christian Sebald

"Natürlich haben wir gewusst, dass unser Trinkwasser uranhaltig ist", sagt Werner Thein, der geschäftsleitende Beamte des unterfränkischen Marktes Maroldsweisach. "Aber bisher hat das Gesundheitsamt immer gesagt, momentan bestehe kein Handlungsbedarf. Umso böser ist jetzt die Überraschung."

Wasserhahn, ddp

Vor allem in Franken ist das Trinkwasser mit Uran belastet.

(Foto: Foto: ddp)

Maroldsweisach im Kreis Haßberge ist die Gemeinde mit der höchsten Urankonzentration im Trinkwasser in ganz Bayern. 39,9 Mikrogramm Uran 238 je Liter Wasser haben dort Mitarbeiter des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in einem Trinkwasserbrunnen gemessen. Nach einem Richtwert des Umweltbundesamtes sollte ein Erwachsener auf Dauer nicht mehr als zehn Mikrogramm je Liter Trinkwasser zu sich nehmen.

Aber nicht nur in Maroldsweisach wird dieser Richtwert überschritten. 61 weitere Trinkwasserbrunnen im Freistaat weisen zum Teil sehr hohe Belastungen auf. Alle liegen in Franken, von der Region Ansbach über den Kreis Bayreuth bis nach Coburg. Die Zahlen hat die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch veröffentlicht.

"Der Skandal ist, dass die Werte schon lange bekannt sind", sagt Foodwatch-Mitarbeiterin Cornelia Ziehm. "Aber die Behörden haben bisher zumeist nichts unternommen und nicht einmal die Bevölkerung darauf hingewiesen."

Die Gefahr bei Uran 238 ist seine giftige chemische Wirkung, nicht seine schwache Radioaktivität. "Schon geringe Konzentrationen können offenbar Auswirkungen auf die Niere haben", sagt LGL-Sprecher Christian Weidner. "Tierversuche haben ergeben, dass das Gewebe dauerhaft geschädigt wird."

Gleichwohl steht die Debatte über einen Grenzwert erst am Anfang. Zudem ist dessen Festlegung Sache des Bundes. So orientiert man sich in Bayern an den Richtwerten des Bundesumweltamtes. Das empfiehlt, ab 20 Mikrogramm Maßnahmen zu ergreifen.

"Die Kommunen sollten dann das belastete Wasser mit unbelastetem mischen oder entsprechende Filter einbauen", sagt Roland Eichhorn, der Sprecher des Verbraucherschutzministeriums. "Außer den flächendeckenden Messungen haben wir bereits in einem Modellprojekt die entsprechende Technik entwickelt." Nun seien die Wasserversorger am Zug.

Dass die Uranbelastung des Trinkwassers ein fränkisches Problem ist, hat seinen Grund in der dortigen Geologie. "Uran 238 ist ein natürlicher Bestandteil in Millionen Jahre altem Granit", sagt Albert Göttle, der Präsident des Landesamts für Umwelt. "Überall dort wo dieses Urgestein in wasserführenden Erdschichten vorhanden ist, wird das Uran ausgeschwemmt und findet sich deshalb im Trinkwasser wieder." Das ist vor allem in den fränkischen Mittelgebirgen der Fall.

So auch in Hirschaid bei Bamberg. "Das Wasser aus unserem Hauptbrunnen hatte immer eine viel zu hohe Uranbelastung", berichtet Josef Seuberth, der in Hirschaid für die Trinkwasserversorgung zuständig ist. "Mal waren es 28Mikrogramm, dann wieder 35 und einmal waren es sogar 41 Mikrogramm."

Anders als in anderen Kommunen fackelte der Gemeinderat nicht lange und investierte knapp 150.000 Euro in eine hochmoderne Filteranlage. "Vor einem Dreivierteljahr haben wir sie in Betrieb genommen", sagt Wasserwart Seuberth. "Seither halten wir den Richtwert exakt ein."

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