Gesundheitswesen:Patientenschützer kritisieren lange Wartezeiten bei Kassenpatienten

Leere Wartezimmer, wie hier im Bild, bekommen Kassenpatienten selten zu Gesicht. (Foto: Daniel Karmann/DPA)

Der Deutschen Stiftung Patientenschutz zufolge warteten gesetzlich Versicherte oft 30 Tage oder länger auf einen Arzttermin. Der Wegfall der Neupatientenregelung habe die Lage zusätzlich verschärft.

Wer nicht privat versichert ist, muss in Deutschland oft lange auf einen Arzttermin warten, sagen Experten. "Kassenpatienten werden nach wie vor häufig vertröstet. Zum Teil beträgt die Wartezeit 30 Tage und mehr", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, am Dienstag der Rheinischen Post.

Seit die sogenannte Neupatientenregelung im Januar abgeschafft wurde, habe sich die Lage weiter verschärft. Bei Privatpatienten gehe es schneller, sagte Brysch. Durch diese Regel bekamen Ärzte über Jahre hinweg mehr Geld, wenn sie neue Patientinnen und Patienten aufgenommen hatten. Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) schaffte diese Regelung ab - auch wenn es gegen diese Entscheidung Protest gab. Kassenärztliche Vereinigungen und niedergelassene Ärzte hatten sich gegen die Abschaffung der Neupatientenregelung ausgesprochen. Für die Praxen war der Schritt mit finanziellen Einbußen verbunden.

Die Terminservicestellen, die als Ersatz für die Neupatientenregelung geschaffen wurden, hätten die Situation nicht verbessert, kritisierten die Patientenschützer. Zwar habe die Bundesregierung kürzlich die Extravergütung für Arztpraxen erhöht, die Patientinnen und Patienten über die Terminservicestellen vermittelt bekommen, die Wirkung bleibe aber abzuwarten.

Brysch fordert außerdem, dass die Terminservicestellen künftig auch Hausbesuche bei Kassenpatienten und -patientinnen vermitteln. Das gezielte Vermitteln von Hausbesuchen sei bisher nicht vorgesehen, das müsse sich dringend ändern. "Pflegebedürftige, schwerstkranke und nicht mobile Menschen drohen weiter abgehängt zu werden. Sie sind ans Bett gebunden oder nicht in der Lage, die Praxis aufzusuchen, und benötigen den Arzt zu Hause", kritisierte Brysch.

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