Cocktailbar Maxvorstadt "Bar Triana":Spanisch für Fortgeschrittene

Auch ohne Schinken ist gut trinken: Die Bar Triana bringt ein Stück Spanien jenseits der Klischees in die triste Schleißheimer Straße.

Anna Fischhaber

Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Während sich im Glockenbach ein Szeneschuppen an den nächsten reiht, verirrt man sich in die Bar Triana hinter dem Stiglmaierplatz kaum zufällig. Das Café Pussycat, eine Sportsbar und eine Handvoll exotischer Imbissbuden verleihen der grauen Wohnsiedlung am Anfang der Schleißheimer Straße ein wenig Leben, ansonsten ist hier nicht viel los. Die Bar Triana, fast verborgen hinter parkenden Autos, passt sich äußerlich der tristen Umgebung an. Nur ein paar Kacheln an der unscheinbaren rosa-bräunlichen Hauswand weisen darauf hin, dass sich hier eine spanische Kneipe befindet.

Auch das Innere der Bar Triana ist eher unspektakulär, die zwei kleinen Räume haben wenig gemein mit Texmex und überladener Folklore. "Auf Gitarren an der Wand haben wir bewusst verzichtet", sagt Besitzer Erik Perthen. Nur eine wenige antike Kacheln hat er aus Spanien mitgebracht. Dabei steht Triana, das Ausgehviertel im andalusischen Sevilla, für viele Deutsche synonym für Flamenco und Toreros. Mit solchen Klischees will die Bar Triana aber zum Glück nichts zu tun haben.

Das kleine Lokal hat seinen ganz eigenen Stil gefunden. Die Einrichtung wirkt provisorisch, fast zufällig hingestellt. Die Gäste können es sich auf einfachen Holzmöbeln, die Perthen aus dem Altsammellager des französischen Priesters Abbé Pierre importiert hat, gemütlich machen. Übereinander gestapelte Weinkisten dienen als Regale. Im Hinterraum hat Perthen bei der Renovierung ein Wandbild aus dem letzten Jahrhundert freigelegt, das die Kneipe unfertig erscheinen lässt. Orange Lampen lullen das Publikum mit ihrem warmen Licht ein. Die türkis gekachelte Bar bildet einen gelungenen farblichen Kontrast.

Gartenfeste und Schinkenkeulen

Zufällig ist dieser minimalistische Stil nur auf den ersten Blick, dahinter steht eine Münchner Architektin. Auch die Terrasse der Triana zeugt von Kreativität: Direkt neben der Bar befindet sich eine brach liegende Baulücke. Im Sommer haben die Betreiber der Triana auf dem Rasen zwischen Bäumen und grauen Hauswänden ein paar Tische und Stühle aufgestellt. Kerzen drauf - und fertig ist der urbane Weingarten. Die Nachbarschaft hat sich inzwischen so sehr an die lauschige Gartenfest-Atmosphäre gewöhnt, dass sie gemeinsam mit dem Wirt gegen eine Bebauung kämpft.

Traditionell ist somit nur die Küche der Bar Triana. Von der Decke baumelten viele Jahre riesige Schinkenkeulen, bis das Kreisverwaltungsreferat dem Lokal einen Besuch abstattete. Die spanische Tradition sei hierzulande unhygienisch, beschlossen die deutschen Bürokraten. Auf der wöchentlich wechselnden Karte stehen allerlei Fischspezialitäten, Tapas und spanischer Käse. Auf Wunsch werden die iberischen Spezialitäten auch nach Hause geliefert. Allerdings muss man ein bisschen Glück haben - die Speisen schmecken an manchen Tagen vorzüglich, an anderen sind sie trocken oder nur halb durch.

Durchweg empfehlenswert, aber nicht ganz billig und ziemlich hochprozentig, ist dagegen das große Sortiment an Weinen. Rund 100 Rebensäfte von der iberischen Halbinsel importiert Perthen. Die Bar Triana versteht sich als Vinothek - die freundlichen Barkeeper, alle aus Spanien, veranstalten auf Wunsch für jeden Gast eine individuelle Weinprobe und helfen bei der Auswahl. Außerdem gibt es spanischen Sherry und Bier wie San Miguel vom Fass oder Estrella de Galicia - und für bayerische Gemüter auch Tegernseer.

Doch es sind vor allem Spanier und Spanienfans, die sich hier treffen. Die Bar Triana will Begegnungsebene für spanische Kultur in München sein. In unregelmäßiger Folge finden Filmvorführungen, Lesungen und Musikabende statt, bei der EM fieberte man mit der spanischen Elf bis zum Titel. Am frühen Abend ist die Stimmung dennoch oft ein wenig melancholisch. Aus den Boxen tönt spanischer Elektro, bei einem Glas schwerem Rotwein kann man an der gepolsterten Fensterbank lehnen, vor den großen Schaufenster zieht das triste Leben der Schleißheimer Straße vorbei.

Doch das Verweilen lohnt sich - zudem es kaum eine nette Bar in der Nähe gibt, die zu Fuß zu erreichen wäre. Je später der Abend, desto mehr füllt sich die Kneipe. An der Bar diskutieren die Nachbarn nun darüber wie man die Grünfläche erhalten kann. Auf der Couch haben es sich Austauschstudenten aus der nahe gelegenen TU gemütlich gemacht. Stühle werden zusammengerückt, das Durchkommen schwerer. Viele der Gäste kennen sich und die Betreiber, man begrüßt sich mit Bussi links, Bussi rechts, die Atmosphäre ist familiär - fast wie in einem spanischen Wohnzimmer.

Bald sind die zwei kleinen Räume mit verschiedenen Sprachfetzen und einer lärmenden Fröhlichkeit erfüllt. Und während draußen die Dunkelheit anbricht, lässt einen der südländische Trubel vergessen, dass man sich bartechnisch im Münchner Nirgendwo befindet.

Schleißheimer Straße 19, Maxvorstadt, U-Bahn Stiglmaierplatz. Öffnungszeiten: Täglich von 18 bis 01 Uhr, Tel.: 55269123, mehr Informationen unter www.bartriana.de

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