Wein-Degustation:"De gustibus non est disputandum"

Über Geschmäcker soll man nicht streiten - Wie man Weine probiert

Stephan Reinhardt

Die einen machen einen Wahnsinns-Hype um sie, während andere nicht einmal wissen, was eine Degustation überhaupt ist: Heilige Messe, Heidenspaß oder messerscharfe Analyse?

Oz Clarke, britischer Weinjournalist und Buchautor, betrachtet Wein. Sein Buch "Die kleine Weinschule" ist im Droemer-Verlag erschienen. (Foto: Foto: Droemer-Verlag)

Sowohl den einen wie den anderen sei gesagt, dass eine Wein-Degustation nur das vornehmere Wort ist für das, was sich hinter einer Weinprobe verbirgt: das bewusste Wahrnehmen der sinnlichen Eindrücke des Prüfens und Kostens von Wein in Bezug auf Farbe, Geruch und Geschmack. Nicht weniger, und eigentlich auch nicht viel mehr.

Was aber mitunter daraus für ein Bo-Hey gemacht wird, ist meistens nur noch lustig. Denn oftmals endet eine mehr oder weniger großangelegte Weinprobe in erschreckend ernsthaft geführten Disputen über das, worüber eigentlich nicht zu streiten ist, nämlich das jeweils subjektive ästhetische Urteil. "De gustibus non est disputandum", wussten schon die ständig weinberauschten Römer: "Über Geschmäcker ist nicht zu streiten", sangen sie, fröhlich vereint ihre süße Plörre kippend. Sehr zur Freude übrigens nicht nur von Asterix & Co., sondern auch von Dramatikern wie Shakespeare, der in kaum einem seiner Historiendramen von "Cäsar" bis "Cleopatra" auf ein römisches Saufgelage verzichten mochte. Immerhin war es das geeignete dramaturgische Mittel, um das Unmögliche möglich zu machen: der Großmacht ein Schnippchen zu schlagen, um dem Sex oder der Intrige eine Chance zu geben.

Doch wir schweifen ab. Gerade so, als hätten wir die Degustation schon hinter uns, dabei liegt sie erst noch vor uns.

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