Überraschendes Risiko:Linkshänderinnen erkranken häufiger an Brustkrebs

Das Risiko an Brustkrebs zu erkranken scheint deutlich stärker mit Linkshändigkeit verknüpft zu sein als mit Tabakkonsum oder der Einnahme der Anti-Baby-Pille.

Christina Berndt

Dieser Risikofaktor für Brustkrebs ist besonders ungewöhnlich. Linkshänderinnen erkranken deutlich häufiger an einem solchen Tumor als Rechtshänderinnen, schreiben niederländische Wissenschaftler in der neuesten Online-Ausgabe des British Medical Journal.

Das Risiko der Frauen, die bevorzugt die linke Hand benutzen, ist fast eineinhalbmal so hoch wie das anderer Frauen; und das Risiko, vor den Wechseljahren an Brustkrebs zu erkranken, ist sogar fast zweieinhalbmal so hoch. Damit ist die Vorliebe für die linke Hand erheblich stärker mit der Gefahr für Brustkrebs verknüpft als rauchen oder fünf Jahre lang die Anti-Baby-Pille einnehmen.

Auch wenn der Zusammenhang zunächst absurd erscheint: Die Epidemiologen von der Universitätsklinik in Utrecht haben schwer gearbeitet, um ihn zu erhärten. Und die Daten, die sie mit einiger Mühe zusammengetragen haben, haben eine große statistische Aussagekraft: Schon Mitte der 80er-Jahre haben die Wissenschaftler mit ihrer Studie begonnen.

Damals stellten sie zu über 12.000 gesunden Frauen Kontakt her, die zwischen 1932 und 1941 in Utrecht geboren waren. Die Frauen füllten einen Fragebogen aus, in dem sie Angaben über ihren Lebensstil, die Zahl ihrer Kinder und Fälle von Brustkrebs in ihrer Familie machten - und auch über die Hand, die sie von Geburt an bevorzugten.

Dem regionalen Krebsregister konnten die Epidemiologen um Cuno Uiterwaal dann entnehmen, welche Frauen in den folgenden 16Jahren an Brustkrebs erkrankten. Dabei zeigte sich der frappierende Zusammenhang mit der Linkshändigkeit.

Doch anders als mit dem Rauchen aufzuhören schafft es keineswegs Abhilfe, wenn Frauen nur noch die rechte Hand zum Schreiben benutzen. Denn die Vorliebe für die linke Hand an sich ist es natürlich nicht, die Zellen der Brust bösartig werden lässt.

Vielmehr haben das bevorzugte Benutzen der linken Hand und die Anlage zu Brustkrebs offenbar eine gemeinsame Ursache: Beide können die Folge sein, wenn ein Baby im Bauch seiner Mutter einer besonders hohen Konzentration von Sexualhormonen ausgesetzt ist.

Die Hormone verändern vermutlich nicht nur das Brustgewebe, sodass sich später leichter eine Geschwulst entwickelt. Sie scheinen sich auch auf die Hirnentwicklung auszuwirken - und damit auf die Präferenz für eine Seite. Erst dadurch erklärt sich der ungewöhnliche Zusammenhang.

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